Zeit der Finsternis
Schulter.
Olivia schüttelte benommen den Kopf. "Die Kräfte, die den Bann gebrochen haben, waren so stark, dass sie Materie des Gebäudes ihnen nicht stand halten konnte. Damit habe ich selbst nicht gerechnet...offenbar war der Bannzauber meiner Mutter stärker, als ich dachte.", erklärte sie matt.
Das arme Mädchen sah ziemlich mitgenommen aus.
"Du bist Melissas Tochter?" Ich fiel auf die Knie und blickte ihr ungläubig ins Gesicht. Sie nickte und eine Träne erschien in ihrem Augenwinkel. "Ja. Ich...habe deinen Freunden geholfen, um mich an Damian zu rächen.", erzählte sie schniefend.
Ich verstand den Zusammenhang nicht und blickte hilfesuchend zu Julian, der mich sanft in die Arme nahm. "Das erzähle ich dir alles, wenn wir wieder zu hause sind." Zärtlich strich er mir eine verkrustete Haarsträhne aus dem Gesicht und gab mir einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Ich kuschelte mich dankbar in seine Arme und wandte meinen Blick von der Ruine ab, in der ich monatelang gefangen war.
***
Drei Tage später hatte sich die Nachricht von Damians Tod wie ein Lauffeuer verbreitet. Aus anfänglichem Unglauben wurde langsam eine Hoffnung, von denen einige von uns, sich wahrscheinlich nie vorstellen konnten, dass sie existiert. Die Hoffnung von Freiheit.
Max und Benjamin waren auf eine Reise zu verschiedenen Vampirzirkeln aufgebrochen, um zu erreichen, dass nach Damians Tod, dennoch die geltenden Gesetze eingehalten wurden. So sollten sich zum Beispiel in Zukunft Organisationen, wie die
Vampires Renegade Agency
in den jeweiligen Ländern um Recht und Ordnung kümmern.
Die meisten Vampire teilten die Idee, der friedlichen Lösung einer Machtverteilung und willigten in ein Abkommen ein, dass die Freiheit eines jeden von uns absicherte.
Julian und ich beschlossen, vorerst in New York zu bleiben. Schließlich hatte ich dort eine Wohnung und Julians Verbot hier zu leben, hatte Benjamin angesichts aller Ereignisse, aufgehoben.
Er sah sich erstaunt um, als er mein Penthouse in Manhattan betrat. Ich war selbst seit fast sechs Jahren nicht mehr hier gewesen. Seit dem Tag, an dem ich zusammen mit Caroline nach Italien gereist war, um Julian zu retten.
Ich schaltete das Licht ein und schlüpfte aus meinen Schuhen. Ava hatte sich wirklich gut um meine Wohnung gekümmert. Einmal im Monat kam eine Putzfrau vorbei und hin und wieder hatte auch sie selbst nach dem Rechten gesehen. Ich fand alles genauso vor, wie ich es damals verlassen hatte. Ich wollte das Penthouse damals nicht verkaufen, weil ich nie die Hoffnung aufgegeben hatte, dass ich eines Tages hierher zurückkehren würde - mit Julian an meiner Seite. Bei den Gedanken an Ava, zog sich mein Magen unangenehm zusammen. Sie hatte eine klaffende Lücke hinterlassen und so hatten Valentina und Max beschlossen, Benjamin - der ja nun alleine dastand - erstmal unter die Arme greifen.
"Schön hast du es hier." Julian grinste und spähte neugierig in jeden Raum, bevor er die große, gläserne Terrassentür zur Seite zog und auf die Dachterrasse trat. Von dort konnte man auf den Hudson River blicken. Die Lichter der Stadt spiegelten sich auf der Wasseroberfläche und zeigten das verschwommene Spiegelbild von New York City. Ich trat zu Julian hinaus und schlang meine Arme um seine Taille. Er drehte sich zu mir, nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mich lange an.
"Ich hatte solche Angst, dich zu verlieren!" Seine Augen glitzerten im fahlen Licht, dass vom Wasser reflektiert wurde. Die grüne Farbe seiner Iris war einem violetten Glanz gewichen. Nicht so intensiv wie meine - seine Augen waren sehr dunkel geworden, seit er von meinem Blut getrunken hatte, doch wenn Licht darauf fiel, schimmerten sie in ihrer neuen Farbe.
"Der Gedanke an dich, hat mich an allem festhalten lassen.", flüsterte ich, "Du bist der Grund, warum ich immer wieder gekämpft habe."
Anstatt mir zu antworten, nahm er mein Gesicht in seine Hände. Seine Lippen suchten meine und als ich seine warme Zunge spürte, die sanft in meinen Mund drang, stöhnte ich auf und krallte meine Hand in sein Haar. Ohne den Kuss zu unterbrechen, hob er mich geschickt hoch und trug mich ins Wohnzimmer. Auf dem weichen Teppich legte er mich ab, richtete seinen Kopf auf und sah mir in die Augen. Ich fuhr mit meinen Fingern über seine Schläfe, an seiner Wange hinunter, bis zu seinem Hals. Sanft zog ich seinen Kopf wieder in Richtung meines Gesichts und unsere Lippen verschmolzen erneut miteinander. Als er seinen Mund von meinem
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