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Zeit der Heimkehr

Zeit der Heimkehr

Titel: Zeit der Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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schnelleren Tempo, denn er wußte, daß Mudge nicht unendlich lange warten würde, bis er sich aus dieser neuen Bredouille befreit hatte. Der Otter war zwar ein Freund, aber kein Narr. Jon-Tom wußte, daß er möglichst schnell etwas unternehmen mußte, sonst würde er ganz auf sich allein gestellt sein. Inzwischen lag die Ogerdame auf ihrer Chaiselongue und starrte auf eine Weise zu ihm herüber, die man nur als verliebt bezeichnen konnte.
    Durch ihr beharrliches Schweigen ebenso frustriert wie durch seine eigenen verzweifelten Gedanken, sagte er: »Das wird nicht gutgehen, weißt du. Das habe ich deinem Vater schon gesagt.«
    »Woher willst du das wissen? Du hast es ja noch nicht versucht.«
    «Schau uns doch einmal an. Ich sehe dich, du siehst mich. Ich sehe Unterschiede.«
    »Ich sehe zwei. Was braucht man noch mehr?«
    Jon-Tom sah ein, daß er bei dieser Art von Holzhammerlogik wohl vor einer langen Konversation stand.
    »Schon mal verheiratet gewesen?«
    »Einmal. War lustig.«
    »Aber jetzt bist du nicht mehr verheiratet?«
    »Nö.«
    »Was ist mit deinem ersten Mann passiert?«
    »Kaputt.«
    »Oh.« Es war wohl besser, das Gespräch irgendwie abzukürzen, dachte er hastig. Doch sein normalerweise schneller, wenn auch nicht immer akkurater Witz hatte ihn verlassen. Da seine Suar und seine Bannsängerei ihn in diese Situation gebracht hatte, war es unwahrscheinlich, daß er sich damit auch würde aus ihr herausmanövrieren können. Wenn doch nur seine Duar intakt gewesen wäre. Wenn doch nur... wenn doch nurer fragte sich, ob ein anderer Oger sie attraktiv finden würde. Er konnte sich nicht vorstellen, was sie in ihm sehen mochte. Natürlich war es ja gar nicht er selbst, es waren vielmehr seine bezaubernd lieblichen Lieder, die den ganzen Stamm in ihren Bann geschlagen hatten.
    »Wie heißt du?« fragte er sie, nicht weil es ihn wirklich interessierte, sondern weil er das Schweigen nicht mehr ertrug.
    »Essaip.« Beinahe lächelte er. Ein süßer Name für eine ziemlich unsüße Dame. »Was sollen wir jetzt tun?«
    »Was du willst. Du wirst Ehemann sein, ich Ehefrau. Wenn du irgendwas willst, mußt du es mir sagen. Ist die Pflicht der Frau, ihrem Mann aufzuwarten, sogar dem Zukünftigen. So ist das nun einmal.«
    »Was du nicht sagst.« Irgendwo in seinem Hirn begann sich der Ansatz eines Gedanken auszuformen. »Soll das heißen, daß du tun müßtest, was ich von dir verlange, egal was es ist?«
    »Außer dir bei der Flucht zu helfen.« Sackgasse. Oder... vielleicht auch nicht. »Müssen alle Frauen deines Stammes sich so verhalten, von der Überlieferung her?«
    »Gewiß doch. So ist das eben. So ist es recht.« Er setzte sich auf und blickte sie an. »Und was, wenn ich dir sagen würde, daß das nicht nur falsch ist, sondern widernatürlich?«
    Die lange Kieferlinie verzerrte sich verwirrt. »Ich verstehe nicht, was du sagst.«
    »Angenommen, ich sage dir - und du mußt es mir ja glauben, vergiß das nicht, denn ich bin doch dein zukünftiger Ehemann -, daß Männer und Frauen gleichberechtigt sind und daß es falsch ist, daß der eine dem anderen immer dienen muß.«
    »Aber das ist nicht richtig. War schon immer so.«
    »Verstehe. Ich wünschte, ich hätte etwas von Kate Millet oder Alice Schwarzer dabei, was ich dir vorlesen könnte.«
    »Kenne diese Namen nicht. Sind das magische Gottheiten?«
    »Manche Leute halten sie dafür.« Er erhob sich und schritt zu ihr hinüber. Es war ein ehrfurchtgebietender Körper. Diese enormen Tatzen mit ihren langen, schweren Klauen konnten mit einem Hieb seine Kehle durchtrennen. Die Parodie eines Bärengesichts war furchterregend. Doch hinter diesen großen, ja sogar anziehenden Augen spürte er eine Leere, die darauf wartete, ausgefüllt zu werden, eine Begierde, etwas zu lernen. Würde sie empfänglich für neue Ideen sein, vor allem für solche, die von einem Außenseiter verkündet wurden?
    »Ich glaube, du magst mich, Essaip, auch wenn wir nicht gleich sind.«
    »Mag dich sehr.«
    »Das bedeutet aber nicht, daß du wie eine Sklavin leben mußt. Es heißt nicht, daß irgendeine Frau deines Stammes immer irgendeinem Mann dienen muß. Das ist eine Tatsache, die wahr ist, ob man sie auf Otter oder auf Oger bezieht. Die Zeiten ändern sich, Essaip, und es wird auch langsam Zeit, daß du und deine Schwestern sich mit ihnen ändern.«
    »Wie meinst du das, ändern?«
    »Na ja, es ist ungefähr so...«
    Mudge versuchte in die Tiefe der Brauthöhle

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