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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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einer Hand hielt sie sich an Puds Buggy fest, und so schien sie in ihrem ganz eigenen Paradies neben den anderen her zu schweben. Hin und wieder entdeckte sie etwas ganz Besonderes und blickte mit dem glücklichsten Lächeln, das man sich vorstellen kann, zu Lou und Ruth empor. Niemand sprach. Das war auch nicht nötig, denn sie wussten alle Bescheid.
    Ein Stück vom Weihnachtsmarkt entfernt fanden sie die Eisbahn, auf der Hunderte von Menschen unterwegs waren, jung und alt. Die Warteschlange wand sich um die ganze Bahn herum, so dass jeder, der hinfiel, von neugierigen Zuschauern beäugt wurde, die natürlich über jeden lustigen Sturz lachten.
    »Ihr könnt euch das da drüben anschauen«, schlug Lou vor und deutete auf den Pavillon, in dem eine Pantomime vorgeführt wurde. Dutzende Kinder saßen in Liegestühlen, fasziniert von der Zauberwelt, die sich vor ihnen entfaltete. »Ich stelle mich solange für uns an.«
    Eine großzügige und gleichzeitig egoistische Geste – Lou Suffern konnte ja nicht über Nacht ein anderer werden. Er hatte sich fest vorgenommen, den Tag mit seiner Familie zu verbringen, aber inzwischen brannte sein BlackBerry ihm praktisch ein Loch in die Manteltasche, und er brauchte ein bisschen Zeit, um die Nachrichten durchzugehen, ehe er vor Spannung schlicht und einfach explodierte.
    »Okay, danke«, sagte Ruth und schob Puds Buggy zu Lou in die Schlange. »Wir bleiben nicht lange.«
    »Was machst du denn da?«, fragte Lou panisch.
    »Na, ich geh mit Lucy rüber und seh mir die Vorstellung an.«
    »Nimmst du ihn nicht mit?«
    »Nein.
Er
ist eingeschlafen, da ist er bei dir gut aufgehoben.«
    Hand in Hand mit Lucy, die fröhlich neben ihr her hüpfte, machte sich Ruth auf den Weg zum Pavillon, während Lou nichts anderes übrigblieb, als seine Panik in Schach zu halten und zu hoffen, dass Pud nicht so schnell aufwachen würde. Mit einem Auge am BlackBerry und dem anderen auf Pud entdeckte er, dass er sogar noch ein drittes Auge besaß, das die Gruppe Teenager vor ihm beobachtete, die in ihrem Hormonrausch plötzlich angefangen hatten, zu schreien und blöde herumzuhopsen – jeder Schrei und jedes ungeschickte Hopsen eine Bedrohung für den Schlaf seines Sohnes. Plötzlich fiel ihm auch auf, in welcher ohrenbetäubenden Lautstärke »Jingle Bells« aus den Lautsprechern hallte, und die Rückkoppelungen bei den Durchsagen, dass wieder ein verlorenes Familienmitglied am Elfen-Center wartete, klangen wie eine Massenkarambolage. Er hörte jedes einzelne Geräusch, jedes Kreischen der Kinder auf der Eisbahn, jeden Schrei, wenn wieder mal ein Daddy auf den Hintern fiel, jedes Knochenknirschen. In höchster Alarmbereitschaft – als müsste er jeden Moment mit einem tätlichen Angriff rechnen – ließ Lou den BlackBerry samt seinem wild blinkenden roten Licht wieder in die Tasche zurückgleiten. Langsam rückte die Schlange weiter, langsam schob er den Buggy ein Stückchen nach vorn.
    Einer der fettighaarigen Pubertierenden vor ihm, der seinen Freunden mit explosionsartigen Lauten und gelegentlichen epileptisch anmutenden Gesten eine Geschichte erzählte, war besonders nervig. Als er zum Höhepunkt seiner Geschichte kam, sprang er ein Stück zurück – und stieß mit dem Arm gegen Puds Buggy.
    »Sorry«, sagte er, drehte sich um und rieb sich den Arm. »Sorry, Mister. Alles klar mit dem Kleinen?«
    Lou nickte. Und schluckte. Am liebsten hätte er den Knaben gepackt und erwürgt. Oder seine Eltern gesucht und ihnen einen Vortrag darüber gehalten, dass sie ihrem Sohn gefälligst das Geschichtenerzählen beibringen sollten, und zwar ohne ausladende Gesten und Spuckebomben. Vorsichtig spähte er zu Pud hinunter. O nein, das Monster war dabei zu erwachen. Langsam öffneten sich seine Augen, glasig und müde, noch längst nicht bereit, aus dem Winterschlaf zu kommen. Sie blickten nach links, blickten nach rechts, blickten in alle Richtungen, und Lou hielt den Atem an. Eine Weile sahen er und Pud einander in gespanntem Schweigen an. Dann kam der Kleine offenbar zu der Erkenntnis, dass ihm der entsetzte Ausdruck im Gesicht seines Vaters ganz und gar nicht gefiel, spuckte in hohem Bogen seinen Schnuller aus und begann zu schreien. Und zwar richtig.
    »Alles ist gut, schsch«, säuselte Lou linkisch und sah flehend auf seinen Sohn hinunter.
    Pud brüllte lauter, und in seinen müden Augen bildeten sich dicke Tränen.
    »Hey, komm schon, Pud.« Lou lächelte den Kleinen mit seinem charmantesten

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