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Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Titel: Zehnter Dezember: Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Saunders
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eigentlich nicht euer richtiger Daddy ist, haben Daddy Evan und ich das Gefühl, dass ihr beide Daddy Mike nicht so wahnsinnig oft zu sehen braucht, weil Daddy Evan und mir liegt vor allem eines sehr am Herzen, nämlich dass ihr stark und gesund aufwachst, und manchmal müssen Mommys und Daddys eine ganz besondere Atmosphäre schaffen, damit das möglich ist.«
    Ich hielt nach den drei Autos in der Einfahrt Ausschau. Drei Autos, das hieß: alle zu Hause. Wollte ich sie alle zu Hause? Ja. Ich wollte, dass sie alle, auch die Babys, sahen und mitkriegten und bedauerten, was mit mir passiert war.
    Aber statt drei Autos in der Einfahrt standen da fünf.
    Evan war auf der Veranda, wie erwartet. Außerdem waren auf der Veranda: Joy, plus zwei Kinderwagen. Plus Ma.
    Plus Harris.
    Plus Ryan.
    Renee trottete unbeholfen die Einfahrt entlang, im Schlepptau hatte sie Ryans Mom, die sich ein Taschentuch an die Stirn presste, und Ryans Dad, der die Nachhut gab, er hinkte nämlich, was mir vorher nicht aufgefallen war.
    Ihr?, dachte ich. Ihr Witzbolde? Ihr irren Wichser seid alles, was Gott losgeschickt hat, um mich aufzuhalten? Das ist zum Brüllen. Das ist so verdammt komisch. Womit wollt ihr mich aufhalten? Mit euren Wohlstandsbäuchen? Euren guten Absichten? Euren Target-Jeans? Euren Jahren, in denen ihr vom Fett des Landes gezehrt habt? Eurem Glauben, dass alles und jedes mit Reden repariert werden kann, mit Reden, endlosem Gelaber, hoffnungsfrohem Gerede?
    Die Umrisse des aufziehenden Desasters vergrößerten sich, umfassten jetzt den Tod aller Anwesenden.
    Mein Gesicht wurde heiß, und ich dachte, Los, los, los.
    Ma versuchte von der Verandaschaukel aufzustehen und schaffte es nicht. Ryan half ihr formvollendet am Ellbogen auf.
    Dann wurde plötzlich etwas ganz weich in mir, vielleicht als ich Ma so schwach sah, und ich senkte den Kopf und watete ganz brav in diese Meute von Nichtswissern hinein und dachte: Okay, okay, ihr habt mich losgeschickt, jetzt holt mich wieder zurück. Findet einen Weg, mich zurückzubringen, ihr Wichser, oder es wird euch leidtun, ihr Missgeburten, so leid, das hat die Welt noch nicht gesehen.

MEIN RITTERFIASKO
    Und wieder war es FackelNacht.
    Gegen neun ging ich zum Pinkeln raus. Hinten im Wald war der große Tank, der unseren künstlichen Fluss speiste, plus ein Haufen alter Rüstungen.
    Don Murray raste an mir vorbei, er sah erledigt aus. Dann hörte ich ein Schluchzen. Martha aus der Spülküche lag auf dem Rücken neben dem Haufen Rüstungen, ihren Bauernrock bis zur Taille hochgeschoben.
    Martha: Dieser Kerl ist mein Chef. O Gott o Gott.
    Ich wusste, dass Don Murray ihr Chef war, weil Don Murray auch mein Chef war.
    Plötzlich erkannte sie mich.
    Ted, sag nichts, bat sie mich. Bitte. Es ist nicht schlimm. Nate darf nichts erfahren. Es würde ihn umbringen.
    Dann war sie auch schon weg Richtung Parkplatz, mit schwarzen Augenringen vom Weinen.
    Die Küche hatte auf einer Tafel aus rohem Holz drüben beim SchlossTurm IV ein großes Festessen aufgetischt: echte Schweineköpfe und ganze Hühner und Blutwurst.
    Don Murray stand da und stocherte launisch im Kohlsalat herum.
    Und nickte mir zu, so freundlich wie noch nie.
    Frauen, sagte er.
    Kommen Sie in mein Büro, stand auf einem Zettel, den ich am nächsten Morgen an meinem Spind fand.
    In Don Murrays Büro war Martha.
    Also, Ted, sagte Don Murray. Gestern Abend wurden Sie Zeuge von etwas, das nach einem Fehler aussehen könnte, wenn man es nicht im richtigen Zusammenhang betrachtet. Martha und ich finden das lustig. Nicht wahr, Mar? Ich habe Martha gerade eben tausend Dollar gegeben. Für den Fall, dass es zu einem Missverständnis gekommen sein sollte. Martha findet jetzt, dass wir eine kleine Affäre hatten. Was wir, da wir beide verheiratet sind, zutiefst bedauern. Und wegen dem ganzen Alkohol plus der Romantik der FackelNacht, was ist da passiert, Martha?
    Martha: Wir haben uns hinreißen lassen. Hatten eine kleine Affäre.
    Don: Eine freiwillige kleine Affäre.
    Martha: Freiwillige kleine Affäre.
    Don: Und das ist noch nicht alles, Ted. Martha steigt auf. Aus der Spülküche. Zu einer Universalen Mimin. Aber hiermit sei betont: Sie steigen nicht auf, Martha, weil wir eine freiwillige kleine Affäre hatten. Es ist reiner Zufall. Warum steigen Sie auf?
    Martha: Reiner Zufall.
    Don: Reiner Zufall, außerdem hatten Sie immer eine Bombenarbeitsethik. Ted, Sie steigen auch auf. Vom Hausmeisterpersonal. Zu den Schreitenden Wächtern.
    Was der

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