Zeit der Finsternis
ihn, auf das, was er mir angetan hatte, wurde übermächtig und flammte rot vor meinen Augen auf. Ich atmete tief ein und schloss die Augen.
Zischend zerschnitt die Klinge die Luft, als ich sie mit aller Kraft durch Damians Körper bohrte und ihn damit an die Wand nagelte.
Ein Schrei entfuhr ihm, als das Schwert seine Rippen spaltete. Ich hatte ihn absichtlich nicht gleich getötet. Den Moment wollte ich in vollen Zügen genießen.
Bebend hing Damian an der Wand, Blut sprudelte aus seiner klaffenden Wunde und aus seinem Mund.
"Na, wie fühlt sich das an? Der Schmerz, die Todesangst? Das war dir nicht bekannt, oder?! Das war's Damian, es ist vorbei - endgültig vorbei!", zischte ich, als ich ganz nahe an ihn herantrat.
"I-ich habe das alles nur für das Überleben unsere Art getan...Ihr braucht einen Anführer...aber das werdet ihr schon sehen...wenn überall das Chaos ausbricht...und das Blut kapp wird! Es wird immer welche von uns geben...die sich nicht unterordnen...", hustend kamen ihm die Worte über die blutverschmierten Lippen.
"Auf nie mehr Wiedersehen, Damian.", flüsterte ich und schenkte seinen Worten keine Beachtung.
Ich blickte ihm die ganze Zeit über in die Augen, als ich meine rechte Hand in seinen Brustkorb stieß und ihm das schwarze Herz herausriss. Damians Körper bäumte sich auf, eine neue Welle Blut rann aus seinem Mund und der Brust, doch ich drehte mich erst von ihm weg, als der letzte Lebensfunke in seinen Augen erloschen war.
Keuchend fiel ich auf die Knie. Einen Moment lang war ich unfähig, mich zu bewegen. Doch das Gemäuer ächzte, als würde es jeden Moment kollabieren und immer mehr Steinbrocken fielen durch die Decke. Ich schirmte meinen Kopf mit den Händen ab und rannte aus dem roten Salon, die Treppe hinunter, als das gesamte Bauwerk von einem ohrenbetäubenden Knall erschüttert wurde.
Ziegel, Beton, Holz, Staub - alles wurde durch die Luft geschleudert, inklusive mir. Ich knallte gegen die Stahltür, die noch vor wenigen Stunden mein Gefängnis verschlossen hatte, dann hüllte eine undurchdringliche Staubwolke alles ein und es wurde finster um mich herum.
***
Julian?!" Ich kämpfte mich über die Trümmer aus Gestein und wischte mir den Staubfilm aus dem Gesicht, der sich auch über mein Haar und meine Kleidung gelegt hatte. Er war so fein, dass er die Umgebung einhüllte und mir - wie dichter Nebel - die Sicht nahm. Trotz meiner scharfen Sinne fühlte ich mich orientierungslos und fiel immer wieder über einzelne Steinbrocken und zerborstene Einrichtungsgegenstände.
Damians einst so prunkvolles Gemäuer war bis auf die Grundsteine zerstört. Kaum etwas erinnerte noch an die edel eingerichteten Räume, in denen er die Jahrhunderte über, immer wieder gelebt hatte.
Genau wie er, hatte sich alles in Staub aufgelöst.
Damian war tot!
Seine Schreckensherrschaft hatte endlich geendet, nach so langer Zeit. Viele hatten ihr Leben für ihn gelassen, doch das war mit dem heutigen Tag vorbei.
Ich musste es mir selbst immer wieder vorsagen, denn ich konnte es noch nicht richtig glauben.
"Julian?!", rief ich immer wieder durch die undurchsichtige Wand aus Staubpartikeln und langsam ergriff Panik meinen Verstand.
Hatte er überlebt?!
Da vernahm ich ein schwaches Husten. "Hallo?!", schrie ich in den grauen Nebel, "Julian?"
Wieder ein Husten. Ich stolperte eilig vorwärts und tastete die Umgebung mit meinen Händen ab. Plötzlich fühlte ich etwas Weiches, Stoff...Kleidung....Haare!
Ich machte einen Schritt nach vorn und blickte nach unten.
"Oh Julian!" Erleichtert kniete ich mich neben ihn und erkannte erst jetzt, dass er unter einer Mauer begraben war. "Oh Gott, warte....ich helfe dir!" In Sekundenschnelle erfasste ich die Situation und damit auch die Tatsache, dass sein gesamter Körper mit Sicherheit zerschmettert war. Sofort griff ich nach einem großen Stück der Mauer, hob sie an und schleuderte sie zur Seite. Das Brechen von Ziegeln und Mörtel erfüllte die gespenstische Stille.
Sein Gesicht war, wie alles andere von einem Staubfilm bedeckt. Selbst seine Wimpern waren weiß. Ich zog meinen Ärmel vor und begann, ihm das Gesicht abzuwischen. "Tamara! Du lebst...ich..." Wieder begann er zu husten, Blut quoll aus seinem Mund. Anscheinend war seine Lunge zerquetscht worden. "Shhhhh...schon dich, ich bringe das in Ordnung." Als ich mir seinen Körper genauer ansah, stellte ich außerdem fest, dass seine Beine mehrfach gebrochen waren und Blut aus einer Schnittwunde am Oberschenkel
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