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Zeit der Eisblueten

Zeit der Eisblueten

Titel: Zeit der Eisblueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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werde in London arbeiten, aber sehr oft vor Ort sein müssen. Ich hoffe, Du freust Dich für mich. Es könnte eine Beschäftigung für mehrere Jahre sein. Ich habe bei allem freie Hand, einschließlich der Restaurants, Foyers und so weiter.
    Damit komme ich zu einer anderen Frage. Die Thompsons haben Freunde, die sich für unser Haus interessieren. Sie wollen es nicht mieten, sondern kaufen. Sie haben mich aus heiterem Himmel angerufen und 290000 Pfund geboten. Marjorie muss ihnen erzählt haben, was alles mit dem Haus (und uns persönlich) geschehen ist. Wahrscheinlich nahm sie an, dass wir ausziehen wollen. Daraufhin habe ich einen Makler angerufen, der sich das Haus angesehen und den Preis bestätigt hat. Es wäre mehr wert, wenn es sich nicht in solch einem üblen Zustand befinden würde. Ich war überrascht. Offen gestanden glaube ich, dass es vielleicht die beste Lösung wäre. Lass mich wissen, was Du davon hältst.
    Beste Grüße
    Isabel
    Beste Grüße – das war’s? Dafydd starrte auf den Bildschirm. Was war aus Liebe, Küssen und Umarmungen geworden? Was aus Verlangen, Sehnsucht und Vermissen? Der verfluchte Paul Deveraux … Wie konnte er Dafydds Frau für sich beanspruchen? Eine Welle der Trauer rollte über ihn hinweg. Der Schmerz legte sich wie ein Stein auf seine Brust und raubte ihm fast den Atem. Aber er saß in Tillies Büro, die sich in der Nähe aufhielt und so tat, als hefte sie Papiere ab.
    Er musste unbedingt mit Isabel persönlich sprechen, aber sie wich ihm sehr erfolgreich aus. Vielleicht war er für sie so unwichtig geworden, dass sie ihn eines Gespräches für nicht mehr wert hielt. Oder war ihr Vorpreschen Teil seiner Bestrafung, um ihm zu zeigen, wie überflüssig er war? Er klickte auf »Antworten«.
    Isabel. Der Ton Deiner E-Mail hat wehgetan. Er klingt, als wären wir Geschäftspartner, nicht Ehepartner (wir sind schließlich immer noch verheiratet).
    Glückwunsch zu Deinem Auftrag in Dubai. Offensichtlich gut für Dich, aber vielleicht könntest Du mich wissen lassen, wie Du Dir unsere gemeinsame Zukunft vorstellst, falls Du meinst, dass es eine geben könnte.
    Was das Haus betrifft, so hast Du ja schnell gehandelt. Ich bin erst drei Wochen fort, und Du demontierst bereits unser Leben. Es geht um mein Zuhause, Dein Zuhause, unser Zuhause. Aber verhökere das verdammte Ding bloß. Es ist ohnehin zu groß für uns. Ein Neuanfang in einem neuen Haus würde uns vielleicht guttun. Ich überlasse die Sache Dir und werde Deine Entscheidung voll und ganz akzeptieren.
    Aber sei bitte so liebenswürdig, demnächst mit mir persönlich zu sprechen. Ruf mich an.
    In Liebe
    Dafydd
    Er drückte auf »Senden«, ohne die E-Mail noch einmal durchzulesen. Er hatte zum Ausdruck gebracht, was er empfand, und das sollte sie wissen. Zehn Sekunden später geriet er in Panik und wünschte, er hätte sich nicht so streng, so endgültig ausgedrückt. Und das Haus … Sie hatten dort nur sechs Jahre gewohnt, aber er war der Meinung gewesen, es werde auf Dauer sein. Im Grunde hatte er sie aufgefordert, es zu verkaufen. Wenn Mark und Miranda ihn je besuchen oder bei ihm wohnen sollten, wohin konnten sie dann kommen? Die gesamte Situation war surreal.
    Tillie bewegte sich um ihn herum. Sie hatte seine Stimmung wahrgenommen und legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, Tillie, danke.«
    Er seufzte und stand auf. Als er die Treppe hinaufstieg, fühlte er sich bedrückt. Er war Tausende Kilometer von seiner Frau und jeder Chance eines Fünkchens von Nähe, von Verstehen entfernt. Aber was sollte sie verstehen? Er musste zugeben, dass es schon ein wenig aufregend war, Vater zu sein. Andererseits wurde er nicht gerade von Freude oder Begeisterung übermannt. Vielmehr erfüllte ihn die Vorstellung, diesen beiden verletzlichen Kindern nahezukommen und sie dann einfach wieder sich selbst zu überlassen, inzwischen mit Unruhe. Wie konnte er aus einer derartigen Entfernung für sie da sein, wenn sie ihn brauchten?
    Er blickte auf das Durcheinander in seinem Zimmer. Die grelle Ausstattung sprang ihm jedes Mal nach Art einer Disco-Lightshow entgegen, sobald er die Tür öffnete. Seit zwei Tagen hatte er Tillie verboten hereinzukommen und aufzuräumen. Denn er spürte instinktiv, dass sie seine Kleidung nicht zusammenlegen und in die Wäsche tun, dass sie seine Laken und sein Kissen nicht glätten sollte. Seine Begründung lautete, sie tue ohnehin schon viel zu viel für ihn.
    Dafydd ließ

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