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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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ausgezeichnete Idee. Ich denke, meine Braut hat heute schon genug Wein getrunken.“
    Miranda schaute lächelnd zu ihm auf, hätte ihn liebend gern gegen das Schienbein getreten, vorzugsweise gegen das lahme Bein. „Du bist so liebevoll um mich besorgt, vielen Dank“, gurrte sie.
    „Und du bist ziemlich betrunken.“ Er nahm sie beim Ellbogen und führte sie einen düsteren muffigen Flur entlang in ein kleines Zimmer, dessen behagliche Wärme die schäbige Einrichtung vergessen ließ. Mit einem Seufzer der Erleichterung sank Miranda in einen Sessel vor dem Kamin und hielt ihre klammen Hände ans Feuer. Lucien war an der Tür stehen geblieben und beobachtete sie.
    „Willst du dich nicht ans Feuer setzen? Du musst doch nach dem langen Ritt völlig durchfroren sein.“
    „Kälte kann mir nichts anhaben … Was tust du da?“, wollte er wissen.
    „Ich ziehe meine nassen Schuhe aus.“ Sie zog ihre Stiefeletten aus, streckte die Füße ans Feuer und wackelte mit den Zehen. Nach einer Weile drehte sie sich halb zu ihm um. „Bist du schockiert? Schließlich werden wir bald heiraten. Ehrlich gestanden, kommt mir das gelegen. Ich bin es nämlich leid, alleine zu leben und nur selten Besuch zu empfangen, wenn überhaupt einstige Freunde noch Umgang mit mir pflegen. Ich konnte ja gar nicht mehr mit einer Heirat rechnen. Du bist ein Glücksfall für mich, trotz deiner körperlichen Behinderung“, verkündete sie im Plauderton. „Du bist wohlhabend, relativ jung, wenn auch nicht mehr in der Blüte deiner Jugend, und du bist ein Earl. Worüber ich mir Gedanken mache, ist mein künftiger Titel. Werde ich Countess Rochdale sein oder weiterhin nur Lady Miranda? Wenn ich nicht irre, haben Erbtitel Vorrang, und ich bin immerhin die Tochter eines Marquess, aber bislang habe ich mich nicht sonderlich für solche Dinge interessiert. Meine Schwägerin wird es wissen; sie kennt sich hervorragend mit Adelstiteln aus. Ich werde ihr schreiben …“
    „Der Wein macht dich redselig“, stellte er fest, nahm im Sessel ihr gegenüber Platz und fixierte sie aus halb geschlossenen Augen mit dem Blick eines Raubtiers.
    „Oh, vielleicht bin ich auch nur ein wenig nervös.“ In Wahrheit fand sie Gefallen daran, die munter plappernde Braut zu spielen, die Rosen auf einem Misthaufen zu finden gedachte. Und Pawlfrey House glich wahrlich einem Misthaufen – alles war vermodert, dem Fraß von Motten und Holzwürmern preisgegeben. Strahlend lächelte sie Lucien an. „Kein Wunder, ich werde ja bald heiraten. Aber zuvor würde ich gerne ein Bad nehmen und mich umziehen, wenn du nichts dagegen hast. Ich will schließlich hübsch für dich sein.“
    „Ich bezweifle, dass wir den Vikar heute noch ausfindig machen können, meine Liebe“, wandte er ein und musterte sie argwöhnisch, etwa wie einen tollwütigen Hund, der jeden Moment zuschnappen könnte.
    „Oh, wie schade. Ich hatte mich schon auf unsere Hochzeitsnacht gefreut.“ Sie zog einen Schmollmund und schlug die Augen nieder.
    Er lachte, und sie befürchtete, ihre Rolle übertrieben zu haben. „Das kann ich verstehen, mein Schatz. Wenn Wein dich in eine so umgängliche Stimmung versetzt, wollen wir dafür sorgen, dass es dir nie daran fehlen soll.“
    „Das wäre himmlisch.“
    Er erhob sich. „Ich sage Mrs Humber Bescheid, dir ein Bad bereiten zu lassen. In der Zwischenzeit habe ich einige Dinge zu erledigen.“
    „Und was soll ich nach dem Bad anziehen? Ich hatte ja keine Zeit zu packen.“
    „Ich habe Garderobe für dich besorgen lassen. Es war nicht schwer, mich mit deiner Schneiderin Madame Clotilde in der St. James Street in Verbindung zu setzen.“
    „Du denkst aber auch an alles!“, rief sie und klatschte begeistert in die Hände.
    Er verbeugte sich mit einem ironischen Lächeln. „Ich tue mein Bestes. Nun überlasse ich dich Mrs Humbers Fürsorge. Sie ist schon ihr ganzes Leben im Haus. Ich glaube sogar, sie ist eine entfernte Cousine oder so etwas Ähnliches. Ich schätze sie sehr. Behandle sie mit Respekt.“
    Miranda unterdrückte eine spitze Bemerkung. „Aber selbstverständlich, Liebster! Ich behandle alle Untergebenen freundlich und respektvoll.“
    „Mrs Humber betrachtet sich nicht als Untergebene.“
    „Nein, das kann ich mir denken. Dennoch ist sie deine Haushälterin und damit eine Bedienstete. Oder ist sie etwa deine Mätresse?“
    Er lachte wieder. „Sie ist meine Haushälterin. Sei auf der Hut, liebe Miranda. Sie könnte dir eine ernsthafte Feindin

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