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Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Titel: Zehnter Dezember: Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Saunders
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festzusetzen war problematisch für die Jensis. Er war abgefeimt. Plus zu groß für die Öffnung in ihrer Steinwand. Wenn sie ihn fesselten und hineingingen, um ihren besonderen Verkleinerungstrank zu brauen, dann sprengte er – rums! – ihre antiquierten Seile mit einer Bewegung aus sei nem selbst entwickelten Kampfkunstsystem Toi Foi alias Tödliche Unterarme. Und platzierte einen unerbittlichen Stein der Erstickung vor ihrem Eingang, so dass sie in der Falle saßen.
    Später, wenn er sie schon in den Fängen des Todes wähnte, taten sie ihm leid, dann kam er zurück und versetzte den Stein.
    Mein lieber Schwan, konnte dann einer von drinnen sagen. Danke, Chef. Ihr seid in der Tat ein würdiger Gegner.
    Manchmal kam es auch zu Folterungen. Dann zwangen sie ihn dazu, auf dem Rücken zu liegen und hoch in die dahinrasenden Wolken zu schauen, während sie ihn folterten, aber so, dass er es aushalten konnte. Seine Zähne ließen sie eher in Ruhe. Ein Glück. Er hielt ja nicht mal die Zahnreinigung aus. In dieser Hinsicht waren sie Döspaddel. Sie ließen seinen Pimmel in Ruhe und seine Fingernägel auch. Und so verharrte er einfach dort und machte sie rasend mit seinen Schneeengeln. Manchmal sagten sie, im Glauben, das wäre der Gnadenstoß, weil sie nicht wussten, dass er den Spruch schon vor Uhrzeiten von gewissen schulinternen Dummbolzen gehört hatte, Wow, wir wussten ja gar nicht, dass Robin auch ein Jungenname sein kann. Sagten es und schnaubten ihr Jensi-Lachen.
    Heute hatte er so eine Ahnung, als könnten die Jensis Suzanne Bledsoe entführen, das neue Mädchen in seiner Klasse. Sie stammte aus Montreal. Er stand total darauf, wie sie redete. Die Jensis anscheinend auch, denn sie hatten vor, sie zu benutzen, um ihre dezimierte Anzahl aufzustocken und diverse Dinge zu backen, die sie selber nicht backen konnten.
    Hallo NASA , bin jetzt in voller Montur. Drehte sich unbeholfen um, Richtung Tür.
    Positiv. Wir haben Ihre Koordinaten. Vorsicht da draußen, Robin.
    Puh, kalt, Scheibenkleister!
    Schwimmthermometer sagt minus zwölf. Und das war noch ohne Windchill. Großer Spaß also. Real. Ein grüner Nissan parkte, wo die Poole Street als Sackgasse auf den Fußballplatz stieß. Hoffentlich war der Besitzer kein Perverser, den er austricksen musste.
    Oder ein als Mensch verkleideter Jensi.
    Hell, hell, blau und kalt. Knirsch machte der Schnee, als er den Fußballplatz überquerte. Warum kriegte man beim Laufen Kopfweh von der Kälte? Wahrscheinlich war die auffällige Windgeschwindigkeit daran schuld.
    Der Pfad in den Wald war so breit wie ein Mensch. Anscheinend hatte der Jensi tatsächlich Suzanne Bledsoe entführt. Verflucht sei er! Und seine Sippe. Nach der Einzelspur zu urteilen, trug der Jensi sie wohl. Fieser Drecksack. Wehe, der fasste Suzanne unsittlich an, während er sie trug. In dem Fall würde sich Suzanne ganz bestimmt mit unzähmbarer Wut widersetzen.
    Das war besorgniserregend, äußerst besorgniserregend.
    Wenn er sie einholte, würde er sagen: Hör zu, Suzanne, ich weiß, du kennst meinen Namen nicht, weil du mich mal irrtümlicherweise Roger genannt hast, als du wolltest, dass ich zur Seite rutsche, aber trotzdem muss ich gestehen, ich finde, es gibt da was zwischen uns. Findest du das auch?
    Suzanne hatte die unglaublichsten braunen Augen. Jetzt waren sie feucht, vor Angst und plötzlicher Wirklichkeit.
    Hör auf, mit ihr zu reden, Alter, sagte der Jensi.
    Lass stecken, sagte er. Und, Suzanne? Selbst wenn du nicht findest, dass es was zwischen uns gibt, du kannst dir sicher sein, ich werde diesen Burschen hier erschlagen und dich sicher nach Hause bringen. Wo wohnst du noch mal? In El Cirro drüben? Beim Wasserturm? Gibt paar schöne Häuser da.
    Ja, sagte Suzanne. Wir haben auch einen Pool. Du musst mal vorbeikommen, nächsten Sommer. Ist auch cool, wenn du beim Schwimmen dein T-Shirt anlässt. Und Ja auch zu der Frage, ob es was zwischen uns gibt. Du bist mit Abstand der vernünftigste Junge in unserer Klasse. Sogar wenn ich die Jungs, die ich in Montreal kannte, mit einbeziehe, denk ich mir so: Gibt keinen Vergleich.
    Das höre ich aber gern, sagte er. Danke, dass du das sagst. Ich weiß, der Dünnste bin ich nicht.
    Weißt du, wir Mädchen?, sagte Suzanne. Wir sind einfach stärker inhaltsbezogen.
    Hört ihr zwei mal endlich auf?, sagte der Jensi. Jetzt wird’s nämlich Zeit für euren Tod. Eure Tode.
    Also, Zeit für den Tod von irgendwem hier wird’s ganz sicher, sagte Robin.
    Das

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