Zehn zärtliche Kratzbürsten
böser Schlamassel entwickelt, den ein gutgläubiger Mann nur mühsam zu beherrschen vermochte, klagte Rauno gegenüber Sorjonen.
Dieser hielt die aufgetretenen Probleme, angesichts der Umstände, nicht für gravierend, sondern forderte den Weihnachtsmann auf, positiv zu denken, sich durch die bedauerlichen Rückschläge nicht niederschmettern zu lassen, die Frauen für ihr Misstrauen und ihre Angriffslust nicht zu verurteilen und ihre allseits bekannte Klatsc h sucht nicht überzubewerten.
Rauno: Lass uns zu Saara in die Sauna fahren.
Der delikate Salat war pünktlich fertig, als der Industrierat in sein Hauptkontor in der ehemaligen Kaserne eilte. Die Gästesauna war heiß, und die Putzfrau Saara Lampinen empfing Weihnachtsmann und Wichtel im Bademantel. Eine gestandene Frau im geeigneten Kampfanzug.
Sie aßen Salat und schlürften Glögg. Rauno Rämekorpi übergab Sa a ra ein Paket, aus dem ein prachtvoller Nerzpelz zum Vorschein kam. Sie warf den Bademantel von den Schultern und probierte das teure Fell. Rauno hatte sich die Maße seiner Putzfrau bestens g e merkt.
Weihnachtsmann und Wichtel schälten sich aus ihrer Montur. Auch Saara verzichtete für die Zeit des Saunierens auf ihren Pelz. Im Schwitzraum herrschte eine angenehme Temperatur, Saara schüttete nur sparsam Wasser auf die Steine, der Ofen brodelte mütterlich. In der Pause tranken sie ein wenig Bier, und dann wuschen sie sich die Haare.
Als der Wichtel sich abgetrocknet hatte, zog er sich an und stieg in sein draußen wartendes Taxi, um den Salat zu bereiten, der beim nächsten Besuch angeboten werden sollte.
Im Büro klingelte das Telefon. Jetzt, so kurz vor Jahreswechsel, liefen die Finanz- und Produktionsmärkte heiß. Der Wirtschaftsr e dakteur des Rundfunks hatte bereits mehrere Industrielle angerufen, um ihre Stellungnahmen zur sensiblen Konjunkturlage zu erfragen. Jetzt war Fabrikant Rauno Rämekorpi an der Reihe. Saara meldete sich im Büro routiniert am Telefon.
Saara: Rämekorpi-Konzern, am Apparat Saara Lampinen, ve r antwortlich für Marketing und internationale Kontakte …, ich ve r binde mit Industrierat Rämekorpi.
Es handelte sich um eine Direktübertragung, sodass Rämekorpi keine Zeit hatte, seine Worte zu überdenken, sondern er redete frei von der Leber weg und verkündete resolut seine Meinung im Äther.
Die Vergünstigungen für Manager bezeichnete er als vernunftwi d rig. Ein gutes Unternehmen hielt seine Manager nicht mit Gewalt oder gar durch Bestechung.
Rauno: Wenn ein Manager nicht in der Firma bleiben will, dann soll er gehen. Die Arbeiter verantworten die Produktion, nicht die Chefs. Meines Wissens ist bisher kein einziger Konzern ohne Man a ger geblieben, es gibt immer jemanden, der den Posten haben will.
Er führte weiter aus, dass es selbst für ein großes Unternehmen nicht angeraten war, seine oberste Leitung mithilfe von Optionen an sich zu binden. Dadurch entstand eine negative und von Gier geprä g te Atmosphäre, die dem Konzern über kurz oder lang zum Verhän g nis werden würde. Wenn einem Manager bei der Einstellung zum Beispiel ein fünfjähriger Gehaltsvorschuss gezahlt wurde, konnte man davon ausgehen, dass der Lump nach Ablauf einer Sperrfrist den Arbeitsplatz wechselte oder sich pensionieren ließ, um seine unverdienten Vergünstigungen zu genießen. Die eigentlichen Arbe i ter bleiben auf unterstem Lohnniveau und müssen die Produkte der ausgesaugten Firma herstellen, die wiederum billig verkauft werden, damit die Marktanteile gewahrt bleiben, und die mageren Ergebnisse schmelzen dann weiter zusammen durch die Optionen für einen neuen Nimmersatt.
Der Journalist wollte noch wissen, ob in der Metallindustrie Weihnachtsstimmung aufgekommen war – ob es überhaupt möglich war, in der Produktion den menschlichen Aspekt zu berücksichtigen. Welche ethische Verantwortung hatte ein reicher Mann für die Zukunft der Menschheit?
Rauno Rämekorpi hieb dem Mann ein paar Beispiele für die menschliche Ausrichtung seines Konzerns um die Ohren. Er hatte aus Russland eine Anfrage bekommen, dabei ging es um die Lief e rung von 18000 Schiffskabinen. Nachdem er die mitgeschickten Zeichnungen sorgfältig studiert hatte, war er zu einer negativen Entscheidung gekommen – keine Lieferung. Es hatte sich eindeutig um Zellen für ein Gefängnisschiff gehandelt. Angesichts der eno r men Kriminalität und des Zustands der Gefängnisse in Russland war das Projekt sicher vernünftig, aber der Rämekorpi-Konzern
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