Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Titel: Zehnter Dezember: Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Saunders
Vom Netzwerk:
könnten, und jemand anders würde sich voll guter, positiver Energie über uns hermachen. Und dann, ich denke, das könnt Ihr Euch vorstellen, dann würdet Ihr großes Bedauern empfinden, dieses Bedauern würde sich auf Euren Gesichtern zeigen, so wie wir manchmal in Raum 6 ein Bedauern auf den Gesichtern der »Regale« wahrnehmen, während wir sie »säubern«, und deshalb bitte ich Euch, aus der Hüfte, Euer Bestes zu geben und nicht als »Regal« zu enden, was zwangsläufig dazu führen würde, dass wir, Eure früheren Kollegen, es zu säubern säubern säubern hätten, in Raum 6, mit all unserer positiven Energie, ohne einen Blick zurück.
    All das wurde mir bei dem Meeting klargemacht, und nun versuche ich, es Euch klarzumachen.
    Na, nun habe ich mich hier ewig ausgebreitet, aber bitte, Ihr könnt gern zu mir ins Büro kommen, alle, die vielleicht Zweifel hegen, Zweifel an dem, was wir tun, und ich zeige Euch Fotos von diesem unglaublichen Wal, den meine Söhne und ich mit unserer guten, positiven Energie gestemmt haben. Und natürlich wird diese Information, also, die Information, dass Ihr Zweifel hegt und mich deshalb im Büro aufgesucht habt, die vier Wände dieses Büros nicht verlassen, obwohl ich das bestimmt gar nicht sagen müsste, keinem von Euch, die Ihr mich schon so viele Jahre kennt.
    Alles wird gut und alles wird gut, usw. usf.,
    Todd

AL ROOSTEN
    Al Roosten stand wartend hinter dem Paravent. War er nervös? Na ja, ein bisschen nervös war er schon. Obwohl, wahrscheinlich deutlich weniger nervös, als die meisten Leute es wären. Die meisten Leute würden sich wahrscheinlich schon in die Hose machen. Machte er sich in die Hose? Noch nicht. Obwohl, wow, er konnte verstehen, dass sich jemand tatsächlich –
    »Na dann wolln wir mal Gas geben!«, rief die Showmasterin, eine cheerleaderhafte Blondine, die zu alt war für Zöpfe und deren Zöpfe herumflogen, während sie aus irgendwelchen Gründen so tat, als würde sie joggen. »Kämpfen wir heute hier gegen Drogen oder was? Jawoll! Finden wir Geschäftsleute es gut, wenn unsere Kinder an Drogen rankommen? Kein bisschen, vergiss es, da sind wir total dagegen! Nehmen wir selber Drogen? Ihr Kinder, also die von euch, die heute hier sind, glaubt mir, wenn ich euch sage, das tun wir nicht, und wir haben es auch nie getan! Weil, als eine Frau, die ihr Geld mit Feng Shui verdient, also auf Crack könnte ich unmöglich mein Feng Shui machen, ich arbeite mit dem Erspüren von Energiefeldern, und wenn man auf Crack ist oder auf Dope, ja selbst wenn man zu viel Kaffee getrunken hat, dann wird das Energiefeld ganz schwammig, glaubt mir, das weiß ich, ich hab früher mal geraucht!«
    Es war eine Mittagsauktion von Promigrößen der Stadt, wobei unter Promigröße jeder Dödel lief, der dusselig genug gewesen war, ja zu sagen, als die Handelskammer anfragte.
    »Und deshalb sind wir hier, um Geld zu sammeln für ›Lacht die Kids weg vom Crack‹ und ihre Antidrogen-Clowns!«, rief die Blondine. »Zum Beispiel Mr AusgeTript, der im Klassenzimmer mit Ballons arbeitet, erst macht er eine Crackpfeife draus, und am Ende ist es ein Sarg, was ich ja so wahr finde!«
    Neben ihm stand Larry Donfrey von »Larry Donfrey Immobilien« in Badehose. Donfrey war ein anständiger Kerl. Anständig mit Mängeln. Nicht allzu helle. Immer braungebrannt. War Donfrey attraktiv? Scharf? Würden die Bietenden Donfrey schärfer finden als ihn, Al Roosten? Ach, woher sollte er das wissen? Stand er etwa auf Typen? War er etwa Experte in Sachen scharfe Typen?
    Nein, er stand nicht auf Typen, hatte er auch nie.
    Es hatte eine Phase gegeben anfangs auf der Highschool, ja, da hatte er sich Sorgen gemacht, ob er wohl auf Jungs stand, und die ganze Zeit beim Ringen verloren, weil er, statt sich auf seine Griffe zu konzentrieren, geistig immer überprüft hatte, ob sein Ding in dem Cup wehtat, weil er einen leichten Halbständer hatte oder weil die Spitze aus einem der Luftlöcher rausragte, und einmal war er fast sicher gewesen, dass er einen leichten Halbständer hatte, als sein Gesicht plötzlich gegen Tom Reeds Sixpack gepresst war, das nach Kokos roch, aber als er nach dem Training im Wald darüber nachgrübelte, fiel ihm ein, dass er manchmal einen ähnlichen leichten Halbständer kriegte, wenn die Katze in der Sonne auf seinem Schoß saß, was bewies, dass er keine sexuellen Gefühle für Tom Reed hatte, denn er wusste ganz sicher, für die Katze hatte er keine sexuellen Gefühle, und er

Weitere Kostenlose Bücher