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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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sich auch nicht, sie zugezogen zu haben. Höchst merkwürdig. Vielleicht hatte Bridget noch einmal nach ihr gesehen.
    Sie stand auf und begab sich zur hohen Doppeltür, ohne daran zu denken, dass sich jemand im angrenzenden Arbeitszimmer aufhalten könnte – und erstarrte beim Anblick einer über den Schreibtisch gebeugten Gestalt.
    Lucien machte sich nicht einmal die Mühe, den Kopf zu heben. „Ich wusste gar nicht, dass du eine Leseratte bist, mein Schatz.“ Erst jetzt sah er sie kühl aus seinen hellen Augen an. „Weißt du nicht, wie gefährlich es ist, im Dunkeln durch dieses morsche alte Haus zu schleichen? Ich werde die Bibliothek abschließen lassen, damit du nicht in Versuchung gerätst.“
    Es dauerte einen Moment, bis sie ihren aufsteigenden Groll bezwang und in ihre Rolle fand. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Eine glänzende Idee, Liebster. Schließe sie ab.“
    „Das wird dir nichts nützen“, erklärte er sarkastisch.
    Sie trat näher und ließ sich anmutig auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch nieder. „Was meinst du damit, Liebster?“
    „Deine gekünstelte Heiterkeit und Begeisterung. Ich habe keine Ahnung, was du dir davon versprichst. Allerdings erleichtert mir eine gefügige Mätresse natürlich Einiges.“
    „Deine Mätresse, Liebster?“, fragte sie gurrend. „Ich dachte, wir heiraten.“
    „Nun ja, wenn ich es mir recht überlege, genügt es mir, dich als Geliebte zu halten. Eine Ehe dauert ein ganzes Leben, was eher mühselig wäre, und ich bin nicht überzeugt, dass du es wert bist.“
    „Du sprichst mir aus dem Herzen! Von deiner Dienerschaft erfuhr ich bereits, wie rasch du dich langweilst. Und es wäre ja auch lästig für dich, keiner anderen Frau den Hof machen zu können, wenn du an mich gebunden bist.“
    „Ich mache Frauen nicht den Hof. Sie kommen zu mir. So wie du.“
    „Ich weiß, mein Bester. Und das kam dir sehr gelegen“, flötete sie. „Mich stört es keineswegs, in Sünde zu leben. Im Grunde genommen träume ich noch immer von wahrer Liebe und ewigem Glück. Wenn sich unsere Wege trennen, reise ich auf den Kontinent, vorausgesetzt, dort ist nicht wieder ein verflixter Krieg im Gange. Vielleicht lasse ich mich in Paris nieder.“
    Er lehnte sich in seinem hohen Sessel zurück und musterte sie aus schmalen Augen. „Willst du mir etwa weismachen, nicht in mich verliebt zu sein, Engel?“, fragte er gedehnt.
    Sie zog die Stirn kraus, neigte den Kopf seitlich und sah kokett zu ihm auf. „Würde dir das gefallen? Wenn du es wünschst, könnte ich es sicherlich schaffen. Ich dachte nur, du bevorzugst eine widerstrebende Gespielin.“
    „Die Rolle der Widerstrebenden hast du bisher nicht überzeugend gespielt“, knurrte er und ließ seinen Unmut deutlich erkennen.
    Miranda seufzte. „Ich weiß. Es ist eine schlechte Angewohnheit, mich leicht anzupassen. Vergiss nicht, ich habe ja bereits Erfahrung darin, entführt zu werden. Bei Christopher St. John habe ich keine Träne vergossen. Ich sagte ihm, was ich von ihm halte, was mir leider nichts genützt hat. Und als er mich zwang, mit ihm zu schlafen, habe ich mein Bestes getan, um Spaß daran zu haben.“
    „Tatsächlich?“ Sein Interesse war geweckt.
    „Offen gestanden fand ich die Angelegenheit nur eklig, schmerzhaft und beinahe komisch. Dieses winzige Anhängsel, das den Männern zwischen den Beinen baumelt, finde ich ziemlich lächerlich.“
    „Winzig?“
    Sie entsann sich der Momente im Gasthof. Das, was sich gegen ihre Schenkel gedrängt hatte, hatte sich keineswegs winzig angefühlt. Sie hielt es für ratsam, nicht näher auf das Thema einzugehen.
    „Als mir klar wurde, dass er damit nicht aufhören würde, habe ich ihm einen Krug über den Schädel geschlagen und bin geflohen. Hätte ich es nur früher getan, wäre mir eine Menge Ärger erspart geblieben. Worauf ich eigentlich hinauswill: Ich verstehe mich sehr gut darauf, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Man sollte meinen, die Ächtung der Gesellschaft hätte mich kreuzunglücklich gemacht, aber in Wahrheit fühlte ich mich in meinem kleinen Haus sehr wohl, konnte tun und lassen, was mir gefiel, musste mir keine Gedanken darüber machen, welches Kleid ich zu welchem Ball trage, ob ich zu Almack’s gehe oder welcher Heiratskandidat für mich infrage käme. Niemand konnte mir Vorschriften machen, wobei meine Familie es gelegentlich versuchte, aber letztlich war ich frei und unabhängig. Wenn du also beabsichtigst, mich lediglich

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