Zeig mir, was Liebe ist
unglaublicher Intensität, wie Ryan sie selten zuvor
erlebt hatte. Er stand, vollständig bekleidet in Jeans,
Flanellhemd und Stiefeln, am Küchenfenster, während hinter
ihm die Kaffeemaschine gluckerte. Doch der Farbrausch von brillantem
Orange, Gold und Lavendel, der am östlichen Horizont erstrahlte,
wurde von ihm kaum wahrgenommen. Seine Gedanken galten einzig Carrie.
Er
dachte an das Rot ihrer Haare, an das rosig schimmernde Braun ihrer
Knospen, an den cremefarbenen Teint ihrer Haut … vor allem der
Haut auf ihrem Bauch und an der Innenseite ihrer seidigen Schenkel.
Seine Sinne waren noch immer berauscht von ihr, von ihrem Duft, von
den Tönen, die sie von sich gab, wenn er sie liebte, die
ungehemmte Freude, die sie in ihrer Sinnlichkeit entdeckt hatte.
Alles,
was in der letzten Nacht geschehen war, war unglaublich gewesen.
Alles an ihr war wunderbar gewesen.
Und
alles war falsch gewesen.
Er
verfluchte und verdammte sich, dass er solch ein Idiot gewesen war.
Er hätte niemals etwas mit ihr anfangen sollen, doch nachdem er
begonnen hatte, war es ihm nicht mehr möglich gewesen
aufzuhören. Unerfahren, unbedarft, jungfräulich …
wenigstens eins dieser Worte, die alle auf Carrie zutrafen, hätte
genügen müssen, um ihn zur Vernunft zu bringen. Außerdem
gab es genügend andere gute Gründe, warum er seine niederen
Instinkte hätte besser im Griff haben sollen. Doch bei Carrie
waren all die Dinge, die ihn sonst vielleicht abgeschreckt hätten,
eher ein weiterer Anreiz gewesen. Sie war so begierig gewesen, das
alles kennen zu lernen, und hatte unglaublich stark auf die zarteste
Berührung reagiert.
Unerfahren,
unbedarft, jungfräulich . Jetzt war sie nichts mehr von
alldem. Und er war derjenige, der ihr das alles genommen hatte.
Mit
automatischen Bewegungen griff Ryan nach einem Becher und füllte
ihn mit Kaffee, bevor er weiterhin gedankenverloren hinausstarrte, wo
die Sonne den Beginn eines neuen Tages ankündigte. Wie sollte es
jetzt weitergehen?
Als
er einige Minuten später leise Schritte auf den
Terrakottafliesen hörte, wusste er, dass seine Zeit zum
Überlegen vorüber war. Und er wusste, was er zu tun hatte.
Langsam
drehte er sich herum und zwang sich, eine ausdruckslose Miene
aufzusetzen. Sein Herz machte einen Hüpfer, als er Carrie sah.
Er
war sich nicht sicher, wo sie das Hemd gefunden hatte; es war ein
altes blaues Hemd, das vom vielen Waschen weich geworden war. Und an
ihm hatte es niemals so gut ausgesehen.
Sie
stand vor ihm, lächelte schüchtern und hob eine Hand, um
sich das Haar aus dem Gesicht zu streichen. Dabei kam der typische
Whelan-Wirbel zutage, der ihn schon immer fasziniert hatte. Es
kostete ihn allergrößte Beherrschung, sie nicht sofort
wieder rückwärts in sein Schlafzimmer zu drängen und
sich mit ihr auf die zerwühlten Laken fallen zu lassen, wo er
sich in ihr verlieren würde.
Er
wusste, was sie nun erwartete. Das Lächeln eines Liebhabers, der
sie mit offenen Armen empfing. Sie wollte die Bestätigung, dass
die vergangene Nacht für ihn genauso wunderbar gewesen war, wie
sie es anscheinend für sie gewesen war.
Und
sie verdiente all das und mehr. Doch Ryan brachte nur eine grimmige
Miene zu Stande und einen Vorschlag, von dem er meinte, er wäre
die richtige, wenn auch nicht beste Lösung für den Fehler,
den er begangen hatte. "Wir müssen heiraten."
8.
Kapitel
Carrie
fühlte sich erschöpft, aber glücklich und ziemlich
zufrieden mit ihrem neuen Status als erfahrene Frau, als sie an
diesem Morgen aus Ryans Bett aufstand. Sie reckte sich und lächelte,
als sie an die Nacht dachte, während sie mit den Händen
behutsam über einige wunderbar wunde Stellen strich. In dem
Moment fiel ihr ein, dass sie nichts anzuziehen hatte, denn all ihre
Sachen lagen im Wohnzimmer.
Es
wäre ein langer Weg im Adamskostüm, den sie da
zurückzulegen hätte. Am Morgen nach der unglaublichsten
Nacht ihres Lebens sollte sie sich nicht verlegen fühlen. Nicht
nach all den Dingen, die sie und Ryan miteinander geteilt hatten. Die
sie miteinander getan hatten. Doch als sie dastand, wohl wissend,
dass Ryan jeden Augenblick zurück ins Schlafzimmer kommen
könnte, und trotz der Tatsache, dass er ihren Körper
inzwischen auf sehr viel intimere Weise kannte als sie selbst, spürte
sie, dass ihr die Röte in die Wangen schoss bei dem Gedanken,
nackt durch sein Haus zu spazieren.
Sein
Schrank schien ihr daher die beste Lösung zu sein. Sie griff
sich das erste Hemd, das sie fand, hielt
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