Zeit der Dunkelheit (Band 4)
sinnlos, ein Gemetzel anzufangen, bevor wir wissen, was da los ist.«
Sandsturm funkelte ihn an. »Bist du inzwischen dazu übergegangen, jedem Kampf aus dem Weg zu gehen?«
»Wenn es sein muss, werde ich auch kämpfen!« Feuerstern hielt ihrem Blick stand. »Aber ich werde kein Blut vergießen, wenn ich das Problem mit Vernunft lösen kann.«
»Wir haben doch schon versucht, mit dem WindClan zu reden«, warf Brombeerkralle ein. »Du tust so, als wären sie immer noch unsere Verbündeten.«
Feuerstern schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass sie sich schon vor langer Zeit gegen uns gewandt haben.« Schwermut überschattete seinen Blick. »Die Clans sind längst wieder Rivalen.«
Distelpfote musterte ihren Anführer. Denkt er an die Große Reise? Damals hatten sich sechs Katzen aus allen Clans gemeinsam auf den Weg gemacht, um sie alle zu retten. Vielleicht dachte er aber auch an ihre letzte gemeinsame Wanderung in die Berge. Distelpfote kamen Zweifel. Die Reise war vielleicht doch keine so gute Idee gewesen. Vielleicht hatte die Vermischung der Clans dazu geführt, dass die Grenzen jetzt nicht mehr so klar zu erkennen waren. Und wenn es keine eindeutigen Grenzen mehr gab, wie sollte die Beute dann gerecht geteilt werden? Es musste Regeln geben, sonst würden immer nur die überleben, die bereit waren, zu kämpfen! Das war es, warum der SternenClan von ihnen verlangte, dass sie sich an das Gesetz der Krieger hielten. Wir brauchen das Gesetz der Krieger genauso nötig wie Nahrung und Wasser! Distelpfote bohrte ihre Krallen in die Erde. Die Gesetze waren für die Clans überlebenswichtig, daran ließ sich nichts ändern.
»Und was hast du vor?«, fragte Brombeerkralle.
»Ich will, dass du zu Kurzstern gehst«, erklärte Feuerstern. »Nimm Sandsturm, Farnpelz und Distelpfote mit. Finde heraus, warum er das tut. Sag ihm, dass wir die Grenzpatrouillen verstärken und dass wir uns um Beutediebe schon kümmern werden, wenn wir sie erwischen, und zwar mit ausgefahrenen Krallen.«
»Also gut«, stimmte Brombeerkralle zu. »Wir brechen sofort auf.« Der Zweite Anführer wandte sich ab und lief Richtung Dornentunnel, Farnpelz und Sandsturm folgten ihm.
Ich muss Löwenpfote sagen, was passiert ist! Distelpfote suchte die Lichtung ab. Im Eingang des Ältesten-Baus sah sie den Schwanz ihres Bruders auftauchen. Er säuberte wahrscheinlich die Nester. Sie rannte zu ihm.
Im Rückwärtsgang schleuderte er altes Polstermaterial über seine Schulter. Ein Regen aus Moosbällen ergoss sich um ihn herum, und er knurrte vor sich hin: »Mausefell hat recht.« Eine Mooskugel sauste an Distelpfotes Ohr vorbei. »Wir haben nicht genug Schüler, um all unsere Pflichten zu erledigen, und es dauert noch ewig, bis Rosenjunges und Unkenjunges zu Pfoten ernannt werden!«
»Ich gehe ins WindClan-Territorium«, fauchte Distelpfote.
Löwenpfotes Hinterteil verschwand, als er zu ihr herumwirbelte. »Warum?«
»Wir wollen Kurzstern Bescheid sagen, dass er sich von unserem Territorium fernhalten soll.«
Er ließ seine Krallen spielen. »Am liebsten würde ich mitkommen!«
Brombeerkralles ungeduldiges Miauen ertönte vom Dornentunnel. »Distelpfote!«
»Ich erzähle dir alles, sobald ich wieder da bin.« Distelpfote rannte los und folgte der Patrouille durch den Tunnel.
Im Wald war es dunkel. Kein Sonnenlicht drang durch die Zweige, der Himmel hing grau und finster über ihnen. Die Luft schmeckte modrig, nach vertrockneten Blättern und fauliger Rinde, und der Boden unter Distelpfotes Pfoten fühlte sich weich und schwammig an. Blattfall kündigte sich an. Während Brombeerkralle und Sandsturm vorausstürmten, blieb Distelpfote stehen, um sich an einem Baumstamm die Erde aus den Ritzen zwischen ihren Ballen zu kratzen.
Farnpelz hielt neben ihr an. »Du hältst die Patrouille auf«, miaute er. »Wir haben noch den ganzen Weg übers Moor vor uns.«
»Aber das fühlt sich so eklig an«, beschwerte sie sich.
»Du kannst dich gründlich putzen, wenn wir wieder zu Hause sind.« Mit einem Schwanzschnippen deutete er auf Brombeerkralle und Sandsturm, die gerade hinter der Anhöhe verschwanden. »Mach schnell, sonst verpassen wir noch den Anschluss.«
Distelpfote rannte hinter ihrem Mentor her, bis sie die anderen eingeholt hatten. Als sie zwischen den Bäumen hervortraten, presste der Wind Distelpfote das Fell an den Körper. Er schmeckte nach Regen. Sie kniff die Augen vor der heftigen Brise zusammen. Vor ihnen tupften Heidekrautflecken das
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