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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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fünf Tage ununterbrochen unter Strom stand und kaum geschlafen hat.«
    »Widerspricht das denn nicht deiner These, dass unser Sniper ausgesprochen cool ist?«
    »Nein, Wolf, ganz und gar nicht. Denn während der Tatausführung agiert er bestimmt emotionslos und kontrolliert, aber vorher und nachher wohl eher weniger. Er ist ja so etwas wie ein Künstler und die können dir von Lampenfieber ein Lied singen, egal wie lange sie schon im Geschäft sind.«
    »Zeit für ein kurzes Zwischenresümee«, mischte sich der Polizeipräsident ein: »Der gesuchte Serienmörder hat bei Militär, Polizei oder Geheimdienst eine hervorragende Spezialausbildung genossen. Er geht äußerst gezielt und kaltblütig vor, er hat kein Mitleid mit seinen Opfern. Er fühlt sich sicher und überlegen, kennt keine Angst. In einem Wort vereinigen sich alle diese Attribute: Profi. Wir haben es mit einem Profikiller zu tun.«
    »Trotz dieser erschreckenden Erkenntnis sind wir einen wichtigen Schritt vorangekommen«, sagte Kriminaldirektor Eberle, »denn wir wissen nun, mit welch einem Täterprofil wir es aller Wahrscheinlichkeit nach zu tun haben. Und wir wissen darüber hinaus, was dieser Sniper vorhat: Nach einer Pause von ungewisser Dauer fünf weitere Morde zu begehen. Wer von Ihnen kennt die chronologische Abfolge der Disziplinen des zweiten Wettkampftages?«
    Schweigend schrieb Tannenberg auf einen leeren Papierbogen:
     
    110 Meter Hürden
    Diskuswerfen
    Stabhochsprung
    Speerwerfen
    1500-Meter-Lauf
     
    Nach einer kurzen Kaffee- und Zigarettenpause diskutierten die Kriminalisten weitere Ermittlungsansätze, tauschten Informationen aus, erstellten Dienstpläne, erteilten Arbeitsaufträge und legten eine Strategie bezüglich der Einbindung der Presse zur Erhöhung des Fahndungsdruckes fest.
    Kurz vor 16 Uhr erschien der Leiter der kriminaltechnischen Abteilung, Hauptkommissar Karl Mertel, abgehetzt im Lagezentrum. Er wirkte, als ob er in den Kleidern geschlafen hätte – und das nur wenige Stunden. Sein helles Baumwollhemd erinnerte an einen Faltenrock und wies unter den Achseln tellergroße Schweißflecken auf. Die sandfarbene Hose schien in ihrem bisherigen Leben noch nie ein Bügeleisen gesehen zu haben. Stoppelbart, ungekämmte Haarmähne, eingefallene Wangen, zerzauste Brauen, graue Augenränder – mithin ein äußeres Erscheinungsbild, mit dem er jede Clochard-Aufnahmeprüfung mühelos bestanden hätte.
    »Ich hab jetzt fast 24 Stunden durchgearbeitet«, stieß er hechelnd aus. Er stemmte die Arme in die Hüften und pumpte den Oberkörper auf. »Aber ich hab sie.«
    »Was hast du?«, wollte Tannenberg wissen.
    »Ich hab die DNA des Täters.«
    Ein paar Sekunden lang war es mucksmäuschenstill im großen Konferenzzimmer. Das anschwellende Stimmengewirr erstickte Tannenberg, indem er sich mit einem wahren Urschrei Gehör verschaffte. »Ruhe, Leute!«, brüllte er. An Mertel gerichtet fügte er in normaler Lautstärke an: »Los, erzähl schon, Mann.«
    Aus der Brusttasche seines Hemdes zog Mertel einen kleinformatigen, durchsichtigen Asservatenbeutel hervor und hielt ihn mit ausgestrecktem Arm seinen Kollegen entgegen. »Dieses Haar muss vom Täter stammen.«
    »Wieso muss?«
    »Weil es nicht vom Opfer stammt.«
    »Jetzt mal schön der Reihe nach.«
    »Okay, Wolf. Zwei dieser Kopfhaare habe ich gestern Abend unter der Eisenkugel entdeckt. Zuerst hatte ich natürlich angenommen, dass sie vom Opfer stammen. Aber die DNA-Analyse hat dies nicht bestätigt.«
    »Und wie sind sie dann dorthin gekommen?«
    »Genau weiß ich das selbstverständlich nicht. Aber ich habe es mir folgendermaßen zusammengereimt: Die Kugel war nicht nur angerostet, sondern auch feucht. Deshalb konnten die beiden Haare daran festkleben. Ich nehme an, dass die Kugel im Rucksack des Täters oder beim Herausnehmen mit den Haaren in Berührung gekommen ist. Oder vielleicht auch, als der Täter sich über den Leichnam gebeugt und die Kugel abgelegt hat. Vielleicht hat er dabei seine Kapuze abgezogen.«
    »Ich weiß nicht, Karl, ob du da nicht zu euphorisch bist. Mir erscheint es eher unwahrscheinlich, dass der Täter solch einen dilettantischen Fehler begangen hat. Er überlässt doch sonst nichts dem Zufall. Deshalb hat er schließlich auch diese Waldhütte abgefackelt. Dadurch wollte er verhindern, dass wir Haare oder sonstiges DNA-Material von ihm entdecken.«
    »Trotzdem könnten sich seine Haare unbemerkt an der Kugel angeheftet haben. Jeder Mensch verliert pro Tag

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