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Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Titel: Zehnter Dezember: Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Saunders
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auftauchte, während er spielte, und so was sagte wie »Wow, Liebes, ich wusste ja gar nicht, dass du Pumpernickel kannst« oder »Schatz, versuch mal das mit Sägeschliff, es schneidet schneller. Versuch es gleichzeitig mit Fenster Verriegeln«, dann griff er mit seiner Nichtspielhand nach hinten und klapste liebevoll nach ihr, und gestern hatten sie herzhaft gelacht, als er ihr aus Versehen die Brille von der Nase klapste.
    Da konnte ihre Mutter noch so laut verkünden, sie würde die Kinder verziehen, bitte sehr. Diese Kinder wurden nicht verzogen. Diese Kinder wurden richtig geliebt. Immerhin hatte sie noch keines von ihnen nach einer Schulfete zwei Stunden lang im Schneesturm stehen lassen. Immerhin hatte sie noch keines von ihnen betrunken angeschnauzt: »Dich kann man wohl kaum als Uni-Kandidaten bezeichnen.« Immerhin hatte sie noch keines von ihnen in einem Schrank eingeschlossen (einem Schrank!), während sie einen waschechten Kanalarbeiter im Wohnzimmer empfing.
    O Gott, was war die Welt schön! Die Herbstfarben, der glitzernde Fluss und die bleifarbene Wolke, wie ein abgerundeter Pfeil zeigte sie nach unten auf den halb umgebauten McDonald’s, der den Highway I-90 festungsartig überragte.
    Diesmal würde es anders ablaufen, da war sie ganz sicher. Die Kinder würden sich selber um dieses Haustier kümmern, denn ein Welpe hatte keine Schuppen und biss auch nicht. (»Ho HO !«, hatte Robert ausgerufen, als der Leguan ihn zum ersten Mal biss. »Ich sehe, du vertrittst eine entschiedene Meinung in der Sache!«)
    Danke, lieber Gott, dachte sie, während der Lexus durch das Maisfeld rauschte. Du hast mir so viel geschenkt: Kämpfe und die Kraft, sie zu überwinden; Gnade und jeden Tag neue Möglichkeiten, diese Gnade weiterzugeben. Und im Geiste sang sie laut, wie sie es manchmal tat, wenn sie spürte, dass die Welt gut war und sie endlich ihren Platz gefunden hatte: »Ho HO , ho HO !«
    Callie zog den Vorhang beiseite.
    Genau. Hammer. Es war einfach die perfekte Lösung.
    Da hinten konnte er eine Menge machen. Ein Garten konnte eine ganze Welt sein, so wie ihr Garten, in dem sie als Kind gespielt hatte. Durch die drei Löcher in ihrem Holzzaun damals konnte sie Exxon sehen (Loch eins) und die Unfallecke (Loch zwei), und Loch drei bestand eigentlich aus zwei Löchern, bei denen die Augen, wenn man sie richtig in Position brachte, so komisch schielten, und man konnte Gott-bin-ich-high spielen und mit schielenden Augen wegtorkeln und »Peace, Man, Peace« sagen.
    Wenn Bo erst mal älter wäre, würde sich alles ändern. Dann würde er seine Freiheit brauchen. Jetzt brauchte er nur eins: nicht draufgehen. Einmal hatten sie ihn ganz weit weg in der Testament Street gefunden. Und die lag jenseits der I-90. Wie war er da rübergekommen? Sie wusste es. Wie der Blitz. So überquerte er jede Straße. Einmal hatte ein völlig Fremder sie vom Hightown Plaza angerufen. Sogar Dr. Brile hatte es ihr gesagt: »Callie, dieser Junge wird eines Tages draufgehen, wenn Sie das nicht in den Griff kriegen. Nimmt er denn seine Medikamente?«
    Tja, manchmal ja und manchmal nein. Von den Pillen knirschte er mit den Zähnen und ließ urplötzlich die Faust runtersausen. So hatte er schon Teller zerbrochen, einmal sogar eine Tischplatte aus Glas, das musste mit vier Stichen am Handgelenk genäht werden.
    Heute brauchte er seine Medikamente nicht, weil er im Garten in Sicherheit war und weil sie es so perfekt gelöst hatte.
    Er war da draußen und übte Werfen mit seinem Yankees-Helm, den hatte er mit Kieselsteinen gefüllt, die er gegen den Baum schleuderte.
    Er sah hoch, bemerkte sie und machte die Nummer mit dem Luftkuss.
    Süßer kleiner Mann.
    Jetzt hatte sie nur noch eine Sorge, den Welpen. Sie hoffte, die Dame, die angerufen hatte, würde auch wirklich auftauchen. Es war ein hübscher Welpe. Weiß, mit Braun um ein Auge herum. Süß. Wenn die Dame auftauchte, würde sie ihn ganz bestimmt wollen. Und wenn sie ihn nahm, war Jimmy aus dem Schneider. Er hatte das damals mit den Kätzchen ganz schrecklich gefunden. Aber wenn keiner den Welpen wollte, würde er es wieder tun. Müssen. Weil er fand, wenn du sagst, du machst etwas und machst es dann nicht – so fangen Kids mit Drogen an. Außerdem war er auf einer Farm groß geworden, oder jedenfalls in der Nähe, und jeder, der auf einer Farm groß geworden ist, weiß, dass man bei kranken Tieren tun muss, was zu tun ist, oder bei zu vielen Tieren – weil der Welpe ja nicht krank war,

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