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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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nur annähernd so berauschend schmeckte, wie er ihn in Erinnerung hatte.
    Er hockte da und trank sein Bier. Es wäre falsch, sich in der ersten Nacht der Reise zu betrinken. Morgen würde er nur einen Brummschädel haben, der ihn vielleicht von seinem Fahrgast ablenken würde.
    Je mehr er trank, desto deutlicher sah er ihr süßes Gesicht vor sich, desto heftiger sehnte er sich nach ihr. Wenn er weiter trank, konnte es passieren, dass er im Vollrausch in ihre Kammer stürmte und sich Miss Jane Pagett vorstellte, zumindest ein ziemlich steifer Teil von ihm.
    Das Schankmädchen verzog sich schließlich in ihr Bett, allein. Er hatte eine Schlafstelle im Pferdestall, warm, sauber und gemütlich. Aber er wollte nicht schlafen. Er wollte die Nacht über hier sitzen bleiben, in der Nähe von Miss Pagett, ausgemachter Narr, der er war.
    Das Feuer im Kamin brannte zur Glut herunter, aber Jacob hatte keine Lust, Holz nachzulegen. Er lehnte sich zurück, stützte seine langen Beine auf das Messinggitter und sann über die Lächerlichkeit des Lebens nach.
    Und dort fand Jane ihn, als die Standuhr zwei Mal schlug.

15. Kapitel
    K aum war Miranda in ihrem Zimmer, als Bridget aufgeregt hereinhuschte, um ihr bei der Morgentoilette zu helfen. „Es tut mir furchtbar leid, dass ich nicht früher kommen konnte, Mylady. Mrs Humber gab mir ständig etwas zu tun, bis ich vergaß, ein Frühstückstablett für Sie vorzubereiten. Und dann sprach Seine Lordschaft mich auch noch auf der Treppe an. Kein Wunder, dass ich spät dran bin.“ Ihr Blick flog unstet hin und her. „Ich rede zu viel, nicht wahr? Mrs Humber sagt, eine gute Zofe spricht nur, wenn das Wort an sie gerichtet wird, und plappert nicht einfach drauf los. Sie sagt, aus mir wird erst eine gute Zofe, wenn es in der Hölle schneit. Verzeihen Sie, Mylady.“
    „Du machst deine Sache recht ordentlich, Bridget“, beruhigte sie das zerknirschte Mädchen. „Worüber hat Seine Lordschaft denn mit dir geredet?“
    Bridget wurde rot, und Miranda ahnte Böses.
    „Ähm … er wollte wissen, ob Ihnen Ihr Zimmer gefällt, und ob Sie alles haben, was Sie brauchen …“
    „Was denn zum Beispiel?“ Bridget schnürte die Bänder ihres Korsetts, und Miranda hielt die Luft an.
    „Na ja, er wollte eben wissen, ob Sie alles haben, was Sie brauchen“, murmelte Bridget ausweichend.
    „Das hast du bereits gesagt. Was genau wollte er von dir wissen, Bridget?“ Miranda drehte sich ihr zu und zwang sie, ihr ins Gesicht zu schauen.
    Das Mädchen errötete noch tiefer. „Er … wollte von mir wissen, ob genügend Einlagen im Haus sind für … für Ihre … Sie wissen schon“, stammelte sie. „Es war mir wahnsinnig peinlich, dass ein Gentleman über so etwas spricht! Aber ich musste ihm doch antworten und sagte ihm, dass Sie mir sagten, dass Sie es gerade hinter sich haben und erst in drei Wochen oder so frische Einlagen brauchen. Und dann nickte er und sagte so etwas wie ‚Das dachte ich mir‘, und ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich vielleicht etwas Falsches gesagt habe, aber er ist doch mein Dienstherr und ich …“
    „Mach dir deshalb keine Sorgen, Bridget“, antwortete Miranda gelassen und tätschelte ihr beruhigend den Arm. Sie hätte wissen müssen, dass er nachfragen würde. Nun musste sie sich eben eine andere Ausrede ausdenken. Wie Scheherazade, die dem mordlüsternen Sultan tausendundeine Nacht Geschichten erzählt hatte, um ihren Kopf zu retten. Der Stuhl unter der Türklinke könnte ihr wenigstens eine weitere Nacht Aufschub geben. Er würde die Tür nicht eintreten und das ganze Haus wecken.
    Sie war fantasiebegabt und würde sich etwas Kluges einfallen lassen, um sich Lucien de Malheur vom Leib zu halten. So lange wie möglich. Und wenn es dennoch passieren sollte, würde sie steif wie ein Brett unter ihm liegen und es über sich ergehen lassen. Dabei könnte sie im Stillen Gedichte aufsagen, oder auf Latein bis hundert zählen, alles Erdenkliche, um sich davon abzulenken, was mit ihrem Körper geschah. Latein schien ihr das geeignete Gegengift für seine sinnlichen Küsse und Berührungen zu sein.
    Sie musste gestehen, dass er bei der Auswahl ihrer Kleider einen exzellenten Geschmack bewiesen hatte. Wie lange hatte er seinen schändlichen Plan wohl schon geschmiedet, dass er eine vollständige Garderobe für sie bei ihrer Schneiderin hatte anfertigen lassen können? So etwas ging schließlich nicht von heute auf morgen. Wenn sie wieder in London war, würde sie

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