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Zeit der Heimkehr

Zeit der Heimkehr

Titel: Zeit der Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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entlang.«
    »Wunderbar, danke.« Jon-Tom schüttelte die Pfote des Frettchens, und sie setzten sich in Richtung Süden in Bewegung.
    Sie fanden die Ziegelstraße sehr leicht, doch Teyva war inzwischen so erschöpft, daß er es kaum den steilen Abhang hinauf schaffte. Seine Flügel zitterten spasmisch gegen seinen schweißdurchnäßten Widerrist. Die Praxis von Corliss & Marley war ein einstöckiges gelbes Stuckgebäude mit einem grünen Kacheldach. Von hier aus hatte man einen weiten Blick über die Bucht. Draußen auf dem ruhigen Gewässer waren einige Fischerboote zu erkennen.
    Corliss war ein Gibbon mit geschickten Fingern und einem recht fürsorglichen Verhalten. Seine langen Arme und feingliedrigen Finger betasteten Teyvas Körper der Länge und der Breite nach, während sein Part-, ner Marley danebenstand und durch dicke Brillengläser zusah, Notizen auf einem Block anfertigend. Man brauchte kein Arzt zu sein, um zu merken, daß Corliss den praktischen Teil der Partnerschaft besorgte, Marley dagegen den theoretischen. Schließlich war Marley auch ein Ziegenbock, und es ist äußerst schwierig, ohne Finger Chirurgie zu betreiben.
    Als Corliss seine Untersuchung beendet hatte, berieten sich die beiden. Dann trat der Gibbon beiseite, Marley legte seinen Mundgriffel ab, und gemeinsam verkündeten sie ihre Diagnose.
    »Der schlimmste Fall von Flügelüberlastung, den wir je gesehen haben«, fuhr Marley allein fort.
    »Was habt ihr eigentlich getan, habt ihr den armen Kerl dazu gezwungen, über das halbe Glittergeistmeer zu fliegen?«
    Jon-Tom hüstelte in seine Faust hinein. »Etwas in der Art.
    Aber wir haben ihn nicht dazu gezwungen. Er hat sich freiwillig anerboten.«
    Der Ziegenbock blickte auf seine Aufzeichnungen. »Und dieser Blutdruck, äußerst seltsam.« Durch seine halbzolldicken Linsen blickte er wieder zu dem Hengst empor. »Nimmst du irgendwelche Medikamente?«
    »Ah, nein.« Teyva wandte den Blick ab. »Das heißt, nichts über längere Zeit.«
    »Nichts über längere Zeit?« Der Arzt schaute die Gefährten des Hengstes an. »Was soll das heißen?«
    Mudge wollte schon antworten, doch Weegee schlug ihm mit der Pfote aufs Maul. Jon-Tom trat einen Schritt vor. »Unser Leben war in Gefahr. Teyva litt schon seit seiner Fohlenzeit unter der Angst vorm Fliegen. Wir mußten ein Stimulans verwenden, um ihm diese Angst zu nehmen.«
    »Na, das habt ihr auch gründlich geschafft, würde ich sagen, wenn ich mir den Zustand dieser Flügel anschaue. Haben beide schlimme Zerrungen.« Kopfschüttelnd musterte er den Hengst.
    »Du fliegst eine Weile nicht mehr, mein Freund.«
    »Absolut verboten.« Corliss untersuchte gerade Teyvas rechtes Auge, nachdem er ein paar Tropfen hineingegeben hatte, um die Pupille zu erweitern. »Und an deiner Stelle würde ich auch nichts mehr von diesem Stimulans nehmen. Nicht, wenn du noch irgendwo anders hinfliegen willst außer in dein seichtes Grab.«
    Jon-Tom war peinlich berührt. »Wie ich schon sagte, wir hatten keine andere Wahl. Alles mußte so schnell gehen. Ich hatte nicht mal mehr Zeit, die richtige Dosis zu bemessen.«
    Doch das besänftigte den Gibbon nicht. »Als Arzt habe ich wenig für Leute übrig, die starke Drogen ohne Rezept verabreichen.«
    Mudge ertrug es nicht länger und riß sich von Weegees Pfote los. »'ör mal zu, alter Knöchel, wir sollten gerade in den Topf wandern und 'atten keine Zeit, um uns auch noch über die möglichen Folgen Gedanken zu machen.«
    Teyva blickte Jon-Tom traurig an. »Es tut mir leid, daß ich euch nun nicht, wie ich gehofft hatte, bis Strelakat Stallungen fliegen kann, aber ich glaube, es ist wohl doch besser, wenn ich mich an den Rat der Ärzte halte.«
    Jon-Tom schritt zu ihm, um ihm den Hals zu tätscheln. »Das ist schon in Ordnung. Du hast bereits mehr als genug getan, indem du uns so weit gebracht hast, Teyva. Den Rest des Weges können wir auch zu Fuß gehen.«
    Marley blickte von seinen Aufzeichnungen auf. »Strelakat Stallungen? Was habt ihr denn in Strelakat Stallungen zu schaffen?«
    Jon-Tom zeigte auf den Sack, in dem die Bruchstücke seiner Duar lagen. »Ich bin von Beruf Bannsänger. Mein Instrument ist stark beschädigt, und mein Mentor, der Hexer Clodsahamp, besteht darauf, daß der einzige Handwerksmeister auf der ganzen Welt, der es richtig reparieren kann, ein Bursche namens Couvier Coulb ist, der in den Stallungen wohnt.«
    »Das kann sein, das kann sein.« Corliss schrieb gerade etwas auf seinen eigenen Block.

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