Zeit der Finsternis
anzukämpfen.
Mit einem Schrei, der die Stille zeriss, entblößte ich meine messerscharfen Reißzähne. Ich sah, wie Julian ein letztes Mal tief einatmete und die Augen schloss.
Ich stürzte nach vorne, als ich plötzlich von einer Wärme durchflutet wurde, wie züngelnde Flammen, die sich den Weg zu meinem Herz suchten. Die Flammen loderten zu einem großen Feuer auf und schienen mein eingefrorenes Herz zu befreien. Meine unsichtbaren Fesseln wurden aufgesprengt und mit einem Mal schossen alle Gefühle für Julian, die ich vor einiger Zeit hatte wegsperren müssen, wieder an die Oberfläche. Wie aus dem Nichts. Das alles spielte sich innerhalb von Sekundenbruchteilen ab, in denen ich eine Entscheidung traf.
Eine eigenständige Entscheidung!
Ehe sie überhaupt bemerkten, wie ihnen geschah, hatte ich mit zwei blitzschnellen Handgriffen den beiden Wächtern, die links und rechts von Julian standen das Herz herausgerissen und zog ihm die Haken aus dem Fleisch, während meine Opfer zu Boden sackten.
Julian stöhnte vor Schmerz auf und fiel auf die Knie.
"Nein! Tamara, was tust du da?!", schrie mich Damians Stimme von hinten an. Doch zu meiner Erleichterung stellte ich fest - sie hatte keinerlei Wirkung mehr auf mich!
Langsam drehte ich mich zu ihm um und ein drohendes Knurren kam aus meiner Kehle.
Das Licht des üppigen Deckenleuchters über uns flackerte plötzlich wie wild und ich sah, wie Damians Gesicht kalkweiß wurde. Er drängte sich gegen die Wand, seine Augen waren ungläubig aufgerissen und auf mich gerichtet. Ich trat einen Schritt auf ihn zu. Von unten drang das Bersten von Glas und Gemäuer nach oben, doch das lenkte mich nicht von meinem Vorhaben ab. Ich hatte Damian fest mit meinem Blick fixiert.
Ein Zischen kroch durch die Stromleitungen und dann wurde es dunkel. Knisternd verabschiedeten sich die Glühbirnen. Das gesamte Schloss schien zu beben und ich fühlte die ungeheure Kraft, die durch mich hindurch strömte und jede Faser meines Körpers erfasste. Ich war frei!
Der Lärm des einstürzenden Gebäudes wurde langsam ohrenbetäubend laut. Ohne meinen Blick von Damian abzuwenden schrie ich Julian zu: "Lauf! Lauf so schnell du kannst nach draußen."
"Aber...ich gehe nicht ohne dich!", hörte ich Julians entschlossene Stimme.
"Julian! Ich sage es dir zum letzten Mal, verschwinde - raus hier!" Mein Tonfall war hart und grob. Das tat mir unendlich leid und versetzte mir einen Stich ins Herz, aber ich wusste, er würde sonst nicht auf mich hören. Ich konnte hören, wie Julian sich hinter mir aufrappelte.
"Ich liebe dich, Tamara - vergiss das nie!" Es klang wie ein Abschied als er zur Tür humpelte. Ich konnte nicht anders, als mich umzudrehen und ihm direkt in die Augen zu sehen. Ich wusste, wenn ich jetzt etwas erwiderte, würde er bleiben. Deshalb schwieg ich und senkte den Blick.
Julian biss sich auf die Lippen, seine Augen blitzten schmerzvoll auf, doch er verschwand durch die Tür und eine Staubwolke aus bröckelnder Farbe und Putz hüllte ein.
Krachend stürzte ein Betonbrocken von der Decke und ich fuhr erschrocken wieder zu Damian herum. Der hatte sich in der Zwischenzeit ein Schwert von der Wand gefischt, das gerade in dem Moment, als ich herumwirbelte, durch die Luft sauste, um mir den Kopf von den Schultern zu schlagen. Ohne zu überlegen, griff ich mit beiden Händen zu und konnte die scharfe Klinge gerade noch kurz vor meinem Hals abfangen.
Mit eisernem Griff hielt ich die Schwertspitze umklammert und ignorierte das Blut, das zwischen meinen Handflächen heraussickerte.
Ich zog Damian mit einem Ruck das Schwert aus der Hand, drehte es mit einer einzigen Bewegung in seine Richtung und schwang es nach hinten, um auszuholen.
Er hob abwehrend die Hände, während er einen Schritt zurücktrat und Halt an seinem Schreibtisch suchte. "Tamara, sei vernünftig! Dein Platz ist hier bei mir - du brauchst mich!"
"Rede keinen Unsinn! Du versuchst mich zu beherrschen und alle, die mir etwas bedeuten, zu töten!", schrie ich in blinder Wut.
"Wer garantiert, dass sie sich nicht von dir abwenden, wenn sie sehen, was du geworden bist? Du hast es selbst vorhergesagt - das blutrünstige Monster in dir wird wieder erwachen! Werden sie das verstehen? Oder vielleicht sogar Angst vor dir haben?" Seine beschwörende Stimme versuchte sich, in meinen Verstand zu schleichen, um mich zu verunsichern.
"Du kennst sie nicht! Sie sind nicht wie du!", rief ich schrill und umklammerte das Schwert noch fester. Der Zorn auf
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