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Zehn zärtliche Kratzbürsten

Zehn zärtliche Kratzbürsten

Titel: Zehn zärtliche Kratzbürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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    Zufrieden mit ihrer effektvollen Verkaufsrede bat Saara Lampinen ihre Gäste, sie erneut in den Schwitzraum zu begleiten. Sie erklärte, dass man sich durch die Geschäfte, und seien sie auch noch so interessant, nicht den wunderbaren Genuss verderben lassen durfte, den nur die finnische Sauna dem Menschen zu geben vermochte.
    Saara: Lediglich nette weibliche Gesellschaft fehlt uns, aber wenn alles so läuft wie gewohnt, wird vielleicht über kurz oder lang eine Putzfrau hier auftauchen, übrigens eine Frau, die nicht auf den Mund gefallen ist …, sie heißt Saara, wenn ich mich richtig erinnere.
    Als die Putzfrau mit ihren gedachten Gästen in der Sauna ve r schwunden war, schlich sich Industrierat Rauno Rämekorpi aus dem Umkleideraum und lief in sein Büro. Rasch zog er den Frack aus und beschloss, Saara Gesellschaft zu leisten. Er hatte lange genug ihre üppigen Formen bewundert, und sowieso hatte er Lust, sich zu reinigen.
    In der Sauna klatschte es wieder heftig, als die Putzfrau ihre Ha n delspartner mit dem Quast bearbeitete. Jetzt, so schien es, hatte sie anstelle der Russen deutsche Käufer da. Saaras Ton war strenger, und die Gespräche liefen zügiger. Als sie wieder ins Kaminzimmer kam, sprach sie mit deutschem Tonfall und sehr sachlich.
    Saara: Jawohl, bitte schön, hier sind Eisbein und Wurst, bedienen Sie sich, werte Herren.
    Gegenstand der Verhandlungen waren jetzt nicht Schiffskabinen, sondern hydraulische Automatikpumpen, die in Industrieanlagen verwendet wurden. Die Pumpen machten ein Drittel der Produktion des Konzerns aus. Saara Lampinen schien sich auch in der neuesten Pumptechnik einigermaßen auszukennen. Sie stellte die entspreche n de Produktion, von der kleinsten bis zur größten Pumpe, vor und machte den Deutschen dann überraschend ein Angebot über tausend riesige superstarke Automatikpumpen. Rauno Rämekorpi stand verdattert hinter der Duschwand des Umkleideraumes und verfolgte die Verhandlungen: Saara bot die tausend Einheiten zu einem deutl i chen Überpreis an, unter diesen Bedingungen würden sich jedenfalls die Deutschen nicht auf das Geschäft einlassen. Saara war jedoch nicht willens, von ihrem Angebot herunterzugehen, sondern sagte, dass der Konzern nicht bei den Preisen konkurrieren wolle, sondern es gehe ihm hauptsächlich um die Spitzenqualität. Das schienen die deutschen Geschäftspartner zu begreifen. Rämekorpi hatte den Eindruck, dass der Handel zustande kam, und als die Putzfrau noch in ihrer Fantasie ein paar kleinere Geschäfte mit Norwegern und Schweden abgeschlossen hatte, kehrte sie abermals zu den Gro ß pumpen zurück. Der Industrierat fand den Preis immer noch zu hoch, und es hielt ihn nicht länger in seinem Versteck, er trat vor und sagte seine Meinung zum Geschäftsgebaren der Firma, immerhin war er der Chef im Haus.
    Rauno: Hör zu, liebe Saara, in diesem Haus wird kein Wucher betrieben, jedenfalls nicht bei so großen Abschlüssen.
    Der Direktor und die Putzfrau standen sich nackt gegenüber. Es dauerte einen Augenblick, ehe Saara Lampinen sich von ihrer Übe r raschung erholt hatte, sie erkannte Rauno Rämekorpi natürlich sofort, goss ihm wie selbstverständlich Bier ein und reichte ihm die Platte mit den Würstchen.
    Saara: Nanu, Rämekorpi höchstpersönlich! Welcher Wind hat dich denn hergeweht?
    Rauno sagte, er habe aus der Sauna Gemurmel gehört und nachs e hen wollen, wer dort Geschäftsverhandlungen führte. Er habe selbst Verlangen nach Gesellschaft in der Sauna gehabt, und als er seine Putzfrau erkannt habe, habe er nicht anders gekonnt, als sich ausz u ziehen und in den Umkleideraum zu kommen. Er habe ihr eine Weile zugehört und gesehen, dass sie ganz allein in der Sauna gewesen sei und mit Geschäftspartnern gesprochen habe, die in ihrer Fantasie existierten, doch obwohl es sich um einen Monolog gehandelt habe, bestehe trotzdem kein Grund, den Preis derart in die Höhe zu treiben. Nicht mal in der Fantasie käme ein Geschäft zustande, wenn die Forderung nicht ausgehandelt werden konnte, jedenfalls nicht mit den Deutschen, und vor allem nicht, wenn es um einen Posten von tausend Industriepumpen ging. Außerdem würde die Lieferung einer so großen Menge neun, vielleicht auch zehn Monate in Anspruch nehmen. Der Konzern hätte gar nicht das Produktionsvolumen für solche riesigen Vorhaben.
    In

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