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Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Titel: Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hallgrimur Helgason
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vorbei. Louis Armstrong kommt leise aus dem Radio, spielt seine Trompete und singt: »Heaven. I'm in heaven ...«
    »Wer hat sie umgebracht? Das FBI?«, frage ich, während ich meinen linken Fuß beiläufig hinter den rechten bringe.
    So kurz vor meinem Ende wieder meine eigene Sprache sprechen zu können, muss sein, wie als Kettenraucher ein Jahr in einer Nichtraucher-Todeszelle zu sitzen und dann kurz vor dem großen Knall eine letzte Zigarette angeboten zu bekommen. Kroatische Wörter kommen wie lustige Rauchkringel aus meinem Mund. Nun, wo ich Nikos Gesicht sehe, will ich eine rauchen.
    »Du hast sie umgebracht, Toxic.«
    Ich habe sie umgebracht. Mein Job auf der Müllkippe muss eine Serie von Racheaktionen ausgelöst haben. Aber das FBI bringt doch keine Leute um. Zumindest nicht, bevor diese Leute, motiviert von ihre entblößten Genitalien anbellenden Polizeihunden, ihre ganze Lebensgeschichte durch die dreckige Unterhose ausgeplaudert haben, die ihnen über den Kopf gezogen wurde. Ich kapiere es nicht. Ich war doch nur ein Killer. Ich wollte niemandem wehtun. Und jetzt bin ich schuld? Ich versuche, an einfachere Dinge zu denken. Ich darf nicht aufhören zu reden.
    »Hast du Munita umgebracht?«, frage ich meinen alten Freund und ehemaligen Mitbewohner und drücke die Spitze meines linken Schuhs heimlich gegen die Hacke des rechten.
    »Munita?«, sagt Niko verächtlich schnaubend und lacht.
    »Sie hatte einen tollen Body«, sagt Radovan. »Aber einen hässlichen Kopf.«
    Niko lacht. Niko lacht, und dies ist der richtige Moment. Ich drücke mit der linken Fußspitze gegen die rechte Hacke, bis die Sohle sich ablöst: Der Schuh öffnet sich hinten, und nachdem ich den Fuß anhebe und ein bisschen schüttele, fällt die kleine Waffe heraus. Jetzt liegt sie auf dem Boden. Ich stelle meinen linken Fuß auf sie drauf. Ich habe das hunderte Male gemacht. Immer wieder geübt, den ganzen Winter lang. Niko merkt nichts. Er lacht immer noch.
    »Einen hässlichen Kopf«, wiederholt der Fettsack.
    Dann biegt er von der Hauptstraße auf eine Schotterpiste in Richtung der Berge ab. Die Schneewehen sind fast alle verschwunden. Das Moos auf der Lava ist grün. Eine absolute LEERE umgibt ums. Kein Baum, kein Vogel, kein Nichts. Nur ein paar zerfurchte Felsen und hier und da ein Flecken Moos. Größer könnte der Unterschied zu den weißen, mit Zypressen und Olivenbäumen bewachsenen Klippen in der Umgebung von Split kaum sein. Ich habe zwar inzwischen angefangen, diese eiskalte Leere zu mögen, aber trotzdem: Den Frühling an der Adria vermisse ich noch immer. Plötzlich summe ich unsere Nationalhymne, Lijepa naša.
    Drava, Sava, fließet weiter, Donau, verlier nie deine Kraft.
    Niko spitzt die Ohren, kann aber weder Text noch Melodie erkennen. Ich summe etwas lauter. Mir wird warm. Jedes Mal, wenn ich dieses Lied höre, tauchen 20000 Kroaten vor meinem Auge auf.
    Sie tragen die rot-weißen Trikots der Nationalmannschaft und singen sich vor unserem letzten Spiel in Frankreich '98 im Stadion die Lunge aus dem Leib.
    Blaues Meer, sag du der Welt: Eine Kroate liebt sein Heimatland.
    »HALT DIE FRESSE!«, brüllt Niko. »HALT SOFORT DIE FRESSE!«
    »Okay«, sage ich. »Kann ich noch eine Zigarette haben, bevor ihr mich tötet?«
    »Hast du wieder angefangen zu rauchen?«
    »Keine Sorge. Die eine Kippe wird mich schon nicht umbringen.«
    Er sieht mich an, als wolle er mich sofort abknallen. Und er hätte es wohl auch getan, wenn dies nicht ein zwei Stunden alter Audi wäre.
     

34. BOK
    Radovan parkt auf einer Art Parkplatz am Straßenrand, dann wird es still. Ich versuche ruhig zu bleiben, als Niko aussteigt und die Tür offen lässt. Er macht ein paar rasche moderne Tanzschritte im Geröll und zeigt seiner Pistole die Umgebung. Klar Mann, immer auf der Hut sein vor den Weißmützen. Ich beuge mich nach vorne und schaffe es, die kleine Pistole vom Boden aufzuheben, ohne dass der Fahrer etwas merkt. Ich will ihn gleich erledigen, aber als Niko schreit, ich solle endlich aussteigen, zögere ich. Warum zögere ich bloß? Ich stecke die Pistole unauffällig in meine Tasche und steige aus, während mein Herz alle mögliche Musik durcheinanderspielt wie ein verrücktgewordenes Radio. Nun bin ich so gut wie tot.
    Die helle Frühlingsnacht ist arschkalt. Niko befiehlt mir, vor ihm zu gehen, von der Straße weg, und ruft dann dem Sonnenbebrillten im Auto etwas zu. Ich stolpere über die scharfkantige, unebene Lavafläche. Hier und da sind

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