Zeit der Finsternis
und kam Max zur Hilfe, indem ich Randall am Kragen packte. Er war so überrumpelt von meinem Angriff, da er mich nicht hatte kommen sehen, dass es fast ein Leichtes war, ihm den Hals zu brechen. Man hörte das Knacken von Knochen und Randall bäumte sich noch ein letztes Mal auf, bevor er wie ein nasser Sack zu Boden fiel.
"Danke Julian! Wer weiß, wie lange ich ihn noch in Schach hätte halten können." Max wischte sich Blut von seinem Mundwinkel und deutete auf Randall´s Körper, der mit aufgerissenen Augen auf dem Marmorboden lag. Ich ging in die Knie, stieß Randall ein Messer ins Herz und blickte dabei in seine Iris, die violett schimmerte. Bestürzt sah ich Max an und er nickte. "Ja, Randall war einer der neuen Schöpfungen. Ein ziemlich harter Brocken, kann ich dir sagen.", spielte er auf seine Stärke an.
Plötzlich fiel mir Olivia wieder ein. "Max, Olivia braucht da unten vielleicht Hilfe. Könntest du...? Ich möchte Tamara suchen!" raunte ich ihm zu, damit keiner der anderen mitbekam, dass wir ins Labor eingedrungenen waren.
Max nickte nur und eine Sekunde später war er weg.
Ich drehte mich gerade noch rechtzeitig um, als Mathilda sich mit einem spitzen Schrei auf mich stürzte. Mit meinem linken Arm fing ich ihren Körper ab, doch sie verbiss sich in meinem Unterarm. Vor Schreck und Schmerz schrie ich auf, packte sie mit der rechten Hand an der Kehle, riss ihr Kiefer samt einem Fetzen Fleisch aus meinem Arm und schleuderte sie von mir weg. Sie sauste durch die Luft, traf mit einem knirschenden Geräusch auf eine Mauer und rutschte zu Boden. Caroline sprang von der Seite heran und stürzte sich auf die völlig verdutzte Mathilda. Man hörte einen Aufschrei, dann spritze Blut und Mathilda sackte mit leerem Blick zur Seite weg. Caroline drehte sich zu mir, wischte sich mit dem Ärmel das Kinn ab und zwinkerte mir zu. Ich musste schlucken! Dass in Tamaras Schwester eine solch blutrünstige Kampfmaschine steckte, hätte ich nie vermutet. Aber wie schon mal erwähnt, wenn es um ihre Schwester ging, konnte sie zur Furie werden.
Ich blickte auf meinen Arm, aus dem das Blut auf den glänzenden Boden tropfte. Caroline eilte zu mir, riss aus meinem Ärmel einen Stofffetzen und band ihn um die Wunde. "Danke! Das sollte reichen, bis es anfängt zu heilen." Ich warf ihr einen dankbaren Blick zu und gab ihr dann mit einem Zeichen zu verstehen, dass ich nach Tamara suchen würde. Sie nickte unmerklich und stürzte sich dann zurück, in den immer noch tobenden Kampf.
Ich warf einen letzten Blick auf den Kellerabgang und betete, dass es Olivia und Max gelingen würde, den Zauber rückgängig zu machen.
Dann sprang ich hinter eine Säule und blickte mich um. Wie ich Damian kannte, gab es auch in diesem Gebäude jede Menge geheime Gänge.
Wenn ich Damian wäre, wo würde ich mich dann verkriechen?
, fragte ich mich und ließ den Blick schweifen. Ich entdeckte neben einem prunkvollen Gemälde von Damian eine kleine, unscheinbare Holztür. Nach kurzem überlegen, rannte ich zu dem Gemälde und tastete die Seiten nach einem verborgenen Schalter ab. Als ich mich kurz umdrehte, um zu sehen, ob mir jemand gefolgt war, blieb ich mit meinem zerfetzten Ärmel an etwas Spitzem hängen. Ein Knacken ging durch die gut zwei Meter hohe Leinwand, als sie aufsprang und den Blick in einen geheimen Tunnel freigab. Ich schlüpfte durch den Spalt und fand mich in einem dunklen, endlos langen Gang wieder. Eilig und geduckt rannte ich den gepflasterten Weg entlang.
Als ich am anderen Ende angelangt war, schob ich langsam die steinerne Tür zur Seite, die den Blick auf einen Raum freigab, der von der Decke bis zum Boden in rot gehalten war.
Es war eine von Damians Marotten. Wo er auch auf der Welt gerade zu Hause war, ließ er in seinen meist riesigen Anwesen ein solches Zimmer einrichten.
Mein Blick erfasste gerade jeden Winkel des Raumes, als plötzlich eine Stimme aus einer nicht einsehbaren Ecke zu mir drang. "Julian, mein alter Freund! Tritt ein, wir haben dich schon erwartet!"
Ich trat aus dem Tunnel auf den brokatroten, schweren Teppich und blickte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Mein Herz setzte einen Moment lang aus, als ich Tamara neben Damian stehen sah, der sich in aller Seelenruhe gerade ein Glas einschenkte und damit den Eindruck erweckte, wir hätten uns hier zum lockeren Austausch alter Geschichten getroffen.
Tamaras Augen weiteten sich erschrocken, als sie mich erblickte, doch sie blieb stumm neben ihrem
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