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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Vor kurzem hatte Lou gehört, dass Cliff angefangen hatte, wieder Kontakt mit anderen Menschen aufzunehmen, und sich fest vorgenommen, ihn bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu besuchen. Er wusste, dass es richtig gewesen wäre, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, aber irgendwie fand er nie die Zeit dazu …
    Immer frustrierter starrte Lou auf den schwarzen, leblosen Bildschirm. Sein Kopf pochte und dröhnte von der Schädelbasis bis zu den Augen, und er konnte keinen {198 } klaren Gedanken fassen. Vor lauter Verzweiflung holte er schließlich die Pillen aus der Tasche und betrachtete sie.
    Er dachte daran, was Gabe ihm über Mr Patterson und Alfred erzählt hatte. Gabe hatte die Schuhsituation korrekt eingeschätzt, er hatte ihm gestern früh Kaffee gebracht, ihn nach Hause gefahren und Ruth für sich gewonnen. Lou grübelte und grübelte, bis er schließlich zu der Erkenntnis gelangte, dass Gabe ihn kein einziges Mal im Stich gelassen hatte und dass er ihm vertrauen konnte. Kurz entschlossen nahm Lou das Tablettendöschen, machte es auf und ließ eine der kleinen, weißglänzenden Pillen langsam auf seine verschwitzte Handfläche kullern. Eine Weile spielte er damit, rollte die Pille zwischen den Fingern herum, leckte daran, aber als nichts Dramatisches passierte, steckte er sie schließlich in den Mund und spülte sie schnell mit einem Glas Wasser hinunter.
    Dann wartete er, klammerte sich aber zur Sicherheit mit beiden Händen an den Konferenztisch, so fest, dass seine Hände auf der Glasplatte, die das massive Walnussholz schützte, schwitzige Abdrücke hinterließen. Aber nichts geschah. Schließlich nahm er die Hände vorsichtig vom Tisch und inspizierte sie, als könnte er die Wirkung des Naturheilmittels eventuell an seinen schweißnassen Handflächen erkennen. Doch noch immer konnte er nichts Ungewöhnliches feststellen – keine Halluzinationen setzten ein, nichts Lebensbedrohliches, außer dass sein Kopf weiterhin höllisch weh tat.
    Um Viertel vor sieben war Arthur Lynch noch immer nicht auf dem Bildschirm. Ungeduldig klopfte Lou mit seinem Stift auf die Glasplatte, denn inzwischen war es ihm gleichgültig, welchen Eindruck er bei den Leuten auf der anderen Seite der Kamera hinterließ. Paranoid, wie er {199 } bereits war, begann er sich einzureden, dass es überhaupt kein Meeting gab, sondern dass Alfred diesen Termin irgendwie inszeniert hatte, um allein zu dem Dinner mit Thomas Crooke gehen und den wichtigen Deal ohne Lou aushandeln zu können. Aber Lou würde nicht zulassen, dass Alfred noch mehr von seiner harten Arbeit sabotierte! Hektisch stand er auf, griff nach seinem Mantel und rannte zur Tür. Gerade hatte er sie aufgerissen und wollte den Fuß über die Schwelle setzen, da hörte er eine Stimme aus dem Fernseher hinter ihm.
    »Tut mir wirklich sehr leid, dass ich Sie habe warten lassen, Mr Suffern.«
    Lou erstarrte, schloss die Augen, seufzte tief und verabschiedete sich wehmütig von seinem Traum vom Top-Büro mit Panoramablick über Dublin. Dann überlegte er schnell, was er tun sollte – losrennen und noch rechtzeitig zum Dinner mit Crooke kommen oder sich umdrehen und sich den Dingen stellen, die jetzt von ihm erwartet wurden? Ehe er Zeit hatte, die Entscheidung zu treffen, hörte er eine andere Stimme im Büro, und nun blieb ihm fast das Herz stehen.
    »Kein Problem, Mr Lynch. Bitte nennen Sie mich doch Lou. Ich habe Verständnis dafür, dass die Dinge manchmal etwas länger dauern können, Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Kommen wir gleich zur Sache, ja? Wir haben eine Menge miteinander zu besprechen.«
    »Selbstverständlich, Lou. Und nennen Sie mich doch bitte Arthur. Ja, wir haben ein gutes Stück Arbeit vor uns, aber bevor ich Sie mit den beiden Gentlemen neben mir bekannt mache – möchten Sie vielleicht erst noch Ihr momentanes Gespräch beenden? Ich sehe, Sie haben Gesellschaft?«
    »Nein, nein, Arthur, ich bin allein im Büro«, hörte Lou sich sagen. »Alle anderen sind schon weg.«
    »Aber da ist doch ein Mann an der Tür, ich sehe ihn auf dem Bildschirm.«
    Da er nun entdeckt war, drehte Lou sich langsam um und nahm die Situation in Augenschein. Tatsächlich – er saß immer noch am Konferenztisch, am gleichen Platz wie vorhin, ehe er seine Flucht geplant, den Mantel gepackt und sich auf den Weg zur Tür gemacht hatte. Ein zutiefst schockiertes Gesicht starrte ihm entgegen. Der Boden schwankte unter seinen Füßen, und er musste sich am Türrahmen

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