Zehn zärtliche Kratzbürsten
bestem Einvernehmen tranken die beiden ein kaltes Bier. Dann rösteten sie sich im Kaminfeuer Würste, und anschließend begaben sie sich in den Schwitzraum, um in Ruhe auszuspannen und grün d lich zu saunieren.
Drinnen entschuldigte sich Saara Lampinen bei Rauno dafür, dass sie unerlaubt in den Repräsentationsräumen der Firma zu saunieren pflegte. Das gehörte eigentlich nicht zu den Privilegien einer Put z frau, sie hatte es sich einfach in den letzten Jahren zur Gewohnheit gemacht. Wenn sie die Büros geputzt und zum Schluss das Kami n zimmer und die Sauna samt Nebenräumen gereinigt hatte, hatte sie einfach das unwiderstehliche Verlangen gehabt, selbst ein tüchtiges Schwitzbad zu nehmen. Sie war nur eine gewöhnliche Putzfrau, doch auch sie hatte Träume, war ein Mensch mit Gefühlen, sie gab jede Woche ihren Lottoschein ab, und wenn sie eines Tages den Jackpot gewinnen würde, dann würde sie sich ganz bestimmt ein anständiges Haus mit einer prächtigen Sauna bauen. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf hatte sie seinerzeit die Knöpfe des Elektro-Ofens g e drückt, und als sie dann mit ihrer Arbeit fertig gewesen war, hatte sie sich, ohne dass jemand sie gestört hätte, auf die Schwitzbank gelegt. Fabrik und Verwaltung waren verwaist gewesen, nur in den Produ k tionshallen hatte ein, zwei Mal in der Stunde ein einsamer Wac h mann seine Runden gedreht. Die Firma gehörte an den Wochenenden tatsächlich mit Sauna und allem Drum und Dran ganz Saara.
Saara: Ich habe sogar meine Besuche in der Schwimmhalle ei n gestellt, weil du eine so gute Sauna hast.
Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, ein Mal pro Woche, jeweils am Sonnabend, ihr Schwitzbad zu nehmen. Manchmal ließ sie sich von ihrer besten Freundin begleiten, doch im Allgemeinen saunierte sie allein. Sie brachte sich ein paar Flaschen Bier mit, die sie, während sie putzte, im Kühlschrank kalt stellte.
Rauno gewährte Saara umgehend das Recht zum Saunieren, und das Bier könnte sie sich von den hauseignen Vorräten nehmen.
Sie fand, dass das Saunieren auf eigene Faust spannend gewesen war, es hatte einen besonderen Reiz gehabt, war ein Vergnügen gewesen, das sie als freie Putzfrau sich selbst gegönnt hatte.
Saara: Du kannst mir ja gelegentlich Gesellschaft leisten, damit ich die Pumpen nicht allein verkaufen muss.
Rauno: Ich sollte dich in die kaufmännische Abteilung versetzen, du scheinst mir recht geschickt im Verhandeln zu sein.
Saara: Mir fehlen die Sprachkenntnisse für Geschäfte mit den Russen oder den Deutschen. Notfalls kann ich ein bisschen Schw e disch, aber auch nur, wenn ich beschwipst bin.
Raunos Bart war gewachsen, sein Gesicht war mit dichten Sto p peln bedeckt. Er erinnerte sich, dass es irgendwo im Gästetrakt einen Rasierapparat und Rasierwasser gab. Saara fand beides sofort im Schrank des Umkleideraumes, der Rasierapparat, das Geschenk irgendwelcher russischen Kunden, war ein altes sozialistisches Modell mit scharfer, stabiler Klinge. Die Putzfrau freute sich über ihr verbrieftes Recht aufs Saunieren und wollte sich Rauno gegenüber erkenntlich zeigen.
Saara: Kriech da auf die Bank, und leg dich auf den Rücken, ich rasiere dich und wasche dich auch gleich.
Rauno Rämekorpi legte sich hin. Saara Lampinen seifte sein krä f tiges Kinn ein und setzte sich dann rittlings auf seinen Bauch. Rasch verschwanden die Bartstoppeln unter der Einwirkung von Wasser und Schaum. Saara verrieb Parfüm auf den glatten Wangen und schmatzte einen Kuss drauf. Da wurde dann die Waschprozedur nicht länger fortgesetzt, sondern die Putzfrau ritt auf ihrem Chef viele Kilometer weit. Das war ein flotter Galopp! Hinterher gingen beide noch einmal unter die Dusche und nahmen abschlie ß end ein sanftes Schwitzbad.
Saara fand, Rauno Rämekorpi sei ein Eber von einem Mann. Er grunzte und wühlte, aber immerhin hatte er die gute Eigenschaft, dass er ordentlich verheiratet war und keine anderen Frauengeschic h ten hatte. Keine Frau, die auf sich hielt, wollte den Mann ihrer Wahl mit anderen Konkurrentinnen teilen.
8 Kirsti
Der frisch gebadete Industrierat rief Seppo Sorjonen an und bat ihn, wieder nach Tikkurila zu kommen. Die Putzfrau blieb noch eine Weile im Gebäude, um in der Gästesauna Ordnung zu schaffen.
Rauno versuchte erneut, seine Frau Annikki anzurufen, aber ihr Handy blieb hartnäckig stumm, und auf dem Festnetzanschluss daheim meldete sich auch niemand. Was mochte wohl in sie gefa h ren sein, dass sie einfach so
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