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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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beleuchteten Teil des Ballsaals, in der Hoffnung, dort irgendwo eine versteckte Tür zu finden, die in den Dienstbotentrakt führte, wie in den meisten großen Häusern.
    Sie stand abwartend im Halbdunkel, und bald wurde ihre Geduld belohnt, als sich eine schmale Tapetentür öffnete. Sie stürmte an dem verdutzten Diener vorbei, der sie geöffnet hatte, und fand sich in einem schmalen Flur wieder. Kahle Wände, grobe Holzdielen, eindeutig nur für Dienstboten gedacht. Sie wollte umkehren, doch die Tür ließ sich nicht wieder öffnen. Sie war unschlüssig, wohin sie sich wenden sollte, vermutete das breite Treppenhaus zu ihrer Linken und schlug diesen Weg ein. Allein wollte und durfte sie das Fest nicht verlassen; sie musste Miranda finden. Mit Gottes Hilfe wartete sie in der Eingangshalle auf die Freundin.
    In den schmalen Fluren herrschte eine erstickende Hitze, sie entledigte sich des Dominocapes und der Maske und eilte den Flur entlang, hätte am liebsten auch die engen Tanzschuhe ausgezogen. Am Ende des Gangs blickte sie sich ratlos um. Nirgends ein Nebenflur.
    Endlich entdeckte sie im Halbdunkel die Umrisse eines Türrahmens, drückte die Klinke, und die Tür öffnete sich in einen unbeleuchteten leeren Raum.
    Dann drangen knarzende Geräusche an ihr Ohr. Es dauerte eine Weile, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten und sie die Umrisse eines großen Bettes wahrnahm. Kerzenschein flackerte auf. Vor Verlegenheit errötend, wich sie rückwärts, um sich unbemerkt zu entfernen, bevor der Schläfer im Bett ihr Eindringen bemerkte. Doch die Tür war bereits zugefallen. Jane wirbelte herum und tastete hastig nach der Klinke, fand sie und wollte sie öffnen, als ein schwarzer Schatten sich hinter ihr auftürmte. Die Tür fiel erneut ins Schloss.
    Vor Schreck entfuhr Jane ein Schrei, halb erstickt von einer Männerhand, die sich schwer auf ihren Mund legte. Gleichzeitig wurde sie mit dem Rücken gegen einen kraftvollen Brustkorb gepresst.
    Wie gelähmt von dem plötzlichen Überfall, hatte sie Mühe zu atmen, ihr Herz schlug wild gegen ihre Rippen. Der Mann hinter ihr wirkte völlig gelassen, als sei er daran gewöhnt, sich an junge Frauen anzuschleichen und diese in seine Gewalt zu bringen.
    „Wie in aller Welt kommt eine junge Dame auf die Idee, sich nachts allein in fremde Schlafzimmer zu schleichen?“ Die dunkle Stimme an ihrem Ohr klang beinahe belustigt. Nicht die Stimme eines Aristokraten, wobei ein Diener es niemals gewagt hätte, Hand an sie zu legen. „Schreien Sie, wenn ich meine Hand wegnehme?“
    Sie schüttelte den Kopf, soweit seine Hand an ihrem Mund es zuließ. Er nahm sie vorsichtig weg und murmelte: „Braves Mädchen.“
    Sie sollte um Hilfe rufen, fürchtete jedoch, nicht mehr als ein hilfloses Piepsen hervorzubringen. Außerdem hatte er ihr nicht gedroht. Wenn sie ihr Versprechen brach, würde er ihr vermutlich tatsächlich Gewalt antun. Sie versuchte sich zu räuspern und ihre Stimme wiederzufinden. „Ich war auf der Suche nach jemandem“, flüsterte sie heiser.
    „Welcher Narr könnte sie alleine lassen? Ich hätte zu verhindern gewusst, dass Sie sich in dem riesigen Haus verirren. Ich hätte Sie unter einer Bettdecke versteckt, ehe irgendwer bemerkt hätte, dass wir verschwunden sind.“
    Hitze schoss ihr ins Gesicht. Wie absurd, ihr solche Dinge zu sagen. So etwas hätte er nicht gesagt, könnte er ihr Gesicht erkennen. Männer vergriffen sich nicht an ihr, riskierten nicht ihre gesellschaftliche Position. Seine Stimme klang definitiv nicht wie die eines Angehörigen der Aristokratie. Wer war der Fremde?
    „Ich war auf der Suche nach meiner Freundin“, erklärte sie förmlich. „Einer Dame.“
    „Ach, sagen Sie so etwas nicht!“, schmeichelte er. „Sie wollen sich nicht mit einer Frau abgeben. Es gibt doch genügend Männer, die Ihnen zu Füßen liegen.“
    Dieses schmeichlerische Getue ging ihr auf die Nerven, und sie überwand ihre Schüchternheit. „Wer immer Sie auch sein mögen, Sie reden völligen Unsinn. Wenn es nicht so dunkel wäre und Sie mich sehen könnten, würden Sie erkennen, dass mir keine Männer zu Füßen liegen.“
    Er hielt sie immer noch an seinen sehnigen Körper gepresst, der sie im kalten Luftzug wärmte, und sie bemerkte erst jetzt, dass eines der hohen Fenster weit offen stand.
    „Ich kann Sie deutlich sehen. Ich habe nämlich Augen wie eine Katze.“
    Sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte, zumal er sie immer noch gefangen

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