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Zehntausend Fallen (German Edition)

Zehntausend Fallen (German Edition)

Titel: Zehntausend Fallen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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Institut ist gefälscht. Saatogo und Progentus sind die Schuldigen. Damit ist die Ursache für die ganze Misere klar.«
    Ellen horchte auf die Geräusche, die von hinten kamen. Irgendwas klapperte unter dem Kofferraumboden. Ein guter Fluchtwagen war das nicht.
    »Okay. Die Schuldigen stehen fest, aber das erklärt noch nicht den Kurssturz an den Börsen, denn den hat es ja wohl gegeben, wenn ich deinen Showdown mit Hasels richtig verstehe.«
    Hajo grinste. »Du verstehst richtig. Ich wusste schon immer, dass du besonders intelligent bist. Viel zu schade für den Polizeidienst.«
    »Hör auf mit dem Gesülze. Antworte!«
    Hajo bog in Richtung Berlin-Gesundbrunnen ab. »Ja, die andere Seite der Medaille. Die stand auf dem usb -Stick. Dort hat Pasano detailliert beschrieben, wie er die Manipulation durchgeführt hat und wo die entsprechenden Schalter im Pflanzengenom zu finden sind. Ich verstehe nur nicht, warum er den Stick seiner Mutter gegeben hat.«
    Ellen sah aus dem Fenster. Sie fuhren gerade wieder an ausgebrannten Autowracks vorbei. Die Schrotthändler würden gute Geschäfte machen. Hoffentlich war das bald zu Ende.
    »Vielleicht sollte es eine Art Abschiedsbrief sein? Lesen hätte sie ihn so oder so nicht können, auch wenn er auf Papier gewesen wäre. Vielleicht war es ein Vermächtnis, damit die Welt irgendwann sein Genie erkennt oder die Lösung für das Problem findet? Menschen, die sich umbringen, tun häufiger seltsame Dinge. Nicht immer bekommt man eine Antwort auf das Warum.«
    Nach einem anderen Warum fragte Ellen jetzt auch nicht, nämlich, warum Hajo die Beweise und Unterlagen nicht an die Polizei übergeben hatte. Hajo hasste die Polizei. Er würde ihr nie zu einem Erfolg verhelfen. Umgekehrt liebte er die Öffentlichkeit. Wahrscheinlich hatte er alle Fernseh- und Radiosender und Zeitungen informiert, wie er das damals auch während ihrer Erpressung getan hatte. So, wie Ellen Hajo kannte, hatte er sich dieses Mal als Retter Berlins aufgespielt und nebenbei die Polizei bloßgestellt.
    Hajo sah zu ihr hinüber. »Ich weiß, was du denkst.« Er lächelte verschmitzt. »Du denkst richtig. Hajo, der Superheld. Er kann Berlin ins Chaos stürzen oder retten.« Er schnippte mit dem Finger. »Wow. Besser als in jedem Computerspiel.«
    Ellen schüttelte den Kopf. Wie konnte sie es nur neben diesem durchgeknallten Typ aushalten? »Wenn du so ein Genie bist, kannst du mir sicher erklären, wie es zu diesem Börsensturz gekommen ist. So schnell kann niemand das Material analysieren, geschweige denn eine Lösung für die Genprobleme finden. Es ist bestenfalls eine halbe Stunde vergangen.«
    »Das ist ganz einfach«, sagte Hajo gönnerhaft. »Du musst dir die Börse vorstellen wie ein riesiges Spiel.«
    Ellen verdrehte die Augen. Für Hajo war anscheinend alles ein Spiel.
    »In diesem Spiel gibt es zwei große Antriebskräfte: Gier und Angst. Sobald klar ist, dass man irgendwo Gewinn machen kann, regiert die Gier, und alles Geld fließt dorthin. Es ist ja nun nicht so, dass es durch die Manipulationen von Pasano keine Lebensmittel mehr gäbe. Es gibt nur etwas weniger von einigen gewissen Sorten, was aber dazu führt, dass die Preise steigen. Also fließt Geld dorthin, was sie weiter steigen lässt, und so weiter. Es ist, als ob du einen Luftballon aufbläst. Immer mehr rein und das Ding wird immer dicker. Allen ist klar, dass diese Blase irgendwann platzen wird, nur weiß niemand, wann. Deshalb sind alle nervös und haben Angst. Jetzt braucht es nur einen kleinen Anlass, ein intensives Gerücht zum Beispiel, und der Erste verkauft. Ein Zweiter und Dritter folgen. Niemand will der Letzte sein. Den Rest besorgen die Computer der Händler. Oh, ich liebe Computer. Die können wunderbar schnell sein. Die kriegen sofort mit, wenn es eine eindeutige Bewegung nach unten gibt, und reagieren in Sekundenbruchteilen. Bevor Hasels auch nur seine Kontonummer eingegeben hat, sind seine Millionen schon futsch. Und wenn er mit dem Passwort fertig ist, hat er schon Schulden. Diese Handelscomputer sind der helle Wahnsinn.«
    Hajo machte ein Gesicht, das Ellen an Teenies in einem Konzert erinnerte, wenn sie einen Star anhimmelten.
    Der Astra fuhr über eine Schwelle in den Hof mit ihrer Garage. Es schepperte wieder.
    »Du bist in Hasels Computer eingedrungen?«, fragte Ellen.
    Hajo zögerte etwas. »Na ja, das hat nicht so ganz geklappt. Dieser Hasels hat schon eine Menge Ahnung. Aber es war auch nicht nötig. Ich habe beobachtet,

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