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Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Titel: Zehnter Dezember: Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Saunders
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das nachts beleuchtet war?
    Nicht in seiner Bibel.
    Huch. Der Pappknast war jetzt voller Promis. Wie war das denn passiert? Anscheinend hatte er ihre Laufstegnummern verpasst, Max von »AutoMax « , Ed Berden von »Steak-und-weg « und die unnatürlich großen Hippiezwillinge, die »Kaffee im Sinn « betrieben.
    Die Blondine stand jetzt stumm und mit gesenktem Kopf da, als wartete sie darauf, dass aus ihrer lebenssatten Seelentiefe eine gemütvolle Rede emporstieg, der Hit der Show, der ihr endgültig den Rang des leidgeprüftesten Menschen im ganzen Saal sichern würde.
    »Leute, wir haben jetzt den entscheidenden Punkt erreicht«, sagte sie leise. »Unsere Auktion. Die in aller Stille stattfinden soll. Ohne euch, Leute, wisst ihr was? Da wäre ›Lacht die Kids weg vom Crack‹ nichts als ein paar Gestalten, die was gegen Drogen haben und bei sich zu Hause irgendwelche komischen Klamotten anziehen. Schreibt eure Gebote auf, die werden dann eingesammelt. Und später wird der Sieger von dem Promi, auf den er geboten hat, zum Essen eingeladen.«
    War’s das?
    Anscheinend war’s das.
    Konnte er sich rausschleichen?
    Könnte er, wenn er sich klein machte.
    Er machte sich klein und schlich raus, während die Blondine weitertönte.
    In der Umkleidezone fand er Donfreys Kleider, über einen Stuhl geschmissen: teure Bundfaltenhose, schönes Seidenhemd. Auf dem Boden lagen Donfreys Schlüssel und sein Portemonnaie.
    Typisch Donfrey, eine absolut ordentliche Umkleidezone vollzumüllen.
    Ach, warum sollte er wütend auf Donfrey sein? Der hatte ihm doch gar nichts getan. Er hatte bloß eine Bemerkung gemacht, sicher hatte er nett sein wollen. Barmherzig. Zu jemandem, der unter ihm stand.
    Roosten machte einen Schritt nach vorn und gab dem Portemonnaie einen Tritt. Wow, das rutschte aber weg. Direkt unter einen Stapel Podeste. Wie ein Hockeypuck. Da lagen die Schlüssel, ganz allein jetzt, und betonten die Abwesenheit des Portemonnaies. Ach du Schande. Er konnte ja sagen, das wäre aus Versehen passiert, dass er das Portemonnaie da druntergekickt hätte. Stimmte ja auch irgendwie. Er hatte eigentlich gar nicht drüber nachgedacht. Er hatte einfach Lust gehabt, es wegzutreten, und dann hatte er’s getan. So impulsiv war er manchmal. Das war eine seiner guten Seiten. So hatte er auch den Laden gekauft. Den gescheiterten Laden. Er gab den Schlüsseln einen Tritt. Was zum Teufel? Warum hatte er das gemacht? Die rutschten noch besser weg als das Portemonnaie. Jetzt lagen Portemonnaie und Schlüssel weit unter den Podesten.
    Tja, dumm gelaufen. Wie dumm, dass er die Sachen aus Versehen da druntergekickt hatte.
    Donfrey platzte in die Umkleidezone herein und sprach mit seiner Besserwisser-Stimme in sein Handy.
    Es ginge ihr gut, blökte Donfrey. Nervös, aber überdreht. Tapfer. Ohren steif. Ein Goldstück, die Kleine. Fasste immer mit an: an ihrem Tag die Wäsche runtertragen, den Müll an die Straße stellen. Hätte die ganze Woche nicht geschlafen. Zu aufgeregt. Worauf sie sich am meisten freute? Beim Sport mit der ganzen Klasse laufen. Man stelle sich vor: Das ganze Leben hinkt man mit einem verkrümmten Fuß durch die Gegend, bis es endlich was gibt, um das in Ordnung zu bringen. Zum Fürchten, klar, Himmel, die Schiene bräche den Fuß buchstäblich und gäbe ihm eine neue Form. Die Ärmste, so lang darauf gewartet. Jetzt müssten sie aber dalli den Arsch hochkriegen, sie abholen, schnell da rüberfahren. Sie wären schon spät dran, diese Auktion hätte ewig gedauert. Er hätte es wahrscheinlich absagen sollen, aber es wär doch für eine so verdammt gute Sache.
    Roosten zog sich rasch fertig an und verließ die Umkleidezone.
    Hilfe, worum ging es denn da? Anscheinend war eine der Elfen doch nicht so vollkommen, wie sie –
    Hatte eine der Elfen gehinkt? Er konnte sich nicht erinnern.
    Na, das war ja traurig. Ein krankes Kind war – Kinder waren die Zukunft. Er würde alles tun, um diesem Kind zu helfen. Wenn einer der Jungs einen verkrümmten Fuß hätte, würde er Himmel und Erde in Bewegung setzen, um ihn in Ordnung zu bringen. Er würde eine Bank überfallen. Und wenn der Junge ein Mädchen war, erst recht. Wer würde denn ein Mädchen mit Klumpfuß oder verkrümmtem Fuß (oder was es nun war) zum Tanzen auffordern? Da saß deine Tochter mit ihrer Krücke, schön herausgeputzt, und tanzte nicht.
    Das Herbstlaub flog in Hunderten trockener Fitzelchen über den Parkplatz von »PanCakers « . Ein Vogel auf einem Parkpoller

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