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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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gelangen. Doch egal, ob man der Beste, der Schlechteste oder einfach nur Mittelmaß war, es lief am Ende immer aufs Gleiche hinaus – es war alles nur ein Zustand. Wichtig war, wie ein Mensch sich in diesem Zustand
fühlte
und
warum
er sich dort befand.
    Gabe wollte Lou erklären, dass Menschen wie er sich ständig umschauten, um zu kontrollieren, was die anderen taten. Dass Menschen wie er sich unablässig mit anderen verglichen, dass sie um jeden Preis etwas Größeres erreichen, besser sein wollten. Und der Grund, warum Gabe Lou Suffern etwas über Menschen wie Lou Suffern erzählen wollte, war der, dass er ihn warnen wollte. Weil Menschen, die sich dauernd umschauen, dazu neigen, Dinge nicht zu sehen und einfach umzurennen.
    Der Weg wird so viel einfacher, wenn Menschen aufhören, darauf zu schielen, was die anderen tun, und sich stattdessen auf sich selbst konzentrieren. Lou konnte es sich ungefähr an dieser Stelle seiner Geschichte nicht wirklich leisten, Dinge umzurennen. Denn dann wäre das Ende ruiniert gewesen – das Ende, zu dem wir noch kommen werden. O ja, Lou hatte eine Menge zu tun.
    Aber er blieb nicht, um sich anzuhören, was Gabe ihm zu sagen hatte. Stattdessen verließ er die Rumpelkammer – {189 } Gabes Zimmer – mit einem Kopfschütteln, empört darüber, was dieser Mann sich wieder einmal herausgenommen hatte, und ging den Korridor mit dem flackernden Neonlicht, das die Umgebung abwechselnd hell und dunkel erscheinen ließ, wieder hinunter. Er fand den Ausgang und rannte die Treppe hinauf ins Erdgeschoss.
    Dort war es sofort cremefarben und warm, und Lou befand sich wieder in dem Bereich, in dem er sich sicher fühlte. Der Sicherheitsmann blickte von seinem Schreibtisch auf, als Lou aus dem Notausgang kam, und runzelte die Stirn.
    »Mit den Aufzügen stimmt irgendwas nicht«, rief Lou ihm zu. Jetzt blieb ihm keine Zeit mehr, zur Apotheke zu laufen und rechtzeitig zur Konferenz wieder oben in seinem Büro zu sein, sondern er musste wohl oder übel gleich wieder hinauf, egal, wie lädiert er aussah, egal, wie krank er sich fühlte, mit heißem, matschigem Kopf und Gabes lächerlichem Geschwätz in den Ohren.
    »Davon wusste ich gar nichts.« Der Sicherheitsmann eilte herbei und drückte auf den Rufknopf. Der leuchtete augenblicklich auf, und die Tür öffnete sich.
    Der Mann sah Lou seltsam an.
    »Oh. Na dann. Danke.« Lou stieg in den Aufzug und drückte auf den vierzehnten Stock. Allein in der Kabine, lehnte er den Kopf an den Spiegel, schloss die Augen und träumte, zu Hause im Bett zu sein, zusammen mit Ruth, die sich gemütlich an ihn kuschelte, einen Arm und ein Bein um ihn geschlungen, wie sie es im Schlaf immer tat – beziehungsweise getan hatte.
    Als der Aufzugston im vierzehnten Stock erklang und die Tür sich öffnete, machte Lou die Augen wieder auf, fuhr heftig zusammen und stieß einen Schrei aus.
    Direkt vor ihm stand Gabe im Korridor, mit ernstem Gesicht und so dicht, dass ihre Nasen sich fast berührten, als die Tür aufging. Er klapperte mit dem Pillendöschen, das er Lou vorhin angeboten hatte.
    »Scheiße! Gabe!«
    »Die haben Sie vergessen.«
    »Die hab ich nicht vergessen, ich wollte sie nicht.«
    »Aber sie helfen gegen Ihre Kopfschmerzen.«
    Lou nahm Gabe die Tabletten aus der Hand und stopfte sie in seine Hosentasche.
    »Viel Vergnügen«, sagte Gabe und lächelte zufrieden.
    »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich mit Drogen nichts am Hut habe.« Lou sprach leise, obwohl er wusste, dass er mit Gabe allein war.
    »Und ich hab Ihnen gesagt, dass das keine Drogen sind. Sondern ein pflanzliches Heilmittel.«
    »Ein Heilmittel wofür genau?«
    »Für Ihre Probleme, und von denen haben Sie eine ganze Menge. Ich glaube, ich habe sie vor kurzem für Sie aufgelistet.«
    »Und das von einem, der in einem Kellerraum auf dem Boden schläft«, zischte Lou. »Wie wäre es, wenn Sie selber mal eine Pille schlucken und sich daranmachen, Ihr eigenes Leben auf die Reihe zu kriegen? Oder waren es vielleicht genau diese Pillen, die Sie in diese unangenehme Lage gebracht haben? Wissen Sie was – ich hab die Nase voll davon, dass Sie ständig Urteile über mich fällen, Gabe, wo ich hier oben bin und Sie dort unten im Keller.«
    Gabes Gesicht nahm einen seltsamen Ausdruck an, und augenblicklich bekam Lou ein schlechtes Gewissen. »Sorry«, seufzte er.
    Aber Gabe nickte einfach nur.
    Da sein Kopf immer schlimmer dröhnte, betrachtete Lou die Tabletten nun doch etwas genauer. »Aus welchem

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