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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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deutete {215 } er auf seinen Kopf. »Und dann bleibe ich im warmen Bett liegen, und der Klon kann arbeiten gehen. Ha! Was ich alles machen werde, zum Beispiel … « Er dachte eine Weile angestrengt nach, ohne jedoch zu einem Ergebnis zu kommen. »Na ja, viele Dinge eben. Reisen werde ich. Ein verdammtes Wunder ist das. Wissen Sie, wann ich meinen letzten freien Tag hatte?«
    »Wann denn?«
    Lou dachte wieder scharf nach. »Letztes Weihnachten. Kein Telefon, kein Computer. Letztes Weihnachten.«
    Der Barmann sah ihn zweifelnd an. »Sie haben dieses Jahr keine Ferien gemacht?«
    »Eine Woche hab ich Urlaub genommen. Mit den Kindern.« Er verzog das Gesicht. »Überall nur Sand, widerlich. Auf dem Laptop, auf dem Handy. Und auch auf dem hier.« Er griff in die Tasche, zog seinen BlackBerry hervor und knallte ihn auf den Tresen.
    »Vorsicht!«
    »Dieses Ding hier. Folgt mir überallhin. Wenn Sand reinkommt, macht nichts, es funktioniert trotzdem. Die Droge der Nation. Dieses Ding.« Er fuchtelte mit dem Finger daran herum und drückte dabei aus Versehen auf irgendwelche Tasten. Der Bildschirm leuchtete auf, Ruth und die Kinder lächelten Lou an. Pud mit seinem albernen breiten zahnlosen Grinsen, Lucy mit ihren großen braunen Augen, die unter ihrem Pony hervorschielten, Ruth, die beide Kinder fest im Arm hatte. Ruth hielt die Familie zusammen. Lächelnd studierte Lou das Bild. Dann ging das Licht aus, das Display wurde schwarz, und das Gerät starrte ihn vorwurfsvoll an. »Auf den Bahamas waren wir«, fuhr er mit seiner Erklärung fort. »Und sogar da haben sie mich gekriegt mit ihrem
Biep-biep
.
Biep-biep, biep-biep,
so {216 } kriegen die mich immer«, lachte er wieder. »Und das rote Licht. Das sehe ich im Schlaf, unter der Dusche, jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, das rote Licht und das
Biep-biep
. Ich hasse das verfluchte
Biep-biep

    »Dann nehmen Sie sich doch mal einen Tag frei«, schlug der Barmann vor.
    »Kann ich nicht. Hab viel zu viel zu tun.«
    »Na ja, jetzt, wo man Sie geklont hat, können Sie doch immer freimachen, wenn Sie Lust dazu haben«, scherzte der Barkeeper und schaute sich um, ob ihnen jemand zuhörte.
    »Ja«, bestätigte Lou träumerisch. »Es gibt so vieles, was ich gerne tun möchte.«
    »Was zum Beispiel? Was möchten Sie jetzt gerade am allerliebsten tun?«
    Lou schloss die Augen. Der Schwindel ergriff die günstige Gelegenheit und breitete sich aus, um ihn vom Stuhl zu werfen.
    »Hoppla!« Schnell riss er die Augen wieder auf. »Ich möchte nach Hause, aber das geht nicht. Der Klon lässt mich ja nicht. Vorhin hab ich ihn angerufen und ihm gesagt, dass ich müde bin und nach Hause möchte. Aber er lässt mich nicht.« Lou schnaubte. »Der allmächtige Bestimmer sagt nein.«
    »Wer sagt nein?«
    »Mein Klon.«
    »Ihr Klon hat Ihnen gesagt, Sie sollen wegbleiben?« Der Barkeeper musste sich ein Lachen verbeißen.
    »Er ist zu Hause, und ich kann da ja nicht noch mal aufkreuzen. Aber ich bin müde.« Seine Augenlider senkten sich. Aber dann fiel ihm etwas ein, und er schlug sie schnell wieder auf. Er beugte sich vertraulich zu dem Barmann {217 } und senkte die Stimme. »Ich hab ihn durchs Fenster beobachtet, wissen Sie«, sagte er leise.
    »Den anderen?«
    »Ja, Sie haben’s kapiert. Ich bin nach Hause gegangen und hab ihn von draußen beobachtet. Er war da drin, ist mit Bettwäsche und Handtüchern rumgerannt, treppauf, treppab, als hielte er sich für was ganz Besonderes.« Wieder schnaubte er laut. »Grade noch seh ich ihm zu, wie er bei ’nem Geschäftsessen seine dämlichen Witze erzählt, und in der nächsten Sekunde macht er zu Hause die Betten. Glaubt, er kann beides.« Lou verdrehte die Augen. »Deshalb bin ich hierher zurückgekommen.«
    »Vielleicht kann er es«, grinste der Barmann.
    »Vielleicht kann er was?«
    »Vielleicht kann er beides«, erklärte der Barmann und zwinkerte. »Gehen Sie nach Hause«, sagte er, nahm Lous Glas und ging zur anderen Seite des Tresens, weil dort ein Kunde auf Bedienung wartete.
    Während der junge Gast seine Bestellung herunterratterte, dachte Lou lang und angestrengt nach. Wenn er nicht nach Hause durfte, konnte er nirgendwohin.
     
    »Alles okay, Schätzchen, alles okay, Daddy ist ja da«, sagte Lou, hielt Lucys dunkle Haare aus ihrem Gesicht und rieb ihr sanft den Rücken, während sie sich über die Kloschüssel beugte und sich ungefähr zum zwanzigsten Mal in dieser Nacht übergab. In T-Shirt und Boxershorts saß Lou neben ihr auf

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