Zehn zärtliche Kratzbürsten
Arzt oder gar Orthopäde werden? Die verfli x ten Burschen hatten das große Los gezogen, wie man wusste.
Rauno Rämekorpi gab Ulla-Maija Lindholm einen feurigen A b schiedskuss und ging dann an Land. Neben Sorjonen stehend, sah er dem Boot, das sich in Richtung Katajanokka entfernte, liebevoll nach.
Alles in allem fühlte er sich angenehm glücklich. Er war sechzig geworden, hatte mehrere Frauen mit Blumen beglückt, aber jetzt freute er sich darauf, zu seiner lieben Gattin heimzukehren. Das Reisen hat seine Zeit, aber auch die Heimkehr hat ihre Zeit.
Rauno bat den Fahrer, die Rechnung für die Taxifahrten an das Büro seines Konzerns zu schicken. Als zusätzliches Trinkgeld steckte er ihm einen Tausendmarkschein in die Hand. Er konnte sich nicht verkneifen, damit zu prahlen, dass er zehn Kratzbürsten g e zähmt hatte. Das schluckte Seppo Sorjonen jedoch nicht ohne Ko m mentar.
Sorjonen: Wie aber wird es dir ergehen, wenn die elfte kommt?
Annikki Rämekorpi empfing ihren Mann glücklich. Sie umarmte ihn sogar, und sie bedankte sich bei Sorjonen, der, da war sie sicher, sich gut um ihren Gatten gekümmert hatte.
Das Ehepaar Rämekorpi schickte sich an, sein normales Familie n leben wieder aufzunehmen. Annikki musterte ihren Mann beifällig. Obwohl er fast zwei Tage lang weggeblieben war, war der Ausflug allem Anschein nach ordentlich und gesittet verlaufen, denn sein Frack war tipptopp in Ordnung, und eine Fahne hatte der Gute auch nicht. Er war rasiert, und in seinen Augen lag der heiter-zufriedene Ausdruck des Heimkehrers.
Rauno bedauerte, dass sich der Ausflug in die Länge gezogen ha t te. Er hatte es nicht übers Herz gebracht, die schönen Blumen auf die Müllhalde zu schaffen, sondern hatte sie an Mitarbeiter seiner Firma und ein paar andere Leute verteilt. Geschlafen hatte er in der Firma, dort hatte er auch sauniert und der Putzfrau ein Bukett mit Rosen geschenkt.
Er erzählte, dass er zum Zeitvertreib sogar im Nationalmuseum gewesen war. Das Haus war jetzt in bestem Zustand, und es gab dort prachtvolle Sammlungen. Er fand, dass man viel öfter Museen und andere Kultureinrichtungen besuchen und nicht immer nur schuften sollte.
Rauno legte seine Festgarderobe ab. Annikki faltete die Stücke zusammen und hängte sie in den Schrank. Arm in Arm betraten die beiden das Schlafzimmer.
Zweiter Teil Die Geschenkrunde
11 Der Weihnachtsmann und der Wichtel
Es war Adventszeit. Industrierat Rauno Rämekorpi und Taxifahrer Seppo Sorjonen hatten das Atelier von Schneider Kronquist in der Korkeavuorenkatu aufgesucht, um sich Maß nehmen zu lassen. Sie beabsichtigten, für Rämekorpi eine Weihnachtsmannuniform und für Sorjonen einen Wichtelanzug zu bestellen.
Kronquist war ein anerkannter Fachmann, bei ihm konnte man getrost Garderobe für offizielle Anlässe in Auftrag geben. Rauno Rämekorpi ließ ohnehin seine Anzüge maßschneidern, und nun kam auch der Taxichauffeur in den Genuss, sich Klamotten im Maßatelier bestellen zu können.
Rauno beabsichtigte, vor Weihnachten den zehn Kratzbürsten G e schenke zu überbringen, jenen Frauen also, die er im Herbst an seinem sechzigsten Geburtstag besucht hatte.
Er hatte mit ihnen auch danach einen losen Kontakt gepflegt, und nun hielt er es für angebracht, sie zu Weihnachten erneut zu bede n ken. Ein Gentleman vergisst nicht, wenn ihm Aufmerksamkeit erwiesen worden ist. Es war nur natürlich, dass Rauno für den Transport auf der Geschenkrunde wieder denselben Taxifahrer engagierte. Sorjonen wäre also ein Wichtel und sein Gehilfe , wä h rend er selbst in der Rolle des Weihnachtsmannes auftreten würde.
Kronquist schlug vor, dass das Gewand des Weihnachtsmannes der heutigen Mode entsprechen und von roter Farbe sein sollte. Die Aufschläge wären aus grauem Tuch. Das Gewand des Wichtels wäre entsprechend grau mit roten Aufschlägen. Beide Kostüme wären somit äußerst elegant und aufeinander abgestimmt, darin könnten die Herren auch vor anspruchsvollem Publikum auftreten. Sorjonen hatte die Idee, dass Rämekorpi eine Hose mit Klappe bekäme, wie sie früher die kleinen Jungen getragen hatten, jedoch sollte bei ihm die Klappe vorn und nicht hinten sein. Sie ließe sich bei Bedarf mühelos und schnell öffnen.
Sorjonen erwähnte noch, dass der Industrierat den Frauen nicht nur zu Weihnachten wohlgesonnen sei, und Kronquist hatte vollstes Verständnis dafür, dass der Kunde diese spezielle Hose brauchte. Aber mit welchem Schließmechanismus,
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