Zehnter Dezember: Stories (German Edition)
Hammer war. Ich arbeitete seit sechs Jahren beim Hausmeisterpersonal. Ein Mann meines Kalibers. Das war ein gelegentlicher Witz zwischen MQ und mir.
Erin rief zum Beispiel runter, so: MQ , jemand hat im Hain der Trauer gekotzt.
Und MQ dann so: Ein Mann meines Kalibers?
Oder Erin sagte so: Ted, eine Dame hat ihre Halskette in den Schweinekoben fallen lassen und macht mir hier eine Scheißszene.
Und ich dann so: Ein Mann meines Kalibers?
Erin dann so: Mach schon. Das ist nicht witzig. Sie steht direkt hier in meinem Grill.
Unsere Schweine waren künstlich und unsere Jauche war künstlich und unser Mist war künstlich, aber es war trotzdem nicht lustig, wenn ich Wathosen anziehen und den FilterBoyDeLuxe in den Schweinekoben schleifen musste, um beispielsweise die Halskette dieser Dame wiederzufinden. Um mit dem FilterBoyDeLuxe Spitzenresultate zu erzielen, mussten erst einmal die künstlichen Schweine auf die Seite gehievt werden. Da sie auf Automatik standen, grunzten die Schweine immer weiter, während man sie hievte. Was eventuell lustig aussah, wenn man das jeweilige Schwein gerade falsch hielt.
Dann könnte irgendein dahergelaufener Knabe sagen: Guck mal, der Typ säugt dieses Schwein.
Und dann würden alle lachen.
Deshalb war mir eine Beförderung zu den Schreitenden Wächtern sehr willkommen.
Zu dem Zeitpunkt war ich das einzige Familienmitglied in Lohn und Brot. Wo Mom krank war und Beth schüchtern und Dad leider das Rückgrat gebrochen hatte, seit neulich ein Auto, das er gerade reparierte, auf ihn draufgefallen war. Bei uns mussten auch ein paar Fenster erneuert werden. Den ganzen Winter lang lief Beth herum und saugte schüchtern Schnee auf. Wenn man hereinkam, während sie saugte, war sie sogar zu schüchtern, um weiterzumachen.
An dem Abend kalkulierte Dad zu Hause, wir könnten Mom bald ein verstellbares Bett kaufen.
Dad: Wenn du weiter befördert wirst, können wir in absehbarer Zeit vielleicht auch eine Rückenbandage für mich anschaffen.
Ich: Total. Ich sorge dafür.
Nach dem Essen, unterwegs in die Stadt, um Moms Rezept gegen Schmerzen und Beths Rezept gegen Schüchternheit und Dads Rezept gegen Schmerzen einzulösen, kam ich bei Martha und Nate vorbei.
Ich hupte, lehnte mich raus und winkte, fuhr rechts ran und stieg aus.
Hey, Ted, sagte Nate.
Was läuft?, sagte ich.
Ach, die Bude hier nervt, sagte Nate. Guck sie dir doch an. Nervt, oder? Ich krieg einfach nie genug Energie zusammen.
Ihr Haus sah wirklich ziemlich übel aus. Das Dach war mit blauen Plastikplatten verschalt, die Kinder hüpften zögernd von einer Schubkarre in eine Matschpfütze, ein dünnes Pony lag unter der Schaukel und leckte sich die Haut runter, als wollte es sauber für den Augenblick sein, wenn es ausbrechen und in eine bessere Lebenssituation fliehen konnte.
Ich frag mich, wo sind die Erwachsenen hier?, sagte Nate.
Dann hob er eine leere GummiSchnodderchen-Tüte vom Boden auf und sah sich um, wo er sie hintun sollte. Schließlich schmiss er sie wieder hin, und sie landete auf seinem Schuh.
Perfekt, sagte er. Die Geschichte meines Lebens.
Himmel, sagte Martha und zupfte sie weg.
Jetzt geh du mir bloß nicht auch von der Fahne, sagte Nate. Ich hab nur dich, Baby.
Gar nicht wahr, sagte Martha. Du hast die Kinder.
Wenn noch irgendwas schiefgeht, geb ich mir die Kugel, sagte Nate.
Irgendwie bezweifelte ich, dass er genug Mumm hatte, um dafür den Hintern hochzukriegen. Aber man weiß ja nie.
Und, was läuft so bei euch auf Arbeit?, sagte Nate. Die Madam hier war in letzter Zeit oberlaunisch. Obwohl sie grad befördert wurde.
Ich spürte Marthas Blick auf mir, so: Ted, du hast mich in der Hand.
Ich fand, das war ihre Sache. Wenn ich von den Erfahrungen in meinem Leben ausgehe, mit denen es allerdings nicht besonders weit her ist, halte ich es gern mit dem Spruch: Wenn es nicht kaputt ist, reparier nicht dran rum. Würde sogar noch weiter gehen und sagen: Selbst wenn es kaputt ist, lass die Finger davon, wahrscheinlich würdest du’s nur schlimmer machen.
Also sagte ich was in Richtung, Beförderungen können auch ganz schön hart sein, die stressen einen nämlich.
Martha strahlte vor lauter Dankbarkeit. Sie brachte mich zum Auto und schenkte mir sogar drei Tomaten aus dem eigenen Garten, auch wenn die ehrlich gesagt irgendwie greisenhaft aussahen: winzig, schüchtern, runzlig.
Danke, flüsterte sie. Du hast mir das Leben gerettet.
Am nächsten Morgen lagen meine Schreitender-Wächter-Uniform und
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