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Zeit der Gespenster

Zeit der Gespenster

Titel: Zeit der Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Gruppen und tauchten irgendwo weiter weg wieder auf, um zum Gegenangriff überzugehen. Häufig zogen sie sich dann auch nach Quebec zurück, weshalb viele Kolonialisten in Neuengland sie für kanadische Indianer hielten und ihnen unter diesem Vorwand einen Großteil ihres Landes in Maine, New Hampshire und Vermont wegnahmen, ohne sie je dafür zu entschädigen.
    Im Jahre 2001 lebten noch schätzungsweise 2500 Abenaki in Vermont. Aber ob davon einige jemals auf dem Pike-Grundstück gelebt hatten, war Ross noch immer ein Rätsel, obwohl er das Internet durchforstet und fast jedes historische Nachschlagewerk in der Stadtbücherei von Comtosook in der Hand gehabt hatte.
    Frustriert ließ er den Kopf auf den Schreibtisch sinken. Shelby trat hinter ihn und massierte ihm die Schultern. »Glück gehabt?«
    »Und damit verdienst du dein Geld?«, ächzte Ross.
    »Ich schließe daraus, dass du nichts gefunden hast.« Sie setzte sich auf den Stuhl neben ihn und vergewisserte sich mit einem kurzen Blick auf Ethan, dass er noch immer mit seinem Gameboy beschäftigt war. »Vermont ist nicht gerade berühmt für dokumentarische Genauigkeit«, sagte sie. »Die meisten alten Dokumente verschimmeln irgendwo im Keller des Stadtarchivs. Und in denen ist meist auch nur die Geschichte der Engländer verzeichnet, die sich hier niedergelassen haben. Ich glaube kaum, dass die Ureinwohner vor tausend Jahren schon wussten, wie wichtig Besitzurkunden sind.«
    Ross betrachtete den Monitor. »Ich will mal sehen, was ich über diese Briten rausfinden kann. Vielleicht werden in ihren Aufzeichnungen ja irgendwelche Indianersiedlungen erwähnt.«
    »Mach, was du willst. Ich bringe Ethan jetzt nach Hause.«
    »Eine Frage noch, Shel«, rief Ross, als seine Schwester schon an der Tür war. »Kommt dir der Name Beaumont bekannt vor?«
    »Ist das einer von den englischen Siedlern?«
    »Nein.« Ross rief das Adressverzeichnis von Comtosook im Computer auf.
    Shelbys Kollegin sah ihn über den Rand ihrer Brille hinweg an. »An der Universität von Vermont gibt es eine Fachbibliothek für Biologie, die nach einem Beaumont benannt ist. Wir leihen uns manchmal dort Bücher aus.«
    »Tut mir leid, Ross«, sagte Shelby kopfschüttelnd. »Sagt mir gar nichts.«
    Sie schob Ethan zur Tür hinaus, während Ross den Namen in den Computer tippte.
    BEAUMONT, ABEL. 33 Castleton Rd.
    BEAUMONT, C. Postfach 358.
    BEAUMONT, W. 569 West Oren St.
    Er hatte auch nicht damit gerechnet, Lias Namen auf der Liste zu finden. Es würde nicht leicht sein, die Beaumonts mit der Postfachanschrift zu finden, doch die beiden anderen Adressen waren kein Problem. Er packte seine Sachen ein.
    »Erfolg gehabt?«, fragte die Bibliothekarin lächelnd.
    Ross pfiff vor sich hin. »Könnte man so sagen.«

    Meredith saß über ihr Mikroskop gebeugt und untersuchte eine einzige Zelle von einem Embryo, der kürzlich in einem Reagenzglas entstanden war. Wie es aussah, war der hier nicht dazu verdammt, Mukoviszidose zu erben – ein kleines Wunder, da die vorausgegangenen vier Versuche des Paares, ein gesundes Kind zu bekommen, gescheitert waren. Sie streckte den Rücken und lächelte: Der hier würde es schaffen. Und Meredith musste es wissen.
    Bei Lucy war es nämlich so ähnlich gewesen. Nicht weil genetisch irgendwelche Hindernisse bestanden hätten, sondern weil die Umstände dagegen sprachen. Acht Jahre zuvor hatte Meredith eine Beziehung zu einem Professor beendet, der zu beschäftigt gewesen war, um sie zur Beerdigung ihrer Mutter nach Maryland zu begleiten. Ihre Mutter war noch keine sechzig gewesen, als sie aus heiterem Himmel an einem Herzinfarkt starb. Meredith war am Boden zerstört, doch für ihre Großmutter war es noch schlimmer, und so musste Meredith, damals sechsundzwanzig, sich um alles kümmern. Sie konnte sich noch lebhaft an den surrealen Besuch bei dem Bestattungsunternehmen erinnern, wo sie nicht nur den Sarg, sondern auch die Farbe des Stoffes für die Sargauskleidung aussuchen musste. Sie erinnerte sich an die Beerdigung, als Granny Ruby sich mit ihrem zarten Gewicht gegen sie gelehnt hatte und Meredith gezwungen war, aufrecht und gerade zu stehen.
    Sie beschloss, nach Boston zu fahren, ihre Dissertation abzuschließen, und dann nach Silver Spring zurückzukehren und zu Granny Ruby ins Haus zu ziehen. Doch vier schlaflose Nächte forderten ihren Tribut: Nach einigen Stunden Fahrt verlor sie die Kontrolle über ihren Civic.
    Als Meredith im Krankenhaus erwachte, das linke Bein

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