Zehn zärtliche Kratzbürsten
Reißverschluss oder Knö p fe? Unbedingt Knöpfe, erklärte Sorjonen, ein Reißverschluss könnte unter der großen Beanspruchung zu sehr leiden und dann nicht mehr richtig funktionieren.
Der Schneider versprach, die Gewänder beizeiten fertigzustellen. Als die Maße notiert und so weit alles erledigt war, gingen die Männer ins nahegelegene Restaurant Kappeli, um einen Lunch zu sich zu nehmen und den Ablauf der Geschenkrunde zu planen.
Während Rauno Rämekorpi in der Speisekarte blätterte, erzählte er, dass er in Angelegenheiten seines Konzerns das Industrie- und Handelsministerium aufgesucht habe. Im Gespräch mit dem Kanzle i chef sei die Rede auf seinen Auftritt als Weihnachtsmann geko m men. Auch im Ministerium habe man sich vor ein paar Jahren mit dem Thema Weihnachten befasst. Man habe ihm ein Heft aus der hauseignen Publikationsreihe »Untersuchungen und Rapporte« zur Ansicht überlassen, dieses Heft mit der Nummer 19/1998 trage den Titel Das ABC des Weihnachtsmannes.
Rauno fand, dass das Industrie- und Handelsministerium nicht gerade der ideale Partner war, um die Weihnachtsstimmung zu fördern. Dennoch war das Heft ein Beweis dafür, dass Interesse am Thema bestand.
Sorjonen blätterte in der Broschüre und las vor, wie das Minist e rium das Alter des Weihnachtsmannes definierte.
Sorjonen: »Der Weihnachtsmann ist so alt, dass er sich nicht ei n mal selbst an die Zahl seiner Jahre erinnert. Aber das spielt gar keine Rolle, denn dieser alte, aber zeitlose und freundliche Geselle ist der von allen akzeptierte und geliebte Überbringer der Weihnachtssti m mung, auch ohne Personalausweis.« Also du bist sechzig und zumi n dest von den Frauen akzeptiert und geliebt. Zweifellos Weihnacht s mann, Bock und Schwein in einer Person.
Während der Mahlzeit berieten sie, welche Weihnachtsgeschenke für die Frauen geeignet wären. Hier war Seppo Sorjonen eine große Hilfe. Er schlug unter anderem vor, dass Rauno einer von ihnen einen Geschenkgutschein für zwei Personen für das Kurhotel von Naantali schenken sollte. Rauno hatte sich dort im November z u sammen mit seiner Frau Annikki erholt, und er war mit der Einric h tung sehr zufrieden gewesen. Das Gebäude wirkte zwar innen völlig überladen, vor allem die Eingangshalle war mit geschmacklosem Kitsch vollgestopft, aber das Personal verstand sein Fach, war freundlich und zuvorkommend.
Sorjonen schlug ihm außerdem vor, Irja eine Reise nach Israel zu schenken. Die täte einer ehemaligen Stalinistin gut, und gleichzeitig ließe sich so die Suche nach Jesu Gebeinen initiieren, der sich später auch Rauno und vielleicht sogar Sorjonen selbst anschließen kön n ten. Kein schlechter Gedanke, den Erlöser aus seinem Grab zu holen und seine Knochen nach Finnland zu bringen! Die Männer überle g ten, ob es passend wäre, Jesus auszustellen, so wie man es einst mit Lenin und Stalin getan hatte, die Jahrzehnte lang im Moskauer Mausoleum von den Leuten bestaunt worden waren. Ein etwas makabres Thema, so wie der ganze christliche Glaube überhaupt.
Die beiden beschlossen, in der folgenden Woche auf Einkaufstour zu gehen. Für zehn Frauen Weihnachtsgeschenke auszusuchen, das würde wohl einen ganzen Tag beanspruchen, aber dass ein Taxi zur Verfügung stand, vereinfachte die Sache.
Bücher, Parfüm, Theaterkarten …, die Liste wurde langsam fertig.
Sorjonen fragte, ob Rauno sich durchringen könnte, der Putzfrau in seiner Verwaltung, also Saara, einen Nerzpelz zu kaufen. Für den Ruf der Firma wäre es enorm vorteilhaft, wenn gesagt werden könnte, dass dort so hohe Löhne gezahlt werden, dass sogar die Putzfrauen im Nerz herumlaufen.
Rauno war begeistert: unbedingt für Saara einen Nerz, wenn nicht sogar gleich einen Zobel, verbunden mit dem Wunsch, dass sie ihn auf dem Weg zur Arbeit trägt. Ein prima Werbegag, und zugleich bekäme sie einen anständigen Mantel.
Rauno Rämekorpi überlegte, ob er den Frauen außer Geschenken auch noch Getränke und Esswaren mitnehmen sollte.
Sorjonen: Champagner ist für Weihnachten nicht recht geeignet, aber warum nicht Glögg servieren? Der Weihnachtsmann übergibt die Geschenke, und ich als Wichtel könnte heiße Getränke und sogar Schnittchen oder Salate anbieten …, ich muss mir direkt ein Koc h buch anschaffen. Dir bleibt dann Zeit fürs Private.
Sorjonen machte Pläne: Er könnte in seinem Großraumtaxi eine Miniküche installieren, wo er sich als Kochwichtel betätigte, wä h rend der Weihnachtsmann auf seine Weise
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