Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
Vom Netzwerk:
erklärte er unverhohlen. „In erster Linie das Ihres ältesten Bruders. Allerdings wäre ich noch glücklicher, wenn Ihre gesamte Familie die Höllenqualen der Verdammnis zu spüren bekommt.“
    Ihr war, als stoße er ihr ein Messer ins Herz. Sie hatte Mühe, die Fassung zu bewahren. Ihr Freund, ihr Vertrauter, konnte diese grausamen Worte nicht von sich geben. „Mich eingeschlossen?“ Irgendwie schaffte sie es, ruhig zu sprechen, obgleich sie sich innerlich zerrissen fühlte.
    Er sah ihr in die Augen. „Eigentlich nicht“, sagte er nüchtern. „Ich dachte, ich werde Sie heiraten.“
    Seine Selbstgefälligkeit raubte ihr den Atem, ihr Entsetzen wich reinigendem Zorn. „Sie irren.“
    „Ach ja? Sie vergessen: Ich erreiche immer, was ich will, früher oder später. Nennen Sie es Wiedergutmachung für das, was meiner Schwester angetan wurde.“
    „Ich wusste gar nicht, dass Sie eine Schwester haben.“
    „Sie war meine Halbschwester und meine einzige lebende Verwandte. Genevieve Compton.“ Er schien zu erwarten, der Name sage ihr etwas, aber sie schüttelte nur benommen den Kopf.
    „Ich habe nie von Genevieve Compton gehört.“
    „Die Verlobte Ihres Bruders Benedick? Zugegeben, Sie waren damals noch ein Kind, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihnen dieser Skandal nie zu Ohren gekommen ist.“
    „Meine Familie ist ständig in Skandale verwickelt. Aber meine Eltern waren bemüht, mich von schlüpfrigen Einzelheiten fernzuhalten. Was hat mein Bruder Ihrer Schwester angetan?“
    „Er löste die Verlobung, und sie wählte den Freitod.“ Er sprach ohne Gefühlsregung, kalt und sachlich. Miranda starrte ihn bestürzt an. Die Geschichte über die geistesgestörte Verlobte, an die sie sich vage erinnerte, ergab plötzlich einen furchtbaren Sinn. „Er teilte ihr seinen Entschluss mit, die Verlobung zu lösen. Sie vereinbarte ein Treffen mit ihm und den Rechtsanwälten, und als er am Treffpunkt erschien, hielt sie sich eine Pistole an den Kopf und erschoss sich in Gegenwart der Herren.“
    „Eine furchtbare Tragödie“, sagte Miranda schaudernd. „Aber es hieß, Ihre Schwester sei geistig verwirrt gewesen … Sie bedrohte meinen Bruder mit einer Schusswaffe.“
    Rochdales Lippen wurden zu einem schmalen bleichen Strich. „Das hat keine Bedeutung. Er hat mir meine Schwester genommen, und ich werde es ihm mit gleicher Münze heimzahlen.“
    Miranda umklammerte die Armlehnen des Stuhls, um sich nicht in blindem Zorn auf den Earl zu stürzen. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie solch glühende Wut erfasst. „Nein.“
    Sein Lächeln, das ihr stets so charmant erschienen war, machte sie nur noch wütender. „Oh doch“, widersprach er seelenruhig.
    „Wir befinden uns nicht mehr im Mittelalter, Sie verlogener Schurke“, entgegnete sie schneidend. „Sie können eine unwillige Frau nicht zur Ehe zwingen.“
    „Sie werden einwilligen.“
    „Niemals, eher sterbe ich.“
    Er blieb völlig gelassen. „Wenn Sie nicht einwilligen, fordere ich ihren Bruder Brandon zum Duell und töte ihn.“
    „Pah! Dazu sind Sie gar nicht fähig mit ihrem lahmen Bein …“
    „Ich sorge dafür, dass Ihr Bruder mich fordert, dann habe ich die Wahl der Waffen. Ich bin ein Meisterschütze. Mein Schuss trifft ihn genau zwischen die Augen.“ Er erhob sich, umrundete den Schreibtisch und stützte sich dabei kaum auf seinen Stock. „Wie Sie sehen, erreiche ich alles, was ich will. Ich gebe Ihnen die Chance, Ihrem Bruder das Leben zu retten, bin aber ebenso gerne bereit, ihm das Gehirn wegzublasen und der Familie Rohan einen geliebten Sohn zu nehmen. Mich an der Schwester zu rächen wäre allerdings die gerechtere Vergeltung und hat außerdem den Vorzug, dass der Schmerz ein Leben lang währt. Nach unserer Vermählung werden Sie Ihre Familie nie wiedersehen.“
    Der Raum begann, um Miranda zu kreisen. Das Bild ihres geliebten Bruders, blutüberströmt und kalt im Morgengrauen auf einer einsamen Lichtung liegend, drehte ihr den Magen um. Sie zweifelte keine Sekunde daran, dass dieser niederträchtige Mensch die Wahrheit sprach.
    Sie durfte keine Schwäche zeigen. „Ich fürchte, Ihr Geist ist ebenso verwirrt wie der Ihrer Schwester, Mylord“, sagte sie absichtlich taktlos. Allerdings hielt sie ihn keineswegs für geistesgestört. Er war grausam, erbarmungslos und bei völlig klarem Verstand. „Wieso um alles in der Welt wollen Sie sich an eine Frau binden, die Sie hassen?“
    Er lachte. „Oh nein, ich hasse Sie nicht,

Weitere Kostenlose Bücher