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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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ihr sagen wollte, doch blieben ihm immerhin noch zwei Stunden, um sich gründlich vorzubereiten. Neun Uhr war die Deadline. Um neun Uhr durfte er sie wecken, hatte er festgelegt. Es schien, als steckte der Minutenzeiger seiner Uhr fest. Die Zeit floss zäh wie Ahornsirup. Ungeduldig tigerte er durch die Wohnung und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, sich auf sein delikates Projekt zu konzentrieren. Sein Blick schweifte zum Fenster hinaus aufs ruhige Wasser am Horizont. Die Kronen der Palmen entlang der Boulevards bewegten sich kaum, es musste nahezu windstill sein. Wasser - klar, das war die Lösung. Er wusste jetzt, wie er vorgehen musste.
    Um zehn vor Neun hielt er es nicht mehr aus. Er drückte die Anruftaste und wartete. Niemand meldete sich. Als er schließlich Julies Stimme auf dem Anrufbeantworter hörte, legte er auf. Er wollte ihr nicht einfach eine Nachricht hinterlassen. Dieser erste Anruf war zu wichtig. Wenigstens stimmt die Nummer , dachte er erleichtert und enttäuscht zugleich. Nach ein paar Minuten würde er es nochmals versuchen, so lange, bis sie irgendwann antwortete. Das Handy fiel ihm aus der Hand, als es plötzlich zu zirpen begann. Hastig hob er es auf. Julie stand auf dem Display. Mit zitternder Hand drückte er die Empfangstaste.
    »Hallo?«
    »Guten Morgen. Schon munter?«, sagte Julie mit ihrer samtweichen Stimme. »Sie haben angerufen? Tut mir leid, ich war unter der Dusche.« Beinahe hätte Nick den sorgfältig zurechtgelegten roten Faden wieder verloren. Die Vorstellung dieser hinreißenden Frau unter der Dusche trieb ihm Schweißperlen auf die Stirn.
    »Ja - nein - hallo Julie. Ich habe Sie hoffentlich nicht geweckt«, stammelte er hilflos und bereute sofort, was er gesagt hatte. »Ach, ich Dummkopf. Sie waren ja wohl schon ...« Sie unterbrach ihn kichernd:
    »Ja, keine Sorge, aber ich habe sofort zurückgerufen, noch bevor ich mir was überziehen konnte.« Er schluckte leer. Sein Rachen fühlte sich staubtrocken an und rau wie Sandpapier. Allmächtiger, sie hing nackt am Telefon! Bevor er sich weiter verhaspeln konnte, setzte sie noch etwas Druck auf und fragte gespielt vorwurfsvoll: »Sie wollten nur die Nummer testen, nicht wahr?«
    »Nein, was denken Sie.« Er räusperte sich umständlich. »Ich - wollte Sie einladen.«
    »Oh, dann muss ich doch etwas anziehen«, lachte sie. »Nein, im Ernst, das ist sehr nett. Was haben Sie denn vor?«
    »Ich möchte Sie ausführen, an die Marina. Ich will Ihnen etwas zeigen.« Er wartete gespannt auf ihre Reaktion. Wenn sie jetzt nein sagte, wusste er nicht mehr weiter.
    »Sehr geheimnisvoll, junger Mann. Kann ich Ihnen denn trauen?« Erleichtert über die offensichtlich ironische Frage lachte er:
    »Es gibt viele Leute wo wir hingehen. Ich werde mich also wohl oder übel zurückhalten müssen.«
    »Dann bin ich beruhigt - und neugierig. Wo treffen wir uns?«
    Er schaute auf die Uhr: neun Uhr fünfzehn. Obwohl er kaum erwarten konnte, sie wiederzusehen, wollte er ihr ausreichend Zeit geben. Sie sollte sich auf keinen Fall bedrängt fühlen.
    »Wie wär's so um zwölf zum Lunch? Wir könnten uns beim Leuchtturm treffen.«
    »Zwölf ist O. K. Brauche ich irgendwelche spezielle Ausrüstung?«
    »Nein - doch, warten Sie. Etwas niedrigere Absätze wären von Vorteil.« Im letzten Moment hatte er an ihre sehr eleganten und äußerst ungeeigneten Schuhe gedacht. »Ist aber kein Problem. Ich könnte Sie auch ein Stück weit tragen.«
    »Hätten Sie wohl gern. Ich werde die flachsten Latschen anziehen, die ich finden kann.«
    »Großartig, also bis bald. Ich freue mich.« Nick strahlte das Handy an, als sei es Julie. Punkt eins seines Plans war erfolgreich abgeschlossen, er konnte stolz auf sich sein.
    Auf dem Weg zum Fisherman's Village parkte er kurz nach elf vor dem Waterside Shopping Center. Das Treffen musste perfekt vorbereitet sein, ein Fall für Ralphs. Dieser Laden war genau das, was er jetzt brauchte, denn er hatte sich vorgenommen, sie mit einem delikaten Picknick an einem ganz besonderen Ort zu überraschen. Eine halbe Stunde später stand er mit einer prall gefüllten braunen Papiertüte in der Tür des Geschäfts. Jimmy, der Spezialist, hatte ihm nur das Beste, davon aber reichlich, aufgeschwatzt: frische, süß duftende Baguettes, kanadischen Lachs auf Eis, französischen Käse, scharf gewürzte Hähnchenschenkel, knackigen Salat, Trauben, Melonenstücke, sowie die unvermeidlichen frozen Yogurts und eine edle Flasche Mumm Brut

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