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Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Titel: Zehnter Dezember: Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Saunders
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Herbst sonne auf dem perfekten Maisfeld hingewiesen, denn durch das Funkeln der Herbstsonne auf dem perfekten Maisfeld kam ihr ein Spukhaus in den Sinn – nicht ein Spukhaus, das sie selbst einmal gesehen hätte, sondern das mythische, das ihr manchmal im Geist erschien (mit angrenzendem Friedhof und Katze auf dem Zaun), immer wenn sie das Funkeln der Herbstsonne sah, auf dem perfekten usw. usf. –, und sie wollte sichergehen, dass, falls die Kinder ein entsprechendes mythisches Spukhaus hatten, das ihnen im Geist erschien, immer wenn sie das Funkeln der usw. usf. sahen, es ihnen jetzt einfiel, damit sie es alle gemeinsam erleben konnten, wie Freunde, wie Studienfreunde auf einem gemeinsamen Trip, minus Hasch, hahaha!
    Aber nichts. Als sie ein drittes Mal sagte: »Wow, Leute, guckt euch das mal an«, meinte Abbie, »Okay, Mom, kapiert, da ist Mais«, und Josh, »Nicht jetzt, Mom, ich lasse gerade meinen Teig gehen«, was kein Problem für sie war; sie hatte überhaupt keine Schwierigkeiten damit, Der edle Bäcker war ihr viel lieber als Stopf den BH , das Computerspiel, das er sich eigentlich gewünscht hatte.
    Tja, große Frage. Vielleicht hatten sie überhaupt keine mythischen Embleme im Kopf. Oder vielleicht waren die mythischen Embleme, die sie im Kopf hatten, total anders als diejenigen, die sie selber im Kopf hatte. Was ja das Schöne daran war, denn schließlich war jeder von ihnen sein eigenes Menschlein! Man war doch nur ein Betreuer. Sie brauchten nicht zu fühlen, was man selber fühlte; sie mussten nur darin unterstützt werden, ihre eigenen Gefühle zu fühlen.
    Trotzdem, wow, dieses Maisfeld – ein Klassiker.
    »Immer wenn ich so ein Feld sehe, Leute?«, sagte sie. »Dann denk ich irgendwie an ein Spukhaus!«
    »Brotmesser! Brotmesser!«, schrie Josh. »Du Nimrod-Dingens von Computer! Das hatte ich mir ausgesucht!«
    Apropos Halloween, da fiel ihr letztes Jahr ein, als ihre Maiskolbensäule den Einkaufswagen zum Umkippen ge bracht hatte. Hilfe, hatten sie da gelacht! Ach, Familiengelächter war Gold; in ihrer Kindheit hatte sie nichts dergleichen gehabt, Dad war immer so mürrisch gewesen und Mom so genant. Wenn Moms und Dads Einkaufswagen umgekippt wäre, hätte Dad ihm einen entnervten Tritt gegeben, und Mom wäre absichtlich davongeschlendert, um Lippenstift nachzulegen und sich von Dad zu distanzieren, und sie, Marie, hätte nervös an ihrem grässlichen Plastiksoldaten, den sie Brady getauft hatte, genuckelt.
    Also, in dieser Familie sollte nach Herzenslust gelacht werden! Gestern Abend, als Josh sie andauernd mit seinem Gameboy piekte, hatte sie eine Fontäne Zahnpasta über den Spiegel gespritzt, und sie hatten sich alle kaputtgelacht und waren mit Goochie am Boden herumgerollt, und Josh sagte mit solcher Sehnsucht in der Stimme: »Mom, weißt du noch, wie Goochie ganz klein war?« Und da brach dann Abbie in Tränen aus, weil sie mit ihren fünf Jahren keine Erinnerung daran hatte, wie Goochie noch ein Welpe war.
    Daher dieser Familienausflug. Und Robert? Ach, Robert, der Gute! Was für ein Mann. Der hätte überhaupt kein Problem mit diesem Familienausflug. Sie liebte es, wie er »Ho HO !« ausrief, immer wenn sie irgendetwas Neues, Unerwartetes nach Hause brachte.
    »Ho HO !«, als er nach Hause kam und den Leguan vorfand. »Ho HO !«, als er nach Hause kam und das Frettchen vorfand, das versuchte, in den Leguankäfig zu kommen. »Sieht ganz so aus, als wären wir die glücklichen Betreiber einer Menagerie!«
    Sie liebte ihn dafür, wie übermütig er war – man hätte ein Nilpferd nach Hause bringen können, auf Kreditkarte (so wie Frettchen und Leguan auch), und er hätte bloß »Ho HO !« gesagt und gefragt, was das Vieh denn so fresse und wann es schlafe, und wie zum Kuckuck nennen wir jetzt den kleinen Scheißer.
    Auf dem Rücksitz machte Josh git, git, git wie immer, wenn sein Bäcker im Backmodus war und die Laibe in den Ofen zu kriegen versuchte, während er diverse Hungrige Mitbürger abwehrte, etwa einen Fuchs mit aufgeblähtem Magen; oder ein tuntiges Rotkehlchen, das unglaublicherweise einen Laib davonschleppte, und zwar auf den Schnabel gespießt, nachdem es ihm gelungen war, einen Klotzigen Kiesel auf den Bäcker fallen zu lassen – das hatte Marie alles im Lauf des Sommers aus dem Handbuch zum Edlen Bäcker gelernt, während Josh schlief.
    Und es hatte etwas gebracht, doch, wirklich. Josh war in letzter Zeit weniger in sich gekehrt, und wenn sie jetzt mal hinter ihm

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