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Zehn zärtliche Kratzbürsten

Zehn zärtliche Kratzbürsten

Titel: Zehn zärtliche Kratzbürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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und so sank das Paar, das im Schnellverfahren Bekanntschaft g e schlossen hatte, ganz natürlich aufs Bett nieder. Rauno Rämekorpi war sofort voll bei der Sache, dank seiner guten Kondition und der Potenzpille. Das Alter bürgt für Qualität, dachte er zufrieden.
    Zwischendurch machten sie eine Pause, um im Wohnzimmer ein Glas Champagner zu genießen, und dann hatten sie es auch schon wieder eilig, ins Schlafzimmer zurückzukehren, um die gegenseitige Bekanntschaft zu vertiefen.
    Ulla-Maija: Es ist tatsächlich schon eine Weile her, dass ich mit einem Mann geschlafen habe. Wie schön, dass du hast kommen können.
    Nachdem sie ein zweites Mal der Liebe gefrönt hatten, ve r schwand Ulla-Maija im Badezimmer, und als sie zurückkam, bat sie Rauno, ihr ins Abendkleid zu helfen. Einen Slip darunter anzuziehen, hielt sie immer noch nicht für nötig.
    Ulla-Maija: So, nun geh dich duschen, und dann stecke ich dich in Leevis Frack. Diese Begegnung müssen wir richtig gründlich feiern. Champagner haben wir schon, aber wir brauchen noch mehr Essbares und auch ein paar andere Dinge.
    Sie rühmte sich damit, etwas vom Feiern zu verstehen. Seit sie ein junges Mädchen war, hatte sie, wann immer sich Gelegenheit bot, Feste arrangiert, und je älter sie geworden war, desto prachtvoller waren die Feste geworden. Schade nur, dass ihre heutigen Verm ö gensverhältnisse ihr nicht mehr erlaubten, ein Leben zu führen, wie sie es sich im Grunde wünschte. Aber da sich nun zufällig ein reicher Industrierat in ihr Haus verirrt hatte, und da man sich körperlich nähergekommen war, war jetzt die richtige Gelegenheit für eine zünftige Party gekommen. Außerdem war Raunos Feier zum sec h zigsten Geburtstag irgendwie noch nicht abgeschlossen. Der Gast dürfte sich getrost darauf verlassen, dass sie in der Lage war, etwas auf die Beine zu stellen.
    Rauno glaubte es durchaus, aber er musste wohl doch allmählich nach Hause zurückkehren. Seine Frau wunderte sich vermutlich schon, wo ihr Mann abblieb.
    Ulla-Maija: Nichts da! Jetzt ist Feiern angesagt, nach Hause kannst du immer noch.
    Nach der Dusche half sie ihm in das Festgewand. Die Witwe ha t te, wie sie fand, wirklich vorausschauend gehandelt, als sie den Frack ihres verstorbenen Gatten behalten und nicht an einen Secondhan d shop verkauft hatte. Als beide in voller Festmontur steckten, gönnten sie sich erst mal ein Glas Champagner. Plötzlich wurde Ulla-Maija traurig und begann zu schluchzen.
    Ulla-Maija: Es macht mich so schrecklich wütend, dass ich schon so alt bin.
    Rauno: Aber du bist immer noch vital, und deine Figur ist die e i nes jungen Mädchens.
    Ulla-Maija sagte, dass sie in den letzten Jahren Bitterkeit über das Altern empfunden habe. Das Leben sei viel zu schnell vorbeig e huscht. So viele Feste gäbe es noch zu feiern. Viele Leute fanden, dass der Tod eine natürliche Sache sei, doch so wolle und könne sie nicht denken. Der Tod sei kein befreiender Freund, sondern ein ungebetener Eindringling, ein finsterer Gerichtsvollzieher, dessen Wort niemand infrage stellen könne. Das Schlimmste für sie sei die Armut, die Rente einer Feldbischofswitwe sei nicht gerade üppig, an allem müsse sie sparen. Auch ihre Feste organisiere sie neuerdings in der Fantasie, wie demütigend!
    Ulla-Maija kramte aus der Schreibtischschublade zwei sauber b e schriebene Bögen heraus, die beide lange Listen enthielten. Eine war das Programm für eine Feier, das andere eine üppige Speisekarte, alles in Schönschrift verfasst.
    Ulla-Maija leugnete, leichtsinnig und verschwenderisch zu sein, sondern sie war einfach eine fröhliche Frau, die den Genuss liebe.
    Ulla-Maija: Ich war stets ein musischer Mensch, und auch heute noch habe ich eine schöne Singstimme.
    Sie fand, dass eine Frau wie sie die Lebensaufgabe hatte, ständig zu feiern, das Alter durfte dem keinen Abbruch tun.
    Rauno Rämekorpi las das Programm:
     
Einladungskarten zwei Wochen vor dem Ereignis absch i cken, in der Druckerei drucken lassen, Zahl der Teilnehmer: höchstens zwanzig. Nur einflussreiche Personen einladen.
Ort der Feier die eigene Wohnung. Blumensträuße und Wohlgeruch verteilen.
Während des ersten Drinks (Champagner natürlich!) Au f tritt eines Kammerchores, bestehend aus männlichen Sä n gern, mit Klavierbegleitung.
Begrüßungsworte. General Hedengren oder eine andere Person dieses Ranges.
Rezitation, Oiva Lohtander, die Gedichte im Anhang.
Festessen, Speisefolge auf gesondertem Blatt.
Zum Abschluss der

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