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Zeit der Eisblueten

Zeit der Eisblueten

Titel: Zeit der Eisblueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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Verachtung. »Nach dem, was sie allen angetan hat – Ian und sogar Ihnen. Sie könnten dafür mitverantwortlich gemacht werden, ist Ihnen das nicht klar?«
    »Ich weiß.« Hogg sank auf seinem Stuhl zurück und bedeckte das Gesicht wieder mit den Händen. Ein erstickter Schrei entrang sich seiner Kehle, dann ein zweiter. Offenbar weinte er. »Ich weiß, sie ist … sie kann … schwierig sein. Sie müssen verstehen, dass sie eine sehr komplexe Persönlichkeit ist. So geschädigt … Ich mag sie sehr …« Hogg stöhnte. Er zog ein riesiges Taschentuch hervor und schnäuzte sich. Seine zutiefst bekümmerte Miene widerte Dafydd an. Gleichzeitig empfand er Mitleid mit dem Mann. Er hatte sich nie klargemacht, wie rückhaltlos Hogg Sheila verehrte, auch wenn nie ein Zweifel daran bestand, dass er sie liebte. Kein Wunder, dass Anita ihn verlassen hatte. Für Hogg gab es nur eine einzige Frau.
    Dafydd fällte spontan eine Entscheidung. Warum nicht? Hogg sollte auch das ruhig noch erfahren.
    »Ich werde Ihnen zeigen, was sie außerdem getan hat. In meiner Innentasche finden Sie einen weiteren Brief, den ich Mike Dawson vorenthalten habe. Ich zeige ihn nur Ihnen, damit Sie wissen, dass ich mich sehr intensiv darum kümmere, was aus den Kindern wird. Das tue ich, damit sie nicht irgendeinem schrecklichen Fürsorgesystem oder, schlimmer noch, einer Anstalt in die Hände fallen.«
    Hogg sah ihn ausdruckslos an. Er schien keine weitere Neuigkeit verkraften zu können, aber er stand langsam auf und durchsuchte Dafydds Parka nach dem Brief, der ebenfalls ungeöffnet war. Er schlitzte den Umschlag mit dem Brieföffner von seinem Schreibtisch auf.
    Dafydd beobachtete ihn beim Lesen. Schon bald veränderte sich sein Gesicht deutlich. Er seufzte tief, seine Stirn entspannte sich, und er blickte mit echter Wärme zu Dafydd auf. »Danke«, sagte er schlicht.
    »Danke?«, fuhr Dafydd ihn ärgerlich an. »Ich werde mich eine Weile um sie kümmern, aber ich kann sie nicht auf ewig anlügen. Ich kann sie nicht in dem Glauben lassen, dass ich ihr Vater bin. Die ganze Sache ist Wahnsinn, begreifen Sie das nicht, und es ist alles Sheilas Werk. Dadurch ist meine Ehe zerstört worden.«
    Hoggs Dankbarkeit schien das keinen Abbruch zu tun. »Sie missverstehen mich, Dafydd. Ich danke Ihnen nicht dafür, dass Sie sich um sie kümmern wollen. Ich danke Ihnen, weil … Sie können gar nicht glauben, wie viel mir das bedeutet, Dafydd.« Er beugte sich vor und stützte die Ellenbogen auf den Schreibtisch. Seine Augen waren rot und verquollen. »Mark und Miranda sind nämlich meine Kinder«, sagte er langsam.
    Dafydd schaute Hogg mehrere Sekunden lang an, dann brach er in Gelächter aus. »Ich glaub’s nicht. Soll das heißen, dass Sie in diese ganze Farce verwickelt sind? Warum um alles in der Welt haben Sie’s mir nicht in dem Café gesagt, an dem Tag, als ich Ihnen gegenüber behauptete, ich sei ihr Vater?«
    Hogg wirkte beleidigt. »Das ist nicht zum Lachen. Ich war bestürzt. Als Sie die Bombe platzen ließen, dachte ich, Sheila habe mich all die Jahre belogen, um mich wegen der Unterhaltszahlungen melken zu können.« Er lehnte sich müde zurück. Unter seinen Achseln hatten sich große Schweißflecken gebildet. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort.
    »Vermutlich sollte ich es Ihnen erklären … Sheila hatte zum Zeitpunkt der Empfängnis eine Beziehung zu einem anderen Mann. Sie hoffte wohl, er sei der Vater ihrer Zwillinge, aber sie fand schon bald heraus, dass dies nicht der Fall war.« Hogg stieß ein freudloses Lachen aus und schüttelte den Kopf. »Sie hätte mich nur zu fragen brauchen, dann hätte ich es ihr sofort gesagt. Ich war nämlich derjenige, an den sich der Mann wegen einer Vasektomie gewandt hatte. Als sie von der Sterilisation erfuhr, war es schon zu spät, um noch irgendetwas gegen die Schwangerschaft zu unternehmen. Gott sei Dank, denn sie hätte meine Kinder abgetrieben. Ich wollte sie unbedingt haben und hätte alles dafür getan. Deshalb bot ich Sheila an, sie aufzuziehen; notfalls auch allein. Schließlich schlossen wir einen Kompromiss. Ich versprach Sheila, sie finanziell zu unterstützen, für sie da zu sein, falls sie mich brauchten … sie zu lieben … auch wenn sie darauf bestand, dass es aus der Ferne geschehen solle. Dann tauchten Sie plötzlich auf … Wie konnte ich Ihnen widersprechen, als Sie mir versicherten, Sie hätten einen DNA-Test durchführen lassen?« Hogg zuckte mehrmals die Schultern, als wolle er

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