Zeit der Dunkelheit (Band 4)
Distelpfote. »Sonst entwischt uns Rußpfote noch!« Sie schlüpfte aus dem Farn und nahm die Verfolgung auf. Löwenpfote versetzte Häherpfote einen leichten Stoß und schon eilten sie wieder hinter der Schülerin her durch den Wald.
Häherpfotes Nase hatte etwas entdeckt. »Eichhörnchen!«
Rußpfotes Schritte wurden schneller.
»Sie folgt ihm«, miaute Löwenpfote.
»Ich kann sie sehen!«, flüsterte Distelpfote. »Genau das tut sie. Sie ist wendiger als eine Schlange.«
»Hat das Eichhörnchen sie entdeckt?«
»Er ist noch am Boden«, antwortete Löwenpfote. »Ich glaube, es ahnt, dass etwas nicht stimmt.«
»Wenn Rußpfote jetzt nicht bald angreift«, flüsterte Distelpfote Häherpfote zu, »könnte es ihr entkommen.«
»Jetzt flitzt es über einen umgestürzten Baumstamm«, miaute Löwenpfote, »auf eine Eiche zu. Das ist Rußpfotes Chance, sonst ist es weg.«
»Da!«, miaute Distelpfote triumphierend. »Was für ein Sprung …« Ihre Stimme brach ab.
»Was ist passiert?«, rief Häherpfote erschrocken. Ins Gebüsch geduckt hörte er Krallen kratzen, dann folgte ein dumpfer Aufprall.
Plötzlich schien die Luft stillzustehen.
»Sie hat den Sprung falsch eingeschätzt!«, miaute Löwenpfote. »Sie ist auf dem umgefallenen Baum aufgeschlagen.«
»Sie hat sich verletzt!«, schrie Distelpfote. Aber Häherpfote rannte bereits zu Rußpfote, wobei er insgeheim betete, es möge sich ihm kein Hindernis in den Weg stellen.
Distelpfote sauste hinter ihm her und sprang zu ihrer Freundin hinauf, die hilflos und stöhnend auf dem Baumstamm lag. Häherpfote hangelte sich mit den Krallen an der fauligen Rinde hoch, die unter seinen Pfoten wegbröckelte. Schwer atmend hockte er sich neben Rußpfote.
Wolkenschweif kam aus dem Gebüsch gestürzt. »Ist sie verletzt?«
Mit der Wange spürte Häherpfote Rußpfotes Qualen, die in Wellen durch ihr Bein pochten. Es war heiß und bereits dick geschwollen. »Es ist ihr böses Bein!«, rief er.
Rußpfote atmete schnell und flach. »Als ich abgesprungen bin, ist es einfach weggeknickt«, keuchte sie.
Wolkenschweif kletterte auf den Stamm und schob Distelpfote beiseite. »Ich wusste, dass sie noch nicht so weit ist!«
»Wir müssen sie ins Lager zurückbringen«, erklärte Häherpfote. »Distelpfote, lauf voraus und sag Blattsee Bescheid.«
Distelpfote zögerte, weil sie ihre Freundin nicht allein lassen wollte.
»Mach schon!«, befahl Häherpfote.
Distelpfote kletterte nach unten, dann raschelte das Unterholz und sie verschwand im Wald.
»Ist schon gut, Rußpfote«, tröstete Wolkenschweif. »Wir bringen dich nach Hause.« Er rief nach Löwenpfote, der unten am Boden geblieben war. »Ich werde sie am Nackenfell festhalten und mit ihr vom Stamm springen. Ich brauche dich, um dafür zu sorgen, dass sie mit ihrem verletzten Bein nirgendwo anstößt oder den Boden berührt. Glaubst du, du schaffst das?«
»Ja.«
Rußpfote stöhnte, als Wolkenschweif sie vorsichtig am Nackenfell packte.
Löwenpfote stemmte seine Hinterpfoten fest auf den Boden, während er sich hochreckte, um zu helfen. Häherpfote sprang an seine Seite, mit dem Pelz streifte er Rußpfote, die auf halber Strecke in der Luft hing. Vorsichtig ließ sich Wolkenschweif vom Baum gleiten. Rußpfote jaulte auf, als sie unten ankamen und Wolkenschweif sie am Boden ablegte.
Häherpfote presste seine Wange an ihre bebende Flanke. Ihr Herz schlug kräftig und regelmäßig. »Kannst du auf drei Beinen humpeln?«
»Ich glaube schon«, stöhnte sie.
»Wir helfen dir«, versprach Löwenpfote.
Fell raschelte im Laub über den Boden, als sich Rußpfote auf drei Pfoten aufzurichten versuchte. Häherpfote huschte eilig beiseite, damit Löwenpfote und Wolkenschweif sie von beiden Seiten stützen konnten. Langsam humpelte die verletzte Schülerin vorwärts, ungelenk tappten ihre Pfoten über den Boden.
Jeder einzelne Schritt versetzte Häherpfote einen Stich. »Könnt ihr sie nicht tragen?«, fragte er verzweifelt. »Blattsee muss sie erst untersuchen.« Und wenn sie wegen des Schocks ohnmächtig wird?
»Nur langsam.« Wolkenschweif ließ sich nicht bedrängen. »Wir könnten ihrem Bein sonst noch mehr Schaden zufügen.«
Endlich hatten sie die Dornenbarriere erreicht und brachten im Schneckentempo die letzten Schritte durch den Tunnel hinter sich.
Distelpfote wartete auf der Lichtung bereits auf sie, ihr Pelz kribbelte besorgt. »Sie läuft!«
»Wenn man das so nennen kann«, knurrte Rußpfote.
»Wie schlimm ist
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