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Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Titel: Zehnter Dezember: Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Saunders
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Worten ringend, um zu erklären, obgleich der Winterschnee schon bald über uns käme (gar in unsere Behausung hinein, wie ich zuvor bereits zu Protokoll gegeben), würde keine Gnade gewährt: Ich war gefeuert; gefeuert, in Schimpf & Schande!
    Worauf obendrein eine Art Todesstreich folgte, der meine Narretei noch deutlicher machte, verabreicht durch Martha höchstselbst, die mich auf meinem Mobiltelefon anrief und mit echtem Schmerz in der Stimme zu mir sprach, was mich bis ins Mark traf, und also lauteten ihre Worte: Tausend Dank, Ted, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, wir wohnen in einer verkackten Kleinstadt, o Gott o Gott!
    Und fing als Nächstes an zu weinen & zwar richtig.
    Wahr gesprochen: Klatsch & Tratsch der bösen Zungen verbreiteten sich in unserem Städtchen in der Tat wie Lauffeuer und würden zweifellos auch das Ohr von unserem armen Tropf Nate in Bälde erreichen. Und kaum sähe er sich über den üblen Missbrauch seiner Martha so grausam ins Bild gesetzt, würde Nate definitiv ausflippen.
    O Mann.
    Was n beschissener Tag.
    Ich nahm eine Abkürzung über den Übungsplatz der Highschool, wo die Silhouetten der FootballDummies mich zu verspotten schienen, als wären sie Männer, die ihre Zunge zu hüten wussten, und versuchte mich zu trösten, sagte mir, ich hätte recht gehandelt und der Wahrheit gedient und Mut und Anstand an den Tag gelegt. Doch fand ich keinen Trost darin. Es war so schräg. Was hatte mich bloß geritten? Ich kam mir vor wie die totale DummBratze, die sich nicht mit einer guten Sache zufriedengeben & fünfe grade sein lassen konnte. Ich hatte es voll versaut, echt ey. Obwohl, andererseits, warf nicht der Teufel selbst bei Gelegenheit das Gewand der Mäßigung über, wenn es seinen Zwecken diente? Wäre ein weiteres Voranschreiten der Ereignisse, bei dem Don Murray seiner gerechten Strafe zugeführt würde, nicht heilbringend? Und wiederum andererseits, für wen hielt ich mich denn, für Mr Großkotz vom Dienst?
    Dammich.
    Gottverdammich.
    Was ne Megascheiße.
    Es würde gar mühevoll werden, darüber Gras wachsen zu lassen.
    Ich war jetzt wieder fast völlig mein altes Ich, und das war kein Spaziergang, ehrlich.
    Ein letzter Pillenkrümel wurde nun verdaut, wie’s aussah. Und führte zu einem letzten kurzen, aber machtvollen Aufwallen der Rückkehr. Zu diesem vorherigen Ich. Das mich, übertrieben selbstbewusst & hocherhoben, so schlimm vom Wege abgebracht hatte.
    Ich begab mich zum Flussgestade und verweilte dort ein wenig, während sich die sinkende Sonne mit den Wassern vereinte, sich selbst und ihre verschiedenen Farben freigiebig in einem prachtvollen Fächer verströmend, gefolgt von der allerköstlichsten Stille.

ZEHNTER DEZEMBER
    Der blasse Junge mit dem unvorteilhaften Prinz-Eisenherz-Pony und dem täppischen Gehabe stürmte schnaubend zum Schrank am Hintereingang und beschlagnahmte Dads weißen Mantel. Dann beschlagnahmte er die Stiefel, die er weiß besprüht hatte. Das Luftgewehr weiß zu lackieren ging gar nicht. Es war ein Geschenk von Tante Chloe. Jedes Mal, wenn sie zu Besuch kam, musste er es rausholen, damit sie einen Riesenwind über die Holzmaserung machen konnte.
    Aufgabe des Tages: zum Teich gehen, Biberdamm überprüfen. Wahrscheinlich würden sie ihn festsetzen. Die Spezies, die inmitten der alten Steinmauer lebte. Kleine Wesen, aber wenn sie herauskamen, nahmen sie gewisse Proportionen an. Und nahmen die Jagd auf. Das war einfach ihre Methodik. Seine Souveränität machte sie fertig. Das wusste er. Und genoss es. Er würde sich umdrehen, das Luftgewehr auf sie richten und tönen: Ist euch der Gebrauch dieser menschlichen Gerätschaft ein Begriff?
    Päng!
    Sie waren Jenseitsweltler. Oder Jensis. Sie standen in einer eigenartigen Verbindung zu ihm. Manchmal pflegte er tagelang einfach nur ihre Wunden. Mitunter schoss er, nur aus Spaß, einem von ihnen in den Hintern, einem Flüchtigen. Der von nun an bis ans Ende seiner Tage humpeln würde. Was noch weitere neun Millionen Jahre dauern konnte.
    Der Angeschossene sagte dann, in der Sicherheit seiner Steinmauer, Jungs, guckt euch mal meinen Hintern an.
    Als Gruppe guckten sich dann alle Gzeemons Hintern an und wechselten finstere Blicke, so: In der Tat, Gzeemon wird die nächsten neun Millionen Jahre humpeln, der arme Knabe.
    Denn ja: Jensis redeten ungefähr so wie dieser eine Typ aus Mary Poppins .
    Was natürlich einige Rätsel aufgab in Bezug auf ihre genauen Ursprünge hier auf Erden.
    Ihn

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