Zehn zärtliche Kratzbürsten
trug die Unterschrift von Oberst Sirenius, Chef der Materialabteilung des südlichen Militärbezirkes. Das schwere Bukett schmückte militärisch prächtig den imposanten Tisch.
Rauno Rämekorpi öffnete den Kühlschrank, der hinter ihm stand, und nahm zwei Flaschen Bier heraus. Dann goss er das kalte Malzg e tränk in die Gläser. Auch Sorjonen löschte seinen Durst, denn der Genuss einer einzelnen Flasche war auch dem Taxifahrer gestattet. Als sie das Bier ausgetrunken hatten, erhob sich Rauno Rämekorpi, um Sorjonen seine Fabrik zu zeigen.
In den Büroräumen gab es nicht viel zu sehen, aber draußen e r klärte er seinem Gast die Geschichte des Hauptkontors. Das Gebäude war eine fünfzig Meter lange, zweistöckige Kaserne aus Backstein, sie war zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts erbaut worden, den Urkunden zufolge entweder 1825 oder 1826. Wie die Gedenktafel an der Tür zeigte, war in der Kaserne seinerzeit die Exercis-Compagnie des Distrikts Helsinki, die der ersten finnischen See-Equipage ang e hört hatte, stationiert gewesen. Ihr hatten, laut mehrerer Quellen, 112 Scharfschützen, 10 Unteroffiziere und 6 Offiziere unter der Führung von Hauptmann Fredrik Mallander angehört. Im Jahre 1884 war die Garnison verlegt worden, und die Kaserne hatte fortan als Fabrikg e bäude gedient. Zunächst war es eine Zuckerfabrik gewesen. Als sie pleite gegangen war, waren für kurze Zeit eine Seilflechterei und mehrere Werkstätten eingezogen, später, zu Beginn des nächsten Jahrhunderts, eine Tabakfabrik.
Rauno: Diese Fabrik war seinerzeit sehr bekannt, hier wurden Zigaretten, aber auch edler Pfeifentabak sowie Kautabak, also Priem, hergestellt.
Rauno Rämekorpi erwähnte, dass in den besten Jahren vor dem Bürgerkrieg hier in der Tobacco Tikkurila feine Zigaretten der Marke »Jalo« sowie die einfachere Sorte »Ahkera« hergestellt worden waren. Es war zu jener Zeit die drittgrößte Tabakfabrik Finnlands gewesen.
Nach dem Bürgerkrieg war an diesem Standort keine Industrie mehr betrieben worden, und in der ehemaligen Kaserne wurde ein Materiallager der Armee untergebracht. Nach Ende des zweiten Weltkriegs hatte man die beiden anderen Kasernen auf dem Gelände abgerissen, und diese dritte hatte leergestanden, bis Rauno Rämeko r pi sie in den Siebzigerjahren zunächst gemietet und dann gekauft hatte, als Industriehalle für seinen Konzern. Als dann später auf dem ehemaligen Übungsplatz drei moderne Industriehallen entstanden waren, hatte er in der alten Kaserne die Verwaltung untergebracht. Heute stand das Gebäude unter Denkmalschutz, und an der Fassade durften keine Veränderungen vorgenommen werden.
Der Industrierat zeigte Sorjonen auch die neuen Fertigungshallen mit den modernen Produktionsanlagen. Stolz führte er den Taxifahrer durch die großen, verwaisten Gebäude.
Sorjonen: Die Maschinen stehen still, und Arbeiter sind nicht zu sehen.
Rauno erklärte selbstbewusst, dass er nicht zu jenen Arbeitgebern gehöre, die ihre Leute in drei Schichten schuften ließen. Eine Schicht pro Tag reichte, die Wochenenden waren frei. Er hatte mit Nachta r beit schlechte Erfahrungen gemacht, die Leute litten unter Depress i onen und wurden krank, zwar liefen die Maschinen, aber die Sozia l ausgaben überstiegen bei Weitem den Gewinn.
Rauno: Ich habe stets die Meinung vertreten, dass nachts nur H u ren, Diebe und Sklaven arbeiten.
Sorjonen: Und Taxifahrer und Industrieräte.
Rauno: J a, wir natürlich, und der Erfolg stellt sich prompt ein, uneheliche Kinder rechts und links.
Sorjonen stieg in sein Taxi und fuhr davon. Rauno Rämekorpi blieb, trübe gestimmt, in der Firma. Er hatte zu nichts richtig Lust.
Das Bier war alle, und der Champagner schmeckte ihm nicht mehr. Ha, in der Sauna stand ein zweiter Kühlschrank, dort waren immer kalte Getränke, die Putzfrau sorgte kontinuierlich für Nac h schub. Rauno Rämekorpi faltete die Jacke seines Fracks zusammen, legte sie auf den Konferenztisch und ging in die Sauna hinüber. Er war bass erstaunt, als er entdeckte, dass im Kaminzimmer Licht brannte. Aus dem Schwitzraum hörte er heftige Schläge mit dem Quast. Der Saunaofen schien glühend heiß zu sein, und durch die Glastür konnte Rauno sehen, dass dort drinnen eine Frau zugange war, die Putzfrau Saara Lampinen. Große Brüste und dichte Beha a rung zwischen den Beinen, ein prachtvoller Anblick für den Indus t rierat, der nach den Erlebnissen der vergangenen Stunden sehr empfänglich dafür war.
Saara: Mehr
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