Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zehntausend Fallen (German Edition)

Zehntausend Fallen (German Edition)

Titel: Zehntausend Fallen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
Vom Netzwerk:
sie nicht gebrauchen, besonders, wo nur eine Mauerdicke entfernt eine Leiche lag, mit jeder Menge Fingerabdrücke von ihnen drum herum.
    »Also verschwinden wir«, sagte Ellen, während sie ins Taxi einstieg, dieses Mal wieder auf der Beifahrerseite. »Aber du kommst mir nicht davon. Du wirst mir alles erklären, bis ins Kleinste. Und wenn du das nicht tust, wirst du einen Endgegner erleben, der dich das Fürchten lehrt.«
    Hajo sah Ellen an – und lächelte. »Zuerst müssen wir das Taxi entsorgen.«
    Das hatte selbstverständlich höchste Priorität, schließlich fuhren sie mit einem Peilsender herum, den Hasels ihnen verpasst hatte. Im Moment interessierte sich niemand dafür, aber das musste nicht lange so bleiben. Und wer wusste schon, was Hasels ihnen noch alles untergejubelt hatte. Damit war das Taxi unbrauchbar geworden. Schade, fand Ellen. Sie hatte sich daran gewöhnt, und nützlich war es wirklich.
    »Wir können handeln und reden. Das ist für mich gar kein Problem«, sagte sie.
    Hajo startete den Motor und fuhr los.
    »Du hast die Beweise also beim Kopieren abgegriffen«, sagte Ellen.
    »Cool, nicht wahr? Wer denkt schon an so was – außer mir natürlich. Dabei ist es so simpel.«
    Wie simpel oder genial das war, interessierte Ellen zurzeit wenig. »Du hast die Beweise sichern können und mir nichts gesagt. Von einem Partner erwarte ich, dass er mich informiert.«
    »Das wäre das Normale«, stimmte Hajo zu. »Aber was ist bei uns schon normal?«
    Hajo lenkte das Taxi auf einen unbelebten Parkplatz in der Nähe der Trabrennbahn. »Pirat, Freak oder Hippie?«
    »Pirat«, entschied Ellen. Das bedeutete Totenkopf und Knochen, was am ehesten ihrer Stimmung entsprach. Sie fischte den entsprechenden Foliensatz von der Rückbank.
    Hajo stoppte, beide stiegen aus. Mit wenigen Handgriffen entfernten sie das Taxischild, die übergroßen Telefonnummern und alle sonstigen Hinweise auf ein Taxi. Nach dreißig Sekunden stand der Mercedes »nackt« da. Das Ganze geschah mit einer eingeübten Choreografie, die ganz und gar nicht der Spannung zwischen den beiden entsprach.
    Nach weiteren dreißig Sekunden zierte ein mächtiger Totenkopf die Motorhaube und jeweils ein riesiger Knochen die Seite. Es war ähnlich wie beim »Unsichtbarmachen« von Ellen. Natürlich konnte man ein Auto nicht unsichtbar machen oder so schnell umspritzen, aber wenn jemand ein seriöses Taxi in ein Parkhaus einfahren sah und eine Minute später ein Wagen mit Totenkopf und Knochen-Deko herausfuhr, würde er nie davon ausgehen, das gleiche Auto gesehen zu haben. Die Folien hielten nicht lange – aber lange genug. In diesem Fall bis zum nächsten Schrottplatz.
    Wie immer hatte Hajo alles perfekt vorbereitet. Der Besitzer des Schrottplatzes, ein stämmiger Südländer in ölverschmiertem Overall, freute sich über die zusätzlichen dreihundert Euro. Leicht verdientes Geld, weil es nur darum ging, den alten Wagen sofort dran zunehmen. Die Frage »Soll er nicht doch noch nach Afrika?« wiegelte Hajo mit einem entschiedenen Nein ab.
    Hajo nahm seinen Laptop heraus und Ellen die beiden Rollen mit den Foliensätzen »Freak« und »Hippie«. Die konnte man beim nächsten Auto wieder verwenden.
    Sie sahen zu, wie der Südländer vorschriftsmäßig alle Flüssigkeiten abließ, die Reifen abmontierte und den Mercedes in die Presse beförderte.
    Es quietschte und krachte einige Male lautstark, bis ihr ehemaliges Taxi als kompakter Quader die Presse verließ. Über diesen Metallblock würde sich keine Spurensicherung hermachen.
    Zwei Häuserblöcke entfernt parkte ihr Ersatzwagen, ein weinroter alter Astra. Er stand schon länger hier, was man unschwer an der dicken Staubschicht auf der Windschutzscheibe erkennen konnte. Hajo versuchte, sie mit der Scheibenwaschanlage zu entfernen, aber eigentlich verschmierte er den Staub nur. Für mehr reichte das Wasser nicht. Hajo fuhr trotzdem los.
    »Jetzt will ich alles über die Beweise wissen«, sagte Ellen.
    »Hier im Auto?«
    »Du kannst auch anhalten oder sonst was machen. Das ist mir egal. Auf jeden Fall fängst du jetzt an zu reden.«
    Ellen sah Hajo ernst an. Der lächelte wieder.
    »So viel gibt es da gar nicht zu erzählen. Was Veritatis kopiert hat, sind die Daten der richtigen Untersuchung. Sie zeigen eindeutig das Vorhandensein von Terminator-Saatgut, sowohl in den Proben von Progentus als auch in denen von Saatogo-Äckern. Der Rest ergibt sich von selbst: Das offizielle Gutachten von Veritatis'

Weitere Kostenlose Bücher