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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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vorne. Sekundenbruchteile später rutschte Kronenbergers Fuß vom Kupplungspedal und katapultierte seinen Oberkörper erneut abrupt nach hinten.
    Genau in dem Moment, als das Auto einen Satz nach vorne machte, ertönte ein zweites Schussgeräusch. Wieder durchschlug die Kugel die Windschutzscheibe, diesmal allerdings auf Tannenbergs Seite. Die ruckartige Bewegung des Autos sorgte dafür, dass die Kugel nur knapp ihr Ziel verfehlte. Reflexartig duckte sich Tannenberg und öffnete die Beifahrertür.
    Dann ließ er sich von seinem Sitz fallen, drehte sich geschwind auf den Bauch und robbte in bester Bundeswehrmanier von dem Fahrzeug weg in ein dichtes Brennnesselgestrüpp, das ihm ausreichenden Sichtschutz bot. Kronenbergers Wagen wurde weiter beschossen. Der Tank explodierte und der BMW ging in Flammen auf. Tannenberg war unterdessen weitergerobbt und kauerte nun etwa zwanzig Meter von dem brennenden Auto entfernt hinter einem Felsbrocken. Mit zitternden Fingern schaltete er sein Handy ein und tippte die Notrufnummer der Polizei in die Tastatur.

12
    Als die Rettungskräfte im Wald eintrafen, verharrte Wolfram Tannenberg noch immer in Sitzposition hinter dem Felsen. Sein apathischer Blick war die ganze Zeit über starr auf das brennende Auto gerichtet. Er stand unter Schock und war nicht ansprechbar. Erst nachdem ihm der Notarzt ein kreislaufstabilisierendes Mittel gespritzt hatte, wurde er allmählich wieder Herr seiner Sinne.
    Noch ein wenig benommen schwankte er hinüber zu dem ausgebrannten Auto. Im gleißenden Scheinwerferlicht stieg von dem dampfenden Wrack des 5er-BMWs weißer Rauch in die Höhe. Es sah gespenstisch aus. Tannenberg schleppte sich zur weit geöffneten Fahrertür.
    Bei dem grausigen Anblick stockte ihm der Atem: Auf dem Drahtgeflecht des Autositzes lagen die sterblichen Überreste des Mannes, mit dem er die letzte Stunde verbracht hatte. Der Kopf des verkohlten Leichnams haftete an dem nur noch aus einem dünnen Metallring bestehenden Lenkrad. Tannenberg wurde schwarz vor Augen. Der Feuerwehrmann, der neben ihm stand, stützte ihn und führte ihn zum Notarztwagen. Er setzte sich auf die Pritsche und vergrub sein aschgraues Gesicht in den Händen.
    »Wir bringen Sie jetzt ins Krankenhaus«, schlug der Mediziner vor. »Dort können Sie sich ausruhen und von Ihrem Schock erholen.«
    »Kommt gar nicht in Frage«, keuchte Tannenberg. »Ich muss sofort zurück nach Kaiserslautern.«
    »Nichts da. Sie können jetzt kein Auto fahren.«
    »Wollen Sie mir das etwa verbieten?«, höhnte Tannenberg und zückte mit fahriger Hand seinen Dienstausweis. Da seine energische Miene keinerlei Widerspruch duldete, winkte der Notarzt ab und bestieg grummelnd den Notarztwagen.
    Den Streifenpolizisten gegenüber machte Tannenberg lediglich die ihm bekannten Angaben zur Person des Toten. Den Inhalt des Gesprächs sowie der Anlass seiner nächtlichen Exkursion behielt er einstweilen für sich. Auf die drängenden Nachfragen hin versprach er den uniformierten Beamten, so bald wie möglich mit seinen Binger Kripo-Kollegen Kontakt aufzunehmen und diese ausführlich zu informieren. Danach ließ er sich von einem der Streifenwagen zu seinem am Rhein-Nahe-Dreieck abgestellten Dienst-Mercedes bringen und fuhr nach Hause.
    Gegen zwei Uhr betrat er seine Wohnung. Obwohl er eigentlich hätte hundemüde sein müssen, war er innerlich derart aufgewühlt, dass er sich jetzt nicht einfach ins Bett legen und schlafen konnte. Er ging zum Kühlschrank, entnahm ihm eine Flasche Hefeweizen und eine angeschnittene Zitrone. Er hatte sich gerade hingesetzt und sein Bier eingeschenkt, als Johanna von Hoheneck in der Küche auftauchte. Gähnend legte sie ihm von hinten die Arme um den Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
    »Da bist du ja endlich. Wo hast du denn so lange gesteckt?«, fragte sie mit verschlafener Stimme.
    Tannenberg antwortete nicht, sondern trank in einem Zug das halbe Glas leer.
    »Wir haben im Garten ein bisschen deinen Erfolg gefeiert«, sprach Hanne unterdessen im Flüsterton weiter.
    »Es gibt nichts zu feiern«, entgegnete ihr Lebensgefährte in ein bitteres Lachen hinein. Kopfschüttelnd wischte er sich den Schaum von den Lippen. »Von wegen mein Erfolg. Ich hab alles vermasselt.«
    Während Hanne mit bekümmerter Miene auf dem gegenüberliegenden Stuhl Platz nahm, tippte sich der Kriminalbeamte anklagend auf die Brust. » Ich bin für den Tod eines Top-Informanten verantwortlich. Ich, nur ich allein. Ich hab

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