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Zeit der Eisblueten

Zeit der Eisblueten

Titel: Zeit der Eisblueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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Krankenhaus arbeite. Sie werden sie noch kräftig bearbeiten müssen, Andrew.«
    »Eigentlich müsste sie sich doch darüber freuen«, meinte Hogg mit überraschender Bitterkeit. »Was könnte schöner für sie sein, als ihre Familie beisammenzuhaben und ihren künftigen … ihren früheren … äh, den Vater ihrer Kinder vor Ort arbeiten zu sehen?«
    »So einfach ist das alles nicht.«
    »Aha. Und … wo liegt das Problem?«
    »Wir haben nicht gerade ein harmonisches Verhältnis zueinander. Und vielleicht sollten Sie sich nicht anmerken lassen, dass Sie’s wissen … wenigstens vorläufig nicht«, meinte Dafydd. »Auch wenn ich persönlich nicht begreife, warum sie das stören sollte. Schließlich stehen Sie Sheila und den Kindern ziemlich nahe. Sie scheinen ihr einziger wirklicher Freund zu sein, und sie vertraut Ihnen. Das hat sie selbst gesagt.«
    Hoggs Stimmung schien sich durch diese Enthüllungen ein bisschen zu heben. »Sie ist eine eigensinnige Frau, aber ich werde mein Bestes tun, Sheila zu überzeugen, dass Sie für das Krankenhaus eine wertvolle Stütze sind … bis auf Weiteres.«
    Sie schüttelten sich die Hände und gingen auseinander.
    »Ich bin eingestellt«, sagte Dafydd laut und lachte. Dann zuckte er zusammen. Déjà vu. Da war er nun wieder in Moose Creek und schloss sich, nach einem weiteren Vergehen in der Heimat, den Verlierern an.

KAPITEL
17
    N ACH ZWANZIG B AHNEN schmerzten ihm Rücken und Nacken. Er hatte, wie ihm schien, zwei Liter Wasser geschluckt, das stark mit Kinderpipi und einer erheblichen Dosis Chlor versetzt war. Seine Augen brannten, und ihm war ein wenig übel. Er hörte auf zu schwimmen und versuchte ein paar Dehnübungen im Wasser. Offenbar hatte er in nur wenigen Wochen nicht nur jegliche Kondition verloren, sondern war auch steif wie ein Brett geworden. Er beschloss, seinen faulen Hintern mindestens dreimal die Woche morgens zum Pool zu bewegen.
    Dafydd merkte, dass ihn eine am Schwimmbadrand sitzende Gestalt beobachtete. Es war der einzige andere Badegast, da das Sportzentrum ab sieben geöffnet hatte und seitdem noch nicht einmal eine Viertelstunde vergangen war. Die schlaksige Gestalt war vor allem an ihrem oberen Ende erkennbar, einer orangefarbenen Haarfut, die ausnahmsweise nicht zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war.
    Dafydd schwamm hinüber. »Guten Morgen, Mark. Schon so früh auf? Genau wie ich.« Seine Stimme klang unnatürlich laut und fröhlich in der hallenden Leere des Schwimmbads. Er trat Wasser, während er von den kalten, wachsamen Augen gemustert wurde.
    »Meine Mom sagt, dass du eine Stelle im Krankenhaus bekommen hast.«
    »Warum denn nicht? Ich kann mich ruhig nützlich machen, während Dr. Brannagan kra… im Urlaub ist.«
    »Sie ist übergeschnappt.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Dafydd vorsichtig.
    Zum ersten Mal zogen sich die Lippen des Jungen zu so etwas wie einem Lächeln auseinander. »Nicht übergeschnappt im Sinne von verrückt«, sagte er herablassend, »übergeschnappt im Sinne von totsauer.«
    »Na, na«, erwiderte Dafydd und suchte nach einer angemessenen Reaktion. »Sie wird sich schon noch daran gewöhnen, meinst du nicht? Ich werde mich bemühen, ihr nicht in die Quere zu kommen.«
    »Warum gibst du ihr nicht einfach das Geld und schwirrst ab?«
    »Ich bin hier, um dich und deine Schwester kennen zu lernen.« Dafydd spürte, wie ein zunehmender Ärger in ihm aufstieg. Er packte den Rand des Pools, stemmte sich hoch und setzte sich neben den Jungen, der sein Sohn war. »Möchtest du mich nicht auch ein bisschen kennen lernen? Ich gebe zu, dass es schwer ist, sich an den Gedanken zu gewöhnen, aber ich bin dein Vater, selbst wenn du mich für eine fürchterliche Plage hältst.«
    Der Junge schwieg, und Dafydd blickte auf ihre Füße, die hinunterbaumelten und in dem ekelhaften Wasser planschten. Die von Mark waren lang und schmal und hatten eine völlig andere Form als Dafydds eigene Schaufelfüße. Es gab überhaupt keine erkennbare Ähnlichkeit zwischen den beiden. Marks Körper war kränklich weiß, seltsam langgezogen, hager und in keinster Weise muskulös. Jeder Zentimeter seines Körpers war mit Sommersprossen überzogen. Dafydd war ebenfalls schlank, doch kompakt. Mark hatte nichts von der Stabilität und Festigkeit seiner Gliedmaßen, aber er war ja auch noch sehr jung.
    Mark hatte mitbekommen, wie Dafydd ihre Unterschiede registrierte. »Du bist nicht mein Vater. Das weiß ich mit Sicherheit«, sagte er und sprang ins

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