Zeit der Dunkelheit (Band 4)
sich die Kiefernnadeln aus dem Pelz.
Löwenpfote hob das Kinn und sah Tigerstern voller Stolz an. »Gar nicht so schlecht, oder?«
Pfoten boxten ihn in die Seite und stießen ihn um. Löwenpfote wand sich, schnappte überrascht nach Luft, aber Habichtfrost drückte ihm seine riesigen Pfoten in die Flanke und hielt ihn fest.
»Du darfst niemals davon ausgehen, dass du einen Feind besiegt hast, wenn er noch nicht tot ist!«, rief Tigerstern.
Habichtfrost beugte sich zu ihm hinab. »Gibt’s schon was Neues über deine Prophezeiung?«, spottete er.
»Die hab ich ganz vergessen«, log Löwenpfote.
Habichtfrost sah ihn verächtlich an. »Der SternenClan hat dich noch nicht zum Anführer des Waldes gemacht?«
Ein stechender Schmerz an der Flanke nahm Löwenpfote die Luft. Habichtfrost hatte ihm seine Krallen ins Fleisch gebohrt, dann ließ er ihn los.
Löwenpfote sprang auf die Pfoten, Blut quoll aus seinem Pelz. Wut nagte in seinem Bauch. Warum nahmen sie die Prophezeiung nicht ernst? Sie war seine stärkste Waffe. Der Schatten eines Zweifels machte ihn frösteln. Es sei denn, sie haben recht, und die Prophezeiung war nicht mehr als ein Traum, den Feuerstern geträumt hatte.
»Wach auf!«
Eine Schnauze knuffte Löwenpfote genau an der Stelle in die Flanke, wo ihn Habichtfrost mit seinen Krallen verletzt hatte. Er zuckte zusammen und sprang auf die Pfoten.
Distelpfote saß neben ihm. »Die Patrouille bricht gleich auf.« Die frühe Morgendämmerung tauchte den Bau in ein fahles Licht. Leichter Regen prasselte auf die Zweige.
Distelpfote leckte sich die Schnauze. »Blut?« Mit einem ängstlichen Blick auf Löwenpfotes Flanke leckte sie noch einmal.
Erschrocken säuberte Löwenpfote die Wunde, die ihm Habichtfrost zugefügt hatte. Nie hätte er gedacht, dass die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit so fließend sein könnten.
»Wahrscheinlich hattest du einen Dorn in deinem Nest«, erklärte Distelpfote. Sie stieß Löwenpfote beiseite und machte sich daran, das Moos abzusuchen.
Pfoten tappten auf der Lichtung auf und ab.
»Wir müssen uns später darum kümmern«, miaute Löwenpfote. »Die Patrouille macht sich sicher schon zum Aufbruch bereit.«
Distelpfote blickte auf, ihre Augen leuchteten im Zwielicht. »Auf geht’s!«
Löwenpfote war bereits auf dem Weg nach draußen.
Aschenpelz und Farnpelz warteten auf der Lichtung, vom Regen klebten ihre Pelze dicht am Körper.
»Auch schon wach.« Aschenpelz schüttelte sich die Tropfen von den Schnurrhaaren. »Dann können wir ja jetzt gehen.«
»Wartet.« Feuerstern kam vom Steinfall gesprungen. »Denkt daran«, mahnte er, »ihr sollt nach den Beutedieben nur Ausschau halten. Ich will nicht, dass ihr die Eindringlinge angreift. Wenn ihr welche seht, kommt zurück und berichtet mir.« Besorgnis schimmerte in seinen Augen. »Hier geht es um mehr als ein einfaches Grenzgerangel. Wenn sich ein Kampf nicht vermeiden lässt, dann muss er wohlüberlegt sein.« Er blickte von einer Katze zur anderen. »Verstanden?«
Löwenpfote und seine Clan-Gefährten nickten.
»Gut.« Feuerstern machte kehrt und kletterte wieder zur Hochnase hinauf.
Farnpelz schlüpfte zwischen Löwenpfote und Distelpfote. »Ihr beiden seid bereit?«
Aschenpelz schoss bereits durch den Tunnel. Löwenpfote rannte hinter ihm her, seine Pfoten patschten über den aufgeweichten Boden. Der Tunnel bot ihm kurzfristig Schutz, bis er draußen im triefnassen Wald wiederauftauchte. Distelpfote und Farnpelz donnerten hinter ihm her, er hörte, wie ihre Pfoten über die nassen Blätter rutschten. Er ließ die Krallen ausfahren, damit er beim Laufen in der Erde Halt fand. Energie schoss durch seinen Körper.
Aschenpelz, der vor ihm durch den Wald flitzte, wirkte klein zwischen den Bäumen. Löwenpfote beschleunigte, um ihn einzuholen. Wenn ich wollte, könnte ich mit einem einzigen Satz an der Grenze sein. Der Schmerz in seiner Flanke hatte nachgelassen, anscheinend heilte die Wunde bereits. Der Regen wusch das Blut aus seinem Pelz. Beim nächsten Mal muss sich Habichtfrost in Acht nehmen.
Weiter vorn folgte Aschenpelz einem Pfad, der eine Kurve beschrieb. Löwenpfote kannte einen besseren Weg. Er rannte geradeaus weiter und brach durch einen Wall aus Farnwedeln. Als er am anderen Ende wiederauftauchte, machte Aschenpelz große Augen. Löwenpfote hatte ihn jetzt überholt, war auf den Weg zurückgekehrt und rannte mit weiten Sprüngen voraus.
»Komm zurück!«, befahl Aschenpelz. »Diese Patrouille
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