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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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das ist die Geschichte, wie ich mal in Boston auf dem Flughafen festsaß. Da war diese Frau mit mir im Flieger … « Er lächelte und drehte sich zu Gabe um, aber Gabe war verschwunden.
    »Na, wer nicht will, der hat schon«, murmelte Lou. Noch {206 } eine Weile beobachtete er sich selbst am Restauranttisch, wie in Trance und nicht ganz sicher, ob er das, was hier vorging, wirklich erlebte. Er hatte sich ein Pint mehr als verdient, und wenn seine andere Hälfte nach dem Essen nach Hause gehen wollte, bedeutete das, dass er die ganze Nacht unterwegs sein konnte und keiner etwas davon merkte. Niemand außer der Person, die mit ihm zusammen sein würde. Da konnte er sich doch ganz unbeschwert eine schöne Zeit machen.

19 Lou trifft Lou
    Siegestrunken fuhr Lou zu Hause vor, hörte voller Genugtuung den Kies unter den Rädern knirschen und freute sich an dem elektronischen Gartentor, das sich automatisch hinter ihm schloss. Das Dinner-Meeting war ein Erfolg gewesen: Lou hatte das Gespräch bestimmt, hatte hervorragende Überzeugungsarbeit geleistet, versiert verhandelt und interessant Konversation gemacht. Die anderen hatten über seine Witze gelacht – schließlich waren es ja auch seine besten gewesen! – und förmlich an seinen Lippen gehangen. In gutem Einvernehmen und sehr zufrieden waren die Männer aufgebrochen, und Lou hatte noch einen letzten Drink mit Alfred genommen, bevor er nach Hause gefahren war.
    Im Erdgeschoss brannte kein Licht, aber oben war es so hell wie auf einer Landebahn.
    Er trat ein in die Finsternis. Normalerweise ließ Ruth das Licht in der Eingangshalle brennen, aber heute musste er an den Wänden nach dem Lichtschalter tasten. Ein unangenehmer Geruch stieg ihm in die Nase.
    »Hallo?«, rief er. Seine Stimme hallte drei Treppen hinauf bis zum Oberlicht im Dach.
    Im Haus herrschte Chaos, was völlig unüblich war, denn sonst war immer alles ordentlich, wenn Lou heimkam. Überall {208 } lagen Spielsachen auf dem Fußboden herum. »Hm«, machte Lou missbilligend.
    »Hallo?«, rief er, während er die Treppe hinaufstieg, noch einmal. »Ruth?«
    Er wartete darauf, dass ihr »Schsch!« die Stille durchbrechen würde, aber nichts dergleichen geschah.
    Stattdessen sah er, als er den Treppenabsatz erreichte, Ruth aus Lucys Zimmer laufen, die Hand vor dem Mund, die Augen weit aufgerissen. Sie rannte ins Badezimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Dann hörte man, wie sie sich übergab.
    Am anderen Ende des Flurs fing Lucy an zu weinen und rief nach ihrer Mutter.
    Lou stand wie angewurzelt mitten auf dem Treppenabsatz, blickte von einem Zimmer zum anderen und wusste nicht, was tun.
    »Geh zu ihr, Lou«, rief Ruth aus dem Bad, ehe sie sich wieder der Kloschüssel widmete.
    Aber Lou zögerte, und Lucys Weinen wurde lauter.
    »Lou!«, schrie Ruth, dringlicher diesmal.
    Er fuhr auf, denn ihr Ton erschreckte ihn. Langsam ging er zu Lucys Zimmer, öffnete vorsichtig die Tür und spähte hinein. Er kam sich vor wie ein Eindringling, denn er betrat eine Welt, in die er sich sonst nur selten vorwagte. Alle möglichen Spielzeugartikel von Dora the Explorer hießen ihn willkommen, und es roch durchdringend nach Erbrochenem. Lucy war nicht in ihrem Bett, aber die Laken und die rosarote Bettdecke waren zerwühlt. Lou folgte den Geräuschen ins Badezimmer und fand seine Tochter dort, Häschenhausschuhe an den Füßen, auf die Fliesen gekauert. Auch sie übergab sich in die Kloschüssel und schluchzte dabei leise vor sich hin. Sie spuckte und weinte, {209 } weinte und spuckte, und das Geräusch hallte unten in der Toilette wider.
    Die Aktentasche noch in der Hand, stand Lou da und sah sich um. Was sollte er tun? Schließlich holte er ein Taschentuch aus seiner Tasche und hielt es sich vor Mund und Nase, um den Geruch etwas zu mildern und sich vor Ansteckung zu schützen.
    In diesem Moment kam Ruth zurück, und als sie sah, dass ihr Mann tatenlos zuschaute, wie seine fünfjährige Tochter sich unter Qualen erbrach, drängte sie sich an ihm vorbei und eilte Lucy zu Hilfe.
    »Alles okay, Herzchen.« Ruth fiel auf die Knie und schlang die Arme um ihre Tochter. »Lou, bitte hol mir doch mal zwei feuchte Waschlappen.«
    »Feucht?«
    »Halt sie unters kalte Wasser und drück sie dann aus, damit sie nicht mehr tropfnass sind«, erklärte sie ruhig.
    »Mach ich, klar.« Kopfschüttelnd über seine eigene Unwissenheit wanderte er langsam aus dem Schlafzimmer, blieb aber auf dem Treppenabsatz stehen, schaute unsicher nach

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