Zeit der Heimkehr
Strelakat Stallungen gelangen konnten.
Am Morgen des nächsten Tages hatten sich Teyvas Flügelschläge deutlich verlangsamt, und das Fliegende Pferd zeigte erste Anzeichen der Anstrengung, nachdem es vier Passagiere Hunderte von Meilen befördert hatte. Wenn die Kräfte des Hengstes unvermutet nachlassen sollten, würden sie im Meer landen. Wie weit war es noch bis Chejiji?
»Es tut mir leid«, sagte Teyva, »aber ich fühle mich ganz plötzlich nicht so gut. Äh, ihr habt wohl nicht noch zufällig etwas von dem weißen Pulver bei euch, oder?«
»Das würde nicht helfen. Was dein Organismus jetzt braucht, das ist Nahrung. Du kommst wieder runter von deinem High- Zustand, Teyva. An diesem Punkt würde ein neuer Schub echten Schaden anrichten. Kannst du noch weiter?«
»Ich weiß nicht.« Der Hengst schüttelte mehrmals den Kopf.
»Bin plötzlich richtig müde. Schwach.« Er sauste ein Stück in die Tiefe und kämpfte darum, wieder Höhe zu gewinnen.
»Verliere an Höhe.« Seine Stimme klang verzerrt.
»Schaut mal!« Vorsicht beugte sich gerade über die Leere und deutete nach unten. »Ist das da wirklich, oder täuschen mich meine Augen?«
Unmittelbar vor ihnen ragte eine schmale Landzunge ins Meer hinaus. Ein breiter Strandstreifen umrahmte die grüne Halbinsel wie Spitzen am Kragen einer alten Dame. Die gegenüberliegende Seite der Halbinsel war mit unregelmäßigen braunen und roten Formen besprenkelt. Gebäude, dachte Jon- Tom. Das konnte nur das sagenumwobene Chejiji sein. Es mußte Chejiji sein.
»Wir werden wohl schwimmen müssen.« Teyva verlor weiterhin an Höhe.
»Vor allen Dingen! Wir sind nicht diesen ganzen Weg gekommen und haben alles überwunden, nur um klitschnaß hier einzutreffen. Breite deine Flügel ganz starr aus, Teyva. Einfach gerade. Du brauchst dich nicht anzustrengen, um zu fliegen. Wir können auch hingleiten.«
»Ich werde es versuchen.« Die riesigen bunten Schwingen schlugen langsamer und breiteten sich voll aus. In einer weiten Kurve gingen sie herab, auf der heißen Luft gleitend, die von der warmen Bucht aufstieg.
Einige Minuten lang fürchtete Jon-Tom schon, daß sie im seichten Wasser auf der nähergelegenen Seite der Halbinsel landen würden. Doch dann traf Teyva auf eine thermische Strömung, die von einem exponierten Teil des Riffs emporwehte, worauf sie wie in einem Heißluftballon in die Höhe getrieben wurden und knapp über den Wipfeln der höchsten Bäume entlangschossen. Erschöpft ging der Hengst am Rande des Hafenbezirks nieder, wobei die Schatten seiner gewaltigen Flügel beim Uberflug einige Aufregung unter den erschrockenen Fußgängern auslösten.
Jon-Tom und seine Gefährten saßen schnell ab. »Wie fühlst du dich?« fragte er Teyva.
»Als würden mir gleich die Flügel abfallen. Ja, als würde so ziemlich alles gleich abfallen.«
»Du siehst auch nicht besonders gut aus. Ich glaube, wir sollten dich zum Arzt bringen.«
»Soll er sich doch seinen eigenen Arzt suchen.« Mudge war nicht sonderlich fürsorglich aufgelegt. »Bin am Ver'ungern, bin ich.«
»Mudge«, sagte Weegee warnend. Er gewährte ihr einen säuerlichen Blick.
»Ich weiß selbst, daß du meinen Namen richtig aussprechen kannst, Liebchen. Nich nötig, daß du es auch vorführst.«
Sie lächelte lieblich. »Sei nett zu Teyva, Liebster, sonst kriegst du einen Tritt.«
»Das perfekte Paar.« Vorsicht wandte sich ab, um die hohen Ziegel- und Kachelgebäude zu mustern, die die Hafenfront bildeten. »Habe noch nie so eine Stadt gesehen. Genaugenommen habe ich überhaupt noch nie eine große Stadt gesehen.«
Die Stuckwände, geschindelten Dächer, Türme und Zinnen sahen aus wie eine Kreuzung zwischen einer alten maurischen Stadt an der Costa Brava und einer übriggebliebenen Kulisse aus dem Film South Pacific. Sie hielten ein männliches Frettchen an, das einen Strohhut mit breiter Krempe und kurze Hosen trug. Er hielt ein halbes Dutzend Angelruten und das entsprechende Zubehör in den Händen, das er ständig von einer Schulter auf die andere umlagerte, als sie ihn nach einem Arzt fragten.
»Für wen von euch?« Das grelle Sonnenlicht ließ ihn blinzeln, als Jon-Tom auf Teyva zeigte. »Also einen Spezialisten für Vierbeiner. Da empfehle ich Corliss & Marley.« Er drehte sich um und zeigte in die beschriebene Richtung: »Geht die Terrasse entlang bis zur ersten Ziegelstraße und dann nach links. Wenn ich mich richtig erinnere, liegt ihre Praxis ein kurzes Stück die Straße
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