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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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ein wenig frische Luft und sollten aufhören, sich im Schatten zu verstecken wie eine Leprakranke. Ich hätte Sie zwar lieber in meiner Nähe, aber Sie sollten wieder tanzen und sich amüsieren wie Ihre Freundin. Sie wirkte so … strahlend.“ Er nickte in Janes Richtung, die in den Armen eines Tänzers vorbeischwebte, ohne ihre Umgebung wahrzunehmen. Miranda fragte sich nur, wieso Lord Rochdale ihre Freundin zu erkennen schien, verzichtete aber darauf, ihn danach zu fragen.
    „Wollen Sie mich zum Tanz bitten?“
    Er lächelte gequält. „Gott behüte! Mein ungelenkes Gehopse möchte ich Ihnen nicht zumuten. Aber ich könnte Ihnen einige fabelhafte Tänzer vorstellen. Oder wir könnten einen kleinen Spaziergang durch das riesige Haus der Carrimores unternehmen und uns in ein Kabinett zurückziehen, wo wir ungestört plaudern können.“
    „Sie hatten länger als eine Woche nicht den Wunsch, mit mir zu plaudern“, sprudelte sie unbedacht heraus und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen.
    „Haben Sie mich vermisst? Ich wollte nur nicht aufdringlich erscheinen. Hätte ich geahnt, dass Sie sich nach mir sehnen, hätte ich Ihnen längst meine Aufwartung gemacht.“
    „Ich habe mich ganz und gar nicht nach Ihnen gesehnt!“, entgegnete sie aufbrausend.
    „Natürlich nicht, meine Liebe.“ Er bot ihr den Arm. „Wollen wir?“
    Und wie eine Närrin erhob sie sich und legte ihre Hand in seine Armbeuge.

6. Kapitel
    I m Grunde genommen bereute Jane ihre Beharrlichkeit, mit der sie Miranda zu diesem Ballbesuch überredet hatte. Ihr war lediglich daran gelegen gewesen, ihrer Freundin etwas Abwechslung in ihrem eintönigen Leben zu bieten.
    Anfangs hatte sich der Abend auch vergnüglich angelassen. Miranda hatte keinen Tanz ausgelassen, und auch Jane war von einem leicht angetrunkenen jungen Herrn aufs Tanzparkett geführt worden, der ihr allerdings ständig auf die Zehen trat. Sie hatte es mit einem starren Lächeln ertragen, von dem täppischen Mann im Kreis gedreht zu werden, und kam sich linkisch vor wie ein Sack Kartoffeln. Eigentlich waren ihr große Bälle ein Gräuel. Sie war schüchtern und fand es ausgesprochen anstrengend, mit Fremden zu parlieren, während sie Mühe hatte, die Schritte bei einem schwierigen ländlichen Tanz zu zählen und im Takt der Musik zu bleiben.
    Sie hatte es sich selbst zuzuschreiben, dieser Tortur ausgesetzt zu sein. Ständig war sie bemüht, es allen recht zu machen. Noch immer plagten sie Schuldgefühle, weil sie Miranda an jenem verhängnisvollen Abend hatte ausgehen lassen, statt ihr zeternd nachzulaufen und sie daran zu hindern, sich ins Unglück zu stürzen. Letztlich trug sie die Schuld daran, dass Mirandas Leben verpfuscht war.
    Miranda hätte sie ausgelacht, wenn sie um ihre Gewissensbisse gewusst hätte. Und Jane wünschte sich, ihr wenigstens einen Bruchteil von dem, was sie der Freundin zu verdanken hatte, zurückgeben zu können.
    Miranda hatte ihr stets Mut zugesprochen, wenn sie sich am liebsten in eine Ecke verkrochen hätte. Sie hatte sie zum Lachen gebracht, wenn sie traurig war, war immer für sie da, wenn sie Rat brauchte. Und an diesem Abend wollte Jane sich wenigstens ein bisschen dafür revanchieren und war glücklich zu sehen, mit welchem Vergnügen Miranda sich auf dem Tanzparkett drehte.
    Bis sie plötzlich verschwunden war.
    Es kostete Jane einige Mühe, sich der Kavaliere zu erwehren, die mit ihr tanzen wollten. Mit der Maske, die ihre belanglosen Gesichtszüge verbarg, scharten sich plötzlich die Verehrer um sie und überhäuften sie mit schönen Redensarten, doch sie war es bald leid, eine Rolle zu spielen und zu kokettieren. Eigentlich tanzte sie für ihr Leben gern, aber mit ungeschickten schwerfälligen Tölpeln verging ihr der Spaß daran. Mr Bothwell war der Schlimmste von allen; er war steif wie ein Brett und vermochte kaum einen Fuß vor den anderen zu setzen. Nein, der Ball erwies sich als enttäuschend und langweilig, und wenn Miranda damit einverstanden wäre, würde sie sich so schnell wie möglich heimlich aus dem Staub machen. Sie musste sie nur finden.
    Dem Ballsaal zu entfliehen war ihre erste Aufgabe und leichter gesagt als getan. Immer wenn sie auf den Korridor huschen wollte, wurde sie am Arm ergriffen und zurück auf die Tanzfläche bugsiert, und ihre höflichen Einwände gingen im Stimmengewirr der Gäste und der lauten Musik unter. Schließlich gab sie ihre Fluchtversuche auf und begab sich in den hinteren, nur schwach

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