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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
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Rakete.
    «… du auch nur versuchen, mir das anzuhängen, ich schwöre, ich lass dich so auflaufen, dass du bloß noch als Gratin zu genießen bist.»
    «Bürgermeister, ich versuche gerade, diesen Schlamassel zu bereinigen.» Chuck hatte Mackenzie noch nie so gequält oder reumütig gehört, und nie zuvor war ihm so klar gewesen, wie wenig ihm an dem Mann und dessen Gefühlen lag.
    «Was tust du, um Galloway wieder einzufangen?»
    «Ich habe die Straßen von der Autobahnpolizei sperren lassen; Polizisten mit Hunden durchkämmen die Wälder. Den Scheißkerl fangen wir wieder ein, so oder so.» Er hörte sich an, als wäre er den Tränen nahe. Dafür hasste Chuck ihn umso mehr. Er riss sich zusammen. Dass jetzt jemand ausflippte, hatte ihm gerade noch gefehlt. Fürs Erste hatte er Mackenzie genug Angst eingejagt. Er wollte dem Mann nicht den letzten Stoß verpassen.
    «Weißt du schon genau, wie das passiert ist?»
    «Jemand hat nicht gut genug aufgepasst. Sie haben’s versemmelt. Die Justizabteilung gibt der Autobahnpolizei die Schuld und umgekehrt. Der Fahrer musste anhalten, um zu pinkeln – ich weiß nicht. Außerdem herrschte überall Eisnebel, und dann gab’s auch noch einen heftigen Schneesturm.» Mackenzie schien sich zu sammeln. «Wir haben Ermittlungsbeamte in beiden Altgläubigen-Gemeinden, wir haben Uniformierte mit Suchhunden draußen, und wir haben das Einsatzkommando zur Verfolgung von Flüchtigen alarmiert. Das A-loch kann nirgendwohin.»
    «Außer ins Innere des größten Staates der USA .»
    Plötzlich legte Marsha los, die bisher alles schweigend mit angehört hatte. «Du hast die Presse hierüber im Dunkeln gelassen, ja? Wir haben hier einen zweifachen Kindsmörder, einen Serienmörder. Wie willst du garantieren, dass nichts nach außen dringt, bevor ihr den Mann wieder in Gewahrsam habt?»
    Es war ein Stöhnen zu hören. Marsha reagierte prompt. «
Was
hast du dazu zu sagen?» Ihr Gesicht glich einem glitzernden Stein. Ohne eine Antwort abzuwarten, stand sie auf und stürmte hinaus, gab mit einem Handzeichen zu verstehen, sie sei gleich wieder da.
    Chuck schaltete geschwind den Lautsprecher aus. «Hör zu, ich hab Marsha
versprochen
, dass wir nicht mit dem Blockhaus in Verbindung gebracht werden. Niemals.» Er senkte die Stimme und legte all seine Kraft in seine nächsten Worte. «Du bist dafür verantwortlich, dass dieses Versprechen eingehalten wird.»
    Die Tür ging auf, und Marsha kam mit einem iPad herein, dessen Display im Halblicht der Nachttischlampe hell und eisblau schimmerte.
    «Bleib dran, Mac.» Chuck schaltete den Lautsprecher wieder ein.
    Marsha tippte auf dem iPad herum, dann stöhnte sie auf. «Verdammter Mist.» Sie schob es Chuck hin, der nach seiner Lesebrille greifen musste, um die Worte erkennen zu können. Sogleich wünschte er, er hätte die Brille nicht aufgesetzt. Marsha war bei
Bärenmamas
, der beliebtesten alaskischen Elternwebseite. Galloways Flucht war
das
Thema. Die Bärenmamas waren fuchsteufelswild.
    «Es tut mir leid.» Mackenzies Stimme klang jetzt endgültig gebrochen. «Es tut mir aufrichtig leid. Wir haben alle verfügbaren Einheiten eingesetzt, um den Wichser zur Strecke zu bringen.»
    Marshas verächtliches Schnauben klang wie das blutrünstige Fauchen eines verletzten Bären. «Das Stadium, in dem es darum ging, unsere Haut zu retten, liegt
gaanz
weit hinter uns. Nach dem Start des Frühstücksfernsehens werden dir sämtliche Journalisten aus ganz Alaska auf die Pelle rücken. » Sie zog ihr BlackBerry aus der Tasche ihres Morgenrocks und drückte auf Kurzwahl.
    «Ich weiß, es ist
spät
.» Ihre Miene zeigte absolute Entschlossenheit. An ihrem Ton erkannte Chuck, dass sie mit Andy Foulsham sprach. «Ruf deinen Computer-Fuzzi an, du weißt, welchen ich meine.» Eine kurze Pause. «Ja,
jetzt
.» Sie verdrehte die Augen. «Wir brauchen ihn, um uns in eine Webseite zu hacken. »
    ***
    Holzkopf schlug mit dem Schwanz. Edie tätschelte ihm den Kopf und kraulte ihn an den Ohren. In der Ecke neben dem Sofa blinkte die Nachrichtenanzeige. Es war Derek.
    «Ich glaube, wir haben da was. Ruf mich an.»
    Sie sah auf die Uhr. Soweit sie wusste, war sie die einzige Inuk, die eine trug. Ihr Stiefsohn Joe hatte sie immer damit aufgezogen und gesagt, weil sie halb weiß sei, trage sie auf ihrer
qalunaat
-Seite eine. Es war fünf Uhr früh. Ihr erster Gedanke war:
Derek liegt sicher noch im Bett
. Ihr zweiter:
und wenn schon
.
    Sie wählte die Nummer. Derek meldete

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