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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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bereitwillig gab, was er haben wollte.
    Wieso interessierte er sich plötzlich so brennend für ein unscheinbares Püppchen aus Adelskreisen?
    Sie trug immer noch den Ring, den er ihr in einem teuflischen Impuls an den Finger gesteckt hatte, während er sie mit seinem Kuss betörte. Er fand einfach, dass die entzückende Miss Jane Pagett etwas Besseres verdiente als diesen schäbigen billigen Ring, den ihr Verlobter ihr geschenkt hatte.
    Den trug sie zwar auch noch, aber an der falschen Hand. Wenn sie seinen Ring loswerden wollte, musste sie aufhören, darüber nachzudenken, aber das würde ihr wohl kaum gelingen.
    Der Skorpion war wütend geworden, weil er den wertvollen Klunker weggegeben hatte. Zu dumm. Ein trauriges unschuldiges Mädchen sollte mehr Freude an Diamanten haben als eine dekadente Hure wie die Duchess of Carrimore. Wenn sich ihm die Chance bot, würde er ihr den Ring vom Finger ziehen, aber das würde er nur um ihretwillen tun.
    Er sah hübsch aus, der große protzige Diamant an ihrer feingliedrigen schmalen Hand. Unwillkürlich sah er Jane vor sich und dachte, sie gehört mir in einer völlig unüberlegten Gefühlsanwandlung. Doch sie gehörte nicht ihm, und das wollte er auch nicht ändern. Er wollte lediglich noch einmal von ihr kosten, und zwar ausgiebig.
    Aber das würde nicht geschehen. Sie war mit einem ehrbaren Gentleman verlobt. Und Jacob hatte es sich zum Prinzip gemacht, sich niemals in eine Beziehung einzumischen, nur weil er Lust dazu verspürte. Er würde Jane Pagett wohlbehalten bei ihrer Familie in London abliefern, immer noch unberührt, ohne den verräterischen Ring, und sie würde alles über den Schurken vergessen, der sie im Dunkeln geküsst hatte, während er einen Sack voller Diamanten raubte.
    Wenn er sie noch einmal küssen müsste, um ihr den Ring wieder vom Finger zu ziehen, so sollte es sein.
    Molly würde ihr vermutlich alle möglichen Geschichten über ihn erzählen. Natürlich Lügenmärchen, die gewiss kein gutes Licht auf ihn warfen. Das störte ihn nicht. Miss Pagett hatte ihn lange angesehen und nicht erkannt, was ihn nicht verwunderte. Er hatte sie in stockfinsterer Nacht geküsst, aber er hatte Augen wie eine Katze und hatte sie ziemlich deutlich gesehen. Und heute hatte er die Mütze tief in die Stirn gezogen und den Kragen hochgeschlagen, und selbst wenn sie sich an ihn erinnerte, würde sie keine Verbindung zwischen dem Juwelendieb und dem Kutscher mit dem breiten Yorkshire-Akzent herstellen.
    Die Reise nach London würde einige Tage dauern. Er hatte nicht vor, die Pferde zu wechseln, und wollte dem Gespann häufig längere Ruhepausen gönnen.
    Und wenn er ehrlich war, was nicht allzu häufig vorkam, wollte er noch eine Weile mit Miss Jane Pagett zusammen sein. Nein, er würde sich keine Freiheiten bei ihr herausnehmen. Dieser Kuss war gefährlich genug gewesen, und er konnte es sich nicht leisten, ein Techtelmechtel mit einer jungen Dame von Stand anzufangen. Er ließ sich grundsätzlich nicht mit einer unberührten Unschuld ein, oder mit Frauen, die keine Bereitschaft zu einer Liebelei erkennen ließen. Nicht, weil er ein anständiger Mensch war. Solche Affären machten lediglich mehr Scherereien, als sie wert waren.
    Die Nacht würde kalt werden, und er fragte sich, ob Long Molly daran gedacht hatte, warme Ziegelsteine in die Kutsche zu legen. Vermutlich nicht. Er sprang noch einmal vom Kutschbock, ging ins Wirtshaus zurück und kam kurz darauf mit zwei heißen, in Wolltücher gewickelten Ziegelsteinen zurück, für die er teuer bezahlt hatte, öffnete den Wagenschlag und blickte direkt in Jane Pagetts Gesicht.
    Hastig senkte er den Kopf und schob die Steine ins Wageninnere. „Damit Sie es warm haben“, brummte er in seinem Yorkshire-Akzent und klappte die Tür wieder zu. Er fluchte leise. Diesmal hatte sie sein Gesicht genau gesehen, aber das hatte nichts zu bedeuten. Sie hatte ihm noch nie bei Helligkeit gegenübergestanden.
    Gefährlicher war der Blick, der ihm auf sie vergönnt gewesen war. Auf ihren roten Kirschmund, ihre großen braunen Augen, auf den Diamantring, der an ihrem Finger funkelte.
    Er schwang sich auf den Kutschbock, nahm die Zügel auf und ließ die Peitsche knallen. Die Pferde zogen ruckartig an, wodurch die Passagiere mit Sicherheit von ihren Sitzen geschleudert wurden. Aber das war nichts verglichen mit seinem inneren Aufruhr.
    Es war ratsam, die Reise nicht zu sehr in die Länge zu ziehen. Jacob war ein Mensch, der die Gefahr

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