Zeit der Dunkelheit (Band 4)
nur einen Dschungel aus Brombeerranken, aber den würde er Schwanzlänge für Schwanzlänge durchforsten. Ein WindClan-Krieger könnte sich hier verstecken. Er lief zu einer winzigen Öffnung im dornigen Gestrüpp und wollte sich mit eingezogenen Schultern einen Weg bahnen.
»Warte!« Distelpfote hielt ihn am Schwanz zurück. »Du wirst dir den Pelz in Fetzen reißen, wenn du versuchst, dich durch dieses Mauseloch zu zwängen! Lass mich das machen, ich bin kleiner. Ich passe da durch.«
»Mir passiert schon nichts«, versicherte ihr Löwenpfote. »Sind doch bloß Dornen.« Denk an die Schlacht in den Bergen, hätte er beinahe hinzugefügt, konnte sich aber gerade noch rechtzeitig beherrschen, als er merkte, dass Aschenpelz hinter ihm stand.
»Mach schon, Löwenpfote«, miaute Aschenpelz, »lass sie vorbei.«
Enttäuscht trat Löwenpfote beiseite und sah Distelpfote nach, die vorsichtig zwischen den Brombeerranken verschwand.
»Wir beide gehen hier entlang.« Aschenpelz führte ihn um das Gestrüpp herum und schnupperte an den regennassen Wurzeln einer Buche, die sich in der Uferböschung verankert hatte.
»Ich sehe mich weiter unten beim Wasser um.« Löwenpfote krabbelte die schlüpfrige Böschung hinab. Der Bach gurgelte und schäumte, Wasser spritzte über seine Pfoten, während er sich am Ufer entlang vorantastete. Er beschnupperte jedes Grasbüschel und schob das Blattwerk jeder einzelnen Pflanze beiseite, um zu prüfen, ob sich irgendetwas darunter verbergen mochte.
Farnkraut versperrte ihm den Weg. Er öffnete das Maul und ließ den Geruch in seine Mundhöhle strömen. Er steckte gerade eine Pfote zwischen die Wedel, als es über ihm miaute.
»In den Brombeeren ist nichts!« Distelpfotes Kopf tauchte oben am Rand der Böschung auf. Ihre Augen waren groß, ihr Fell trotz des Regens gesträubt.
»Bist du sicher?« Löwenpfote kniff die Augen zusammen. Für eine Katze, die nichts gefunden hatte, sah sie ziemlich erregt aus.
»Nur Brombeeren«, versicherte Distelpfote. »Aschenpelz sagt, wir sollen ins Lager zurückkehren.«
Immer noch misstrauisch, kletterte Löwenpfote die Böschung hinauf.
Oben erwartete ihn Aschenpelz. »Der WindClan ist offensichtlich schon heimgegangen«, miaute der graue Krieger. »Wir verschwenden hier unsere Zeit.«
»Genau.« Distelpfote stimmte ihm eifrig zu. »Lasst uns gehen.«
Löwenpfote sah sie von der Seite an. Was hat sie vor?
Aber Aschenpelz war bereits in den Wald vorausgetrabt. Distelpfote eilte ihm nach. Sie hat etwas gefunden. Aber warum sagt sie nichts? Der Gedanke nagte an Löwenpfote, während er hinter seinen Clan-Gefährten herrannte.
»Warte!«, rief er Aschenpelz zu, als er ihn bis auf wenige Schwanzlängen eingeholt hatte.
Aschenpelz blieb stehen und drehte sich um.
Mit gesträubtem Pelz wirbelte Distelpfote herum. »Was ist los?«
»Ich habe an der Grenze was gehört«, log Löwenpfote. »Lasst mich umkehren und nachsehen.«
Aschenpelz legte den Kopf zur Seite. »Was hast du denn gehört?«
»Ich weiß es nicht genau«, miaute Löwenpfote. »Vielleicht ist es nichts, aber ich möchte gern sicher sein.«
»Ich komme mit«, bot Distelpfote an, ihre Schwanzspitze zuckte.
»Ich schaffe das auch allein«, versprach Löwenpfote.
Distelpfote sah nicht sehr überzeugt aus.
Löwenpfote blickte ihr in die Augen. »Bis ihr beim Lager ankommt, habe ich euch bestimmt längst eingeholt.«
»Dann geh nur«, willigte Aschenpelz ein. »Aber falls du etwas Verdächtiges entdeckst, machst du sofort kehrt und berichtest uns. Keine dummen Heldentaten. Die Situation ist zu gefährlich.«
»Versprochen«, miaute Löwenpfote. Er drehte um und rannte zum Brombeerstrauch zurück. Distelpfote hatte die kleine Öffnung breiter gemacht. Die Dornen zerrten zwar an seinem Pelz, aber davon abgesehen konnte er mühelos hindurchschlüpfen und dem Schlängelpfad folgen, den seine Wurfgefährtin durch den Busch geschlagen hatte. Wenigstens war es hier drinnen trocken.
Ein Geruch stieg ihm in die Nase. Fuchs! War es das gewesen, was Distelpfote so sehr beunruhigt hatte? Warum hatte sie Aschenpelz nichts davon gesagt? Vorsichtig schob er sich tiefer ins Gestrüpp und erinnerte sich an früher, als er mit Distelpfote und Häherpfote heimlich aus dem Lager geschlichen war. Damals waren sie noch Junge gewesen, aber wild entschlossen, einen Fuchs aufzuspüren, der ihren Clan bedrohte. Sie waren seiner Spur den weiten Weg bis zu seinem Bau gefolgt. Ihn schauderte, wenn er daran
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